Wenn Fundsachen nach einer Frist nicht abgeholt werden, werden sie versteigert. Diese Auktion bietet Unterhaltungswert.
Kubanische Zigarren und BadehosenDiese Gegenstände werden vom Kölner Fundbüro versteigert
Kurz und knapp handelt Auktionator Vincent Güte die Modalitäten ab, dann kann es losgehen. Der Ring aus Weißgold geht für 190 Euro weg, die Badehose im XL-Format für 13, der Startpreis für die Tüte mit diversen Gürteln und Taschen liegt bei zwei Euro. Am Ende zahlt jemand – „zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“ – 42 Euro dafür.
Wenn das städtische Fundbüro zur Versteigerung bittet, ist ein gewisser Unterhaltungswert garantiert. Was auch immer Menschen in der Stadt verloren und nach der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist nicht beim Fundbüro abgeholt haben, kommt hier unter den Hammer. Etwa 40 Interessenten haben sich am Mittwoch im Auktionssaal des Fundbüros an der Dillenburger Straße in Kalk eingefunden, als Vincent Güte um 9 Uhr die Veranstaltung startet. Die Funktionalität der Gegenstände sei nicht geprüft worden, sagt der stellvertretende Fundbüro-Leiter zur Eröffnung und die Stadt übernehme keine Gewährleistung: „Gekauft wie gesehen“.
Kubanische Zigarren waren Diebesgut
Khiet Bui sitzt in der letzten Reihe des kleinen Saals, der sich immer mehr füllt. Manchmal kann er sich ein Kichern nicht verkneifen. „Darf ich die mal testen?“, sagt er scherzend zu seinem Freund auf dem Platz vor ihm, als eine Kiste mit 15 kubanischen Cohiba-Zigarren zur Ansicht herumgereicht wird. Bei 700 Euro liegt der stattliche Startpreis für die exklusiven Rauchwaren, neu koste eine Zigarre schließlich 111 Euro, so Vincent Güte. Doch niemand hat Interesse an der bereits geöffneten Kiste, auch Khiet Bui nicht. Stattdessen könne er ein Zelt oder einen Elektro-Bass ganz gut gebrauchen: „Aber die Wahrscheinlichkeit ist gering.“
Einige Gäste kommen regelmäßig und bieten bei fast jedem Gegenstand. Andere wollen sich vor allem ein paar vergnügliche Stunden bereiten. „Ich bin Rentner und habe Zeit“, sagt ein 68-Jähriger aus Nippes, der seinen Namen nicht verraten will. Zwar suche er nach einer kleinen Digitalkamera, doch noch mehr fasziniere ihn die Versteigerung an sich: „Ich finde interessant, wie viel für einiges geboten wird.“ Für die Tüten zum Teil unbekannten Inhalts zum Beispiel. Unter den Bietern befänden sich wohl einige Glücksritter, vermutet der Gast.
Auktion im Kölner Fundbüro: Erlöse kommen Stadtkasse zugute
Dazu gehört heute auch der 44-jährige Thomas, der mit seinem Sohn Jannik aus Frechen gekommen ist. Für die Tüte mit Schmuck hat Thomas 280 Euro bezahlt. Zu Hause werde er genau nachschauen, ob vielleicht doch etwas Wertvolles dabei sei, ein Ring aus echtem Gold vielleicht: „Manchmal hat man Glück.“ Manchmal hat man aber auch Pech. Elisabeth Weber-Paul hat für eine Kiste, in der sich laut Aufkleber eine Lampe befinden sollte, 22 Euro bezahlt. In der U-Bahn-Station öffnete sie die ungewöhnlich schwere Fracht und stieß auf einen Haufen abgelaufener Konserven. Also zurück zum Auktionssaal, wo Selma Sacco der Rentnerin das Geld erstattet.
Selma Sacco ist Leiterin des Kölner Fundbüros, in dem pro Jahr rund 20.000 Gegenstände abgegeben werden. Außerdem bekommt das Fundbüro von Polizeiwachen oder den Kölner Verkehrs-Betrieben Vergessenes aller Art. Manchmal erkläre zudem ein Staatsanwalt Diebesgut zur Fundsache, erzählt Sacco. Zu dieser Kategorie gehörten zum Beispiel die kubanischen Zigarren.
Nicht alles darf verkauft werden
Die KVB-Stücke darf das Fundbüro nach einer dreimonatigen Aufbewahrungsfrist versteigern, wobei die Erlöse an die KVB zurückfließen. Alles andere darf nach sechs Monaten unter den Hammer und kommt der Stadtkasse zugute. Gehe es um Wertsachen wie Schmuck, Uhren oder Handtaschen, prüfen laut Selma Sacco Experten Echtheit und Wert: „Ich kann ja schlecht ein Plagiat anbieten, das wäre eine Straftat.“ Nicht angeboten werden unter anderem Schlüssel – sie werden nach der Frist vernichtet. Fahrräder wiederum werden gesondert verkauft.
Rund 150 Objekte ruft Auktionator Vincent Güte an diesem Vormittag auf. Am Ende liegt der Gesamterlös bei rund 13.500 Euro. Da seit einigen Monaten ungewöhnlich wenige Fundsachen in Kalk landen, sind etliche Fundstücke aus früheren Jahren dabei. Das mit einem Startpreis von 1700 Euro teuerste Objekt des Tages, ein Konvolut aus (Gold-)Münzen, findet keinen neuen Eigentümer.
Dafür eine Drohne, eine Schlagbohrmaschine, Elektrokleingeräte und vieles mehr. Die Tüte mit zwei neuen Schlafanzügen ebenfalls. Anders als die Kiste mit den Konserven sei sie kein Fehlkauf gewesen, sagt Elisabeth Weber-Paul. Im Gegenteil: Überraschenderweise habe sie darin auch neue Unterwäsche, Zigarren und einen Schal vorgefunden. Die 71-Jährige aus der Südstadt strahlt über das ganze Gesicht: „Ich komme wieder und bringe Leute mit.“
Etwa alle drei Monate veranstaltet das Fundbüro an der Dillenburger Straße 27 Versteigerungen. Neu im Programm ist ein Verkauf nicht versteigerter Gegenstände. Der nächste Verkauf findet voraussichtlich im Spätsommer/ Herbst auf dem Ottmar-Pohl-Platz in Kalk statt. (cht)