AboAbonnieren

Machwerkhaus KölnPilotprojekt soll ehemaliges KHD-Gelände in Kalk transformieren

Lesezeit 3 Minuten
Thiemo Klein im Machwerkraum/Machwerkhaus Köln

Thiemo Klein ist der Statthalter des Machwerkhauses in Köln.

Auf dem ehemaligen KHD-Gelände in Kalk entsteht das neue Machwerkhaus. Hier sollen handwerkliche Produkte hergestellt und verkauft werden.

Auf einem Teil des ehemaligen Geländes der Klöckner-Humboldt-Deutz AG, meist einfach KHD genannt, soll ein Zentrum für Design und urbane Produktion entstehen. Dahinter steckt die Machwerkstadt GmbH, die mit einem Konzept in ganz Deutschland sogenannte Machwerkhäuser errichten will. Der Technikhof in Kalk ist das Pilotprojekt. Das Machwerkhaus hat von der Stadt Köln ein Erbbaurecht für die nächsten 99 Jahre erhalten.

„Wir haben das Objekt jetzt übernommen, um es wieder zu kuratieren und zu begleiten, aber auch zu transformieren“, sagt Thiemo Klein, der sich als Statthalter und Kurator des Geländes bezeichnet. Mitte August fand eine Feier zur Eröffnung statt, seit Januar gehört das rund 20.000 Quadratmeter große Gelände dem Machwerkhaus. Viele Werkstätten und Büros ziehen sich über das Gelände, durch dessen Mitte eine Straße führt. Aktuell sind hier rund 50 Unternehmen mit 400 Mitarbeitern ansässig.

Das Machwerkhaus Köln soll Handwerk und Design verbinden

Das Machwerkhaus hat unter anderem einen Werkraum im Gebäudekomplex erschaffen – dieser soll später das Herz des Hauses sein und ein Café oder Restaurant beheimaten. Viele der verbauten Materialien kommen von ansässigen Unternehmen im Haus, unter anderem eine Beleuchtungsanlage, die von der Firma Buschmann gebaut wurde.

Bild vom Machwerkraum im Machwerkhaus Köln

Im Zentrum des Machwerkhauses befindet sich der Machwerkraum und das Büro von Thiemo Klein

Und das spiegelt auch schon die Idee des Hauses wider. Die Mieterinnen und Mieter kommen aus dem Handwerk und sollen hier gemeinsam in den Austausch treten, Produkte vor Ort herstellen und in zweimal jährlich stattfindenden Werkschauen ausstellen. Auch Künstler sind dazu eingeladen.

Beliebte Lage in Kalk für innovative Unternehmen

Einer dieser Mieter ist das Unternehmen „Draufgänger“, das dort mit vier Mitarbetern Schuhe und Ledergürtel fertigen, aber auch reparieren. „Von Anfang an stand das Machwerkhaus ja im Zeichen von Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit, da passen wir sehr gut rein“, sagt Jürgen Gerber, einer der Geschäftsführer. Seinen bisherigen Laden „Herr Gerber“ in der Südstadt wird er für die Werkstatt im Machwerkhaus noch in diesem Jahr aufgeben. Über eine Bekannte war er auf das Projekt aufmerksam geworden. „Mit anderen Handwerksbetrieben und Designern hier an einem Ort zu sein, macht es spannend und interessant“, so Gerber weiter.

Jürgen Gerber und Gerd Felix Adler von „Draufgänger“ im Machwerkhaus

Jürgen Gerber und Gerd Felix Adler von „Draufgänger“

Wichtig ist dem Machwerkhaus auch, ein Ort der Begegnung zu sein. Das Unternehmen „Draufgänger“ wird deshalb auch Workshops geben, der Werkraum soll dafür ebenfalls genutzt werden und auch als Speisestätte dienen. In einer Markthalle sollen später Produkte aus dem Haus verkauft werden. „Wir werden auch höchstwahrscheinlich eine Rösterei bei uns bekommen, im kommenden Jahr werden wir auch eine Bäckerei hier einziehen lassen“, sagt Thiemo Klein.

Einige bisherige Mieter werden allerdings ausziehen, vor allem bisher angesiedelte Kfz-Werkstätten. Sie würden allerdings vom Partner Köln-Business bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten unterstützt, oder hätten diese bereits gefunden, so Klein. Grundsätzlich soll alles an Produkten im Machwerkhaus selbst hergestellt werden.

Ein Beirat kontrolliert das Projekt

Ein Blick in die Straße im Machwerkhaus Köln am Tag der Eröffnungsfeier

Bild von der Eröffnungsfeier des Machwerkhauses Mitte August

Das Projekt wird privatwirtschaftlich finanziert, allerdings von einem Beirat kontrolliert. Jährlich muss das Machwerkhaus Rechenschaft über das Projekt und seine Ergebnisse ablegen. Im Beirat sitzt neben Köln-Business auch der Verein Köln-Design und eines der Unternehmen. Es sei eines der ersten Male gewesen, dass die Stadt ein Gelände nicht verkauft, sondern im Erbbaurecht weitergegeben habe. „Wir wollten das auch so machen, dass die Stadt eben nicht ihr Tafelsilber aus den Händen gibt. Das ist ja eine wertvolle Immobilie und Kulturgut, das in den Händen der Bürgerinnen und Bürger bleiben soll“, sagt Klein.

Interessant dürfte es auch werden, wenn direkt nebenan der Bildungscampus des Erzbistums Köln in Kalk fertiggestellt wird. Das Machwerkhaus könnte sich eine Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern von dort durchaus vorstellen. „Das Handwerk hat ja leider einen schlechten Ruf bei vielen jungen Leuten“, sagt Klein, „aber es ist eine ganz tolle Möglichkeit, kreativ zu arbeiten und auch etwas mit den Händen zu tun.“