Kalks neue Bürgermeisterin im Gespräch„Ich musste erst einmal schlucken“
- Kalks Bürgermeister Marco Pagano ist zurückgetreten, Claudia Greven-Thürmer tritt seine Nachfolge an.
- Claudia Greven-Thürmer will das Bürgerhaus wiederbeleben. Auch Fluglärm und eine zweite Grundschule stehen oben auf ihrer Agenda.
- Ein Gespräch über ihre Pläne für Kalk und darüber, wie es sich anfühlt, überraschend ein Spitzenamt zu übernehmen.
Kalk – Frau Greven-Thürmer, seit einigen Tagen sind Sie nun Bezirksbürgermeisterin in Kalk. Der kurzfristige Rücktritt ihres Vorgängers Marco Pagano machte es möglich. Plötzlich im politischen Spitzenjob.Claudia Greven-Thürmer: Ja, aber geplant war das für mich zu diesem Zeitpunkt eher nicht. Ich wollte erst bei den im nächsten Jahr anstehenden Kommunalwahlen für dieses Amt kandidieren. Aber ich war kaum aus dem Urlaub zurück, da fragte mich Pagano, ob ich nicht auch schon ein Jahr früher einsteigen könnte. Ich musste erst einmal schlucken und habe mir eine Woche Bedenkzeit genommen.
Was überlegt man denn da?
Es ist ein Ehrenamt, aber es bedeutet viel Arbeit, wenn man es gut machen will. Passt es derzeit mit meinem Hauptjob zusammen? Ich arbeite ja als Sozialraumkoordinatorin in Buchheim und Buchforst. Auch mit Freunden habe ich mich ausgetauscht. Und in den Sommerferien war ich schon mal in einigen Stadtteilen unterwegs, habe mich umgeschaut und Leute getroffen. So in Humboldt-Gremberg und Brück. Und dann habe ich bei der nächsten Fraktionssitzung meinen SPD-Parteifreunden zugesagt.
Die Chance, Bezirksbürgermeisterin zu werden, ist jetzt wohl größer als im nächsten Jahr. Da ist mit Blick auf die Entwicklung der SPD eine erneute Mehrheit fraglich.
Das weiß man doch jetzt noch nicht. Die aktuellen Mehrheitsverhältnisse in der Bezirksvertretung sind halt, wie sie sind. Da hat sich die Möglichkeit ergeben.
Gewählt wurden Sie mit einem überzeugenden Votum. Von 16 anwesenden Bezirksvertretern gab es 15 Ja- und eine Nein-Stimme.
Das hatte ich so nicht erwartet und es hat mich auch total gefreut. Aber ich sehe das gute Ergebnis auch als Bestätigung unserer Arbeit und auch für den respektvollen und wertschätzenden Umgang untereinander. Das ist bei uns in Kalk schon anders als in manchen anderen Bezirksvertretungen, wie man so hört. Wir können alle gut miteinander sprechen.
Von wem kam denn die Gegenstimme?
Ich weiß es wirklich nicht. Alle, die man fragt oder die von sich aus auf mich zukommen, sagen „Ich war's nicht“. Und ich selber war es auch nicht. Aber das ist letztendlich auch egal, denn als Bezirksbürgermeisterin ist man für alle da, die in Kalk wohnen. Dazu gehören alle Farben. Ich habe jetzt einen Schlüssel fürs Bezirksrathaus und kann in mein neues Büro so rein und raus, wie ich das will. Ab Oktober plane ich einen Nachmittag eine „offene Tür“ für die Bürger. Dann kann jeder kommen.
Zur Person
Claudia Greven-Thürmer (62) stammt aus Kleve. Zum Studium an der Kath. Fachhochschule kam sie 1976 nach Köln und blieb. Sie arbeitete bei der Arbeiterwohlfahrt zu der die „Buchheimer Selbsthilfe“ gehört, bei der sie als Sozialraum-Koordinatorin für Buchheim und Buchforst zuständig ist. Seit 30 Jahren lebt sie in Merheim, ist verheiratet, hat eine Tochter. Seit 20 Jahren ist sie Mitglied der SPD und des Merheimer Bürgervereins. (NR)
Ihre erste Sitzung haben Sie souverän geleitet. Sie wirkten gut vorbereitet und strukturiert. Wo sehen Sie denn bei sich selbst die Unterschiede zu Ihrem Vorgänger?
Ich sehe bei der Stadtverwaltung auch eher die positiven Sachen. Aus meiner alltäglichen Arbeit weiß ich, dass die Rückkopplung der Verwaltung in die Bezirke oder in den Stadtteil hinein nicht so geübt ist. Zuständigkeiten spielen eine große Rolle. Beispielsweise bei Bürgerbeteiligung zu Stadtplanungen. Da wird man als interessierter Bürger eingeladen, bringt sich ein und hört lange nichts mehr. Da müsste die Verwaltung häufiger mal den Zwischenstand offenlegen – auch mal ungefragt. Da sehe ich noch viel Spielraum.
Was planen Sie sonst noch für das kommende Jahr?
Da geht es mir zunächst um Beständigkeit und Verlässlichkeit. Und das mit all den Projekten, die wir schon auf dem Weg haben. Da hat sich bei mir bis jetzt auch noch kein spezielles Lieblingsprojekt herauskristallisiert. Aber rund um die Hallen Kalk müssen dringend ein paar Dinge passieren. Das müssen wir jetzt auf den Weg bringen, sonst wird das nichts. Auch die vielen neuen Bewohner der schon fertigen, im Bau oder in der Planung befindlichen Neubauprojekte – vor allem im Stadtteil Kalk – gilt es zu integrieren und einzubeziehen.
Denen muss man aber auch Treffpunkte bieten.
Das sehe ich genauso. Wichtig ist dafür die geplante Jugendeinrichtung auf dem Malteser-Gelände. Auch das Bürgerhaus an der Kalk-Mülheimer Straße mit seinem Café-Betrieb gilt es wieder in Schwung zu bringen. Dort haben früher viel mehr Konzerte oder andere Veranstaltungen stattgefunden. Jeder weiß doch: Musik verbindet. Früher gab es in der Abenteuerhalle „Kalk rockt“. Das war eine tolle Veranstaltungsreihe. So was muss wieder gemacht werden. Auch den Kontakt zu den Schulen möchte ich ausbauen. So planen wir im Sinne von „Demokratie üben“ von der Bezirksvertretung aus, eine eigene Sitzung für Schüler mit Schwerpunkt an Jugend-Themen.
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Sie wohnen seit vielen Jahren in Merheim. Gibt es da Probleme quasi vor der Haustür?
Natürlich. Die Einmündung der Servatiusstraße in die Olpener Straße muss besser gesichert werden. Auf dem Parkplatz am Einkaufszentrum stehen abgemeldete Fahrzeuge herum, weil sich keiner verantwortlich fühlt. Bei den Planungen für eine zweite Grundschule im Veedel passiert nichts. Ein weiteres Problem ist der Fluglärm. So ein dicker Brummer, der nachts über unseren Häusern herfliegt, schleicht sich häufig in meine Träume ein. Und wenn ich dann wach werde, höre ich ihn nicht mehr, weil der dann schon auf dem Flughafen gelandet ist.
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Es gibt also viel zu tun. Wie hoch ist eigentlich Ihr Klüngel-Faktor?
Ich klüngele gerne im Beruf, um als Sozialarbeiterin für die Leute das Beste herauszuholen. Aber in der Politik geht das gar nicht.