Kalter KriegEhemaliger Atombunker in Köln-Kalk kann nun in 3-D erkundet werden
Kalk – Wer einen Termin für eine Führung durch den ehemaligen Atombunker in der U-Bahn-Station Kalk Post haben will, muss Geduld aufbringen.
„Wir sind ausgebucht bis Ende des Jahres“, sagt Robert Schwienbacher, Vorsitzender des Vereins „Dokumentationsstätte Kalter Krieg“, der die jahrzehntelang verschlossenen Versorgungsanlagen in der Zwischenebene der Haltestelle erstmals im September 2016 der breiten Öffentlichkeit zugänglich machte und seitdem jeden ersten Sonntag im Monat Besichtigungen anbietet. „Etwa 3000 Menschen haben wir bisher durchgeführt“, so Schwienbacher. 1200 stünden noch auf der Warteliste.
Doch die 1979 fertiggestellte Bunker-Anlage, die einst rund 2400 Menschen 14 Tage lang Schutz vor Atomstrahlung bieten sollte, ist nun auch ohne Wartezeit zugänglich – zumindest virtuell. Ein 3-D-Rundgang ermöglicht ab jetzt einen Spaziergang durch die tageslichtfreien Versorgungsräume am Computer. Per Mausklick kann sich der Nutzer etwa im Maschinenraum mit den Pumpen bewegen, die im Ernstfall Wasser aus einem eigenen Tiefbrunnen gefördert hätten.
2500 Quadratmeter große Versorgungsetage
Oder er kann in die viel zu kleine Küche weiter wandern, das Operationszimmer, in die kargen Waschräume, in die Krankenstation. 2500 Quadratmeter groß ist die von außen nicht zu erahnende Versorgungsetage. Geschlafen hätten die Schutzsuchenden allerdings auf Feldbetten in der U-Bahn-Station oder in den Bahnen selbst. Vor 14 Jahren wurde die „Mehrzweckanlage“ offiziell außer Dienst gestellt, nun ist sie eine bedrückende Erinnerungsstätte an die Zeit des Kalten Kriegs.
Für den virtuellen Rundgang verantwortlich zeichnet die Firma Domstadt.tv, die Unternehmens- und Imagefilme produziert und nun in das Geschäft mit 3-D-Produktionen einsteigen will. Mit dem Rundgang durch die Kalker Atomanlage wolle er die neue Darstellungsform, in die auch erklärende Videos eingebunden werden können, bekannter machen, sagte Geschäftsführer Guido Breunung auf einer Pressekonferenz im Atombunker. Es handele sich um ein Referenz-Produkt, das den Verein „Dokumentationsstätte Kalter Krieg“ nichts koste.
Die Technik stammt vom Kölner Immobilienmakler Roland Kampmeyer, der schon jetzt die von ihm angebotenen Wohnungen mit 3-D-Videos bewirbt. Er stellte eine 5000 US-Dollar teure Profi-3-D-Kamera zur Verfügung, die es bislang nur in den USA zu kaufen gibt. Das Gerät dreht sich automatisch auf einem Stativ und wird über ein iPad gesteuert. Noch seien virtuelle Rundgänge durch Gebäude nicht weit verbreitet, so Breunung: „Ich denke aber, dass das Thema in den kommenden zwei Jahren einen richtigen Hype erlebt.“
3-D-Erkundung des Bunkers ersetzt nicht den echten Besuch
Robert Schwienbacher betrachtet den 3-D-Rundgang als zusätzliches Angebot. Dass es den echten Besuch in der Atomanlage ersetzt, glaube er nicht: „Die Atmosphäre kann der Film nicht widerspiegeln.“ Der Verein will künftig auch Schulklassen Führungen anbieten.
Derzeit bemüht er sich um Gelder, damit auch unter der Woche Gruppen durch die Atomanlage geführt werden können. „Das Interesse ist ungebrochen“, so Schwienbacher. Das liege vielleicht auch am aktuellen politischen Geschehen.
Der 3-D-Rundgang ist derzeit unter www.domstadt.tv/atombunker abrufbar, ab kommender Woche auch unter der Vereinsadresse www.do-kk.de. Hier können sich Interessenten auch für kostenlose Führungen anmelden.
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