AboAbonnieren

Vernachlässigte AlleeGibt es bald Birnenschnaps aus Köln-Brück?

Lesezeit 3 Minuten
IMG_5281 (2) (1)

Die idyllische Birnbaumallee am Eiskaulenweg.

Köln-Brück – Eine alte Obstbaumallee am Brücker Eiskaulenweg verwildert zusehends. Nun wollen sich Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich um die Pflege der 36 Birnbäume kümmern. Und um die Vermarktung der reichen Ernte, denn Experten rechnen mit einem Ertrag von einer Tonne.

Man muss genau hinschauen: „Seit 15 Jahren wohne ich ganz in der Nähe des Eiskaulenwegs und habe nicht gemerkt, dass es sich um eine Birnbaumallee handelt“, erzählt Marco Seibert, seit Mai Vorsitzender des Bürgervereins Brück, lachend. Michael Müller vom Bergischen Streuobstwiesenverein hatte sich vor einigen Monaten bei seinem Vorgänger Heinz-Dieter Richmann und bei Sylvia Schrage, der Vorsitzenden des Neubrücker Bürgervereins gemeldet und angeregt, sich der Pflege und Erhaltung der Allee anzunehmen.

Brücker wollen Astbruch und Verwilderung vermeiden

36 Birnbäume säumen den Eiskaulenweg, der von Radfahrern und Fußgängern gern als Verbindung zwischen Brück und Neubrück genutzt wird. Nach Einschätzung von Müller sind sie mehrere Jahrzehnte alt und befinden sich in einem insgesamt guten Zustand. Doch bedürften sie dringend der Pflege, damit sie nicht Astbruch und Verwilderung zum Opfer fallen. „Wir halten die Birnbaumallee für absolut erhaltenswert“, sagt Marco Seibert, der mittlerweile gar von einem „Herzensprojekt“ spricht. Auch der Neubrücker Bürgerverein ist mit an Bord.

Kürzlich trafen sich Vertreterinnen und Vertreter beider Vereine mit ihm unter den Birnbäumen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Als erstes stünden noch eine genauere Bestandsaufnahme und erste Schnitte zur Vermeidung von Astbruch an, klärte Müller die Delegation auf. Susanne Kommessien-Seibert vom Brücker Bürgervereins ließ sich von dem Experten bereits einweisen und weiß nun, worauf sie achten muss. „Zu zweit sollten wir in ein, maximal zwei Stunden durch sein“, meint sie.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ehrenamtliches Engagement startet im Herbst

Im Herbst soll es losgehen, und zwar nach dem Motto: „Rein in den Baum.“ Müller und einige befreundete Fachleute wollen dann Freiwilligen an zwei Wochenenden vor Ort das nötige Wissen rund um einen adäquaten Obstbaumschnitt vermitteln und assistieren. „Man könnte die Bäume auch an einem Samstag schaffen, aber dann würde sich das Wissen nicht verstetigen“, erklärte Michael Müller. In Zukunft falle nur noch wenig Arbeit an, dann ginge es nur um einen Pflegeschnitt. Wenn allerdings künftige Sommer so heiß und trocken werden wie in den vergangenen Jahren, müssten die Bäume unter Umständen gegossen werden: „Jeder Baum braucht in trockenen Sommern rund 100 Liter“, so Müller. Man sei dann gezwungen, spezielle Fahrzeuge anzumieten.

Ertrag von einer Tonne

Doch das Mitmachen lohnt sich. Den möglichen jährlichen Ertrag schätzt Müller auf eine Tonne. Natürlich dürften sich zunächst alle Aktiven bedienen, und was übrig bliebe, so Marco Seibert, soll zur Finanzierung von Geräten und zur Umwandlung des Grünstreifens rechts und links des Eiskaulenwegs in eine Wildblumenwiese verwendet werden. Birnensaft oder Birnenschnaps aus Brück beispielsweise ließen sich bestimmt gut vermarkten.

Bevor es ernst wird, so Seibert, müssten aber angesichts der anfallenden Arbeiten „ein, besser zwei Dutzend Freiwillige gefunden werden, die Lust hätten, sich entweder über Mitarbeit oder eine finanzielle Patenschaft an der Aktion zu beteiligen“. Auch werde eine Projektleiterin oder ein Projektleiter gesucht, die die Organisation der Arbeiten und die Beschaffung notwendiger Geräte übernehmen würden. Um die Finanzierung kümmern sich die Vereine.

Kitas und Schulen sind zur Ernte eingeladen

Daneben seien aber auch Schulen, Kindergärten und Kitas willkommen, lädt Seibert zum praktischen Naturkundeunterricht ein. Denn „die meiste Arbeit, aber auch den meisten Spaß macht die Ernte“, versicherte Müller. „Dann sind auch die Kinder erfahrungsgemäß immer gerne dabei.“ Zunächst stehen aber Gespräche mit der Stadt an, die diese Pläne absegnen muss. „Dann ist auch zu klären, wie man das am, besten vertraglich regelt, welche Rechte und Pflichten wir künftig haben“, sagt Marco Seibert.