Garten-Amateure und Garten-Experten kamen zum ersten „Bau- und Pflanz-Workshop“ des Bürgerhauses Kalk.
„Hofgarten in Köln-Kalk“Nachbarn pflanzen Erdbeeren und mehr am Bürgerhaus
Kräftig durchschütteln muss man die Grasbüschel, damit die Erde abfällt. Die kommt dann in die Pflanzkiste für das Minzkraut. Anderswo sind Hobby-Gärtner mit Spaten neben dem Kinderspielplatz zugange: Die Grasnarbe muss weg, heute noch soll auf dem kleinen Hügel mit dem Bau einer Kräuterspirale begonnen werden. Wieder andere sind vollauf damit beschäftigt, einen Knirps vom überflüssigen Wässern des Hügels mit einem Gartenschlauch abzuhalten.
Zum ersten „Bau- und Pflanz-Workshop“ zwecks Anlage eines „Hofgartens“ im Außengelände des Bürgerhauses Kalk sind Garten-Experten und Garten-Amateure angerückt. Mit grauer Theorie und Planungen hielt man sich nicht lange auf. Es ging gleich in den kleinen, höher gelegten Grünbereich hinter dem Innenhof, dort wurden den Teilnehmern Spaten und Harke in die Hand gedrückt. „Learning by doing ist die Devise“, sagt Bürgerhaus-Leiterin Tine Pfeil. Das betreffe sie auch ganz persönlich: „Leider muss ich zugeben, dass ich selbst kaum Ahnung vom Gärtnern habe.“
Köln-Kalk: Pflanzprojekt im Hofgarten des Bürgerhauses
Im Bürgerhaus steht ein größerer Umbau des gesamten Außenbereichs an, allerdings wird das noch ein paar Jahre dauern, bislang sind erst die Gelder für einen Ideenwettbewerb genehmigt. Deshalb soll im Vorgriff schon mal die kleine, häufig vergessene Fläche hinter dem überdachten Innenhof in Angriff genommen und bepflanzt werden. „Es ist aber ein temporärer Garten, was wir jetzt machen soll die künftige Umgestaltung nicht behindern“, sagt Pfeil. Weil Grünanlagen im gesamten Stadtteil Mangelware sind und sich Gemeinschaftsgärten großer Beliebtheit erfreuen, wird ab diesem Frühjahr auch im Bürgerhaus in der Gruppe gejätet, gepflanzt und geerntet.
„Handarbeit ist momentan sowieso im Trend, auch unsere Töpfer-, Strick- oder Bastelgruppen sind sehr gut besucht“, erzählt Pfeil. Der „Hofgarten“ ist eine offene Gruppe, die Teilnehmer müssen also nicht zwingend jede Woche kommen und auch nicht über die volle Zeit, drei Stunden also, dabei bleiben. „Außerdem steht das Angebot allen Besucher-Gruppen offen, wir haben neben den Hochbeeten für Erwachsene zum Beispiel ebenerdige Kinderbeete angelegt“, so Tine Pfeil. Da sind schon mal Salat und Erdbeeren eingesetzt, damit kann der Nachwuchs nun experimentieren.
Bereits mit Imker im Gespräch
Auch der etwas vernachlässigte Spielplatz wird wieder hergerichtet, gleich daneben locken künftig „Naschbüsche“ mit Früchten wie Stachel- und Himbeeren. Hinzu kommen im Laufe der Zeit noch ein Barfuß-Parcours sowie ein Weidentunnel für die Kurzen. In die Hochbeete sind bereits Radieschen, Spinat und Pflücksalat eingepflanzt. „In ein paar Wochen können wir die schon ernten, danach kommen da Möhren und Kohlrabi rein“, sagt Adrian Savulesco, den das Bürgerhaus neben zwei Mitgliedern der Pflanzstelle in der Neuerburgstraße als Experten gewinnen konnte.
Der Graffiti-Künstler hat das Gemüse seit einigen Wochen schon im Garten seines jetzigen Ateliers im Baufeld 7 für diesen Zweck herangezogen und nun zusammen mit seinen neuen Mitstreitern hier eingepflanzt. „Die Gewürze für die Spirale habe ich bei den Alexianern in Porz besorgt: Dill, Basilikum, Thymian, Olivenkraut.“ Heilkräuter gibt’s aber auch, außerdem Wildkräuter: „Die mögen Bienen lieber. Wir sind derzeit mit einem Imker im Gespräch, wenn hier noch ein Bienenstock aufgestellt würde, wäre ich glücklich“, sagt Adrian Savulesco. Einen Clou hat er sich für den Gitterzaun ausgedacht, der das Bürgerhaus-Gelände von den Hinterhöfen in der Nachbarschaft abgrenzt.
Kalker Hofkantine könnte demnächst Zutaten aus Eigenanbau nutzen
„Da soll sich mal wilder Wein hochranken. Wenn im Herbst die Blätter zwischen Grün, Gelb und Rot wechseln, sieht das irre aus.“ Einen bestimmten Abnehmer für Gemüse, Kräuter und Früchte hat Tine Pfeil auch schon im Auge. Die „Hofkantine“, bei der Kalker Gruppen, Vereine und Initiativen die Nachbarschaft einmal im Monat kostenlos im Innenhof bekochen, könnte demnächst Zutaten aus eigener Produktion frisch auf den Tisch bringen. Vielleicht gibt es demnächst sogar eigenen „Hofgarten-Honig.“