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LVR-Klinik in Köln-MerheimFliegerbombe im Boden vermutet – Massen-Evakuierung droht

Lesezeit 3 Minuten

Das Klink-Gelände von oben gesehen

  1. Der Landschaftverband möchte auf seinem Klinik Arenal ein neues Stationsgebäude errichten.
  2. Doch es gibt den begründeten Verdacht auf einen Blindgänger auf dem Baugrundstück in Merheim.
  3. Was dies bedeutet und wie nun vorgegangen wird, haben wir für Sie zusammengestellt.

Merheim – Noch hegt der Landschaftsverband die berechtigte Hoffnung, dass der Verdacht unbegründet und sein Baugrundstück in Mehrheim frei von Blindgängern ist. Tatsache ist, dass auf einem Luftbild, aufgenommen von Piloten der Alliierten nach einem Bombenangriff, eine Delle im Erdboden zu erkennen ist. Verdachtspunkt heißt eine solche Auffälligkeit in der Amtssprache.

In Merheim befand sich bis 1945 ein Militärflugplatz. Im Hintergrund ist ein Teil des Stadtteils Brück zu sehen. (Repro)

Eine Probebohrung Mitte des kommenden Monats soll Aufschluss darüber geben, ob sich ein Metallgegenstand im Erdreich befindet. Ist das so, muss eine Spezialfirma das Objekt freilegen und begutachten lassen. Als problematisch könnte sich der Ort erweisen. Denn in der Nähe befinden sich nicht nur die psychiatrische Klinik des Landschaftsverbandes, sondern auch das Klinikum Merheim.

Krankenhäuser mit mehr als 1000 Patienten

Die Krankenhäuser, in denen insgesamt mehr als 1000 Patienten untergebracht sind, müssten für den Eventualfall einer Bombenentschärfung einen Evakuierungsplan erarbeiten. Es muss geregelt sein, wo die Insassen der Kliniken unterkommen und versorgt werden können. Erst dann darf der Metallgegenstand erkundet werden – so es ihn überhaupt gibt.

Sollte es sich um eine noch explosionsfähige Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg handeln, müssten die Krankenhäuser ebenso wie die benachbarten Wohngebäude sobald wie möglich geräumt werden. Danach könnten die Experten der Kampfmittelbeseitigung mit ihrer Arbeit beginnen.

„Erfahrungsgemäß findet sich in Köln an rund zehn Prozent der Verdachtspunkte ein Blindgänger, der entschärft werden muss“, sagt Heribert Büth vom Ordnungsamt. Die städtische Behörde ist dafür zuständig, die Gebäude in der Nähe von Fundorten zu evakuieren.

Die Größe des jeweiligen Gebiets hängt von mehreren Umständen ab; zuallererst von der Sprengkraft der Bombe, aber auch von der Dichte der benachbarten Bebauung und der Beschaffenheit des Geländes.

„Meistens Entwarnung“

Das Entschärfen selber ist Aufgabe des bei der Bezirksregierung Düsseldorf angesiedelten Kampfmittelbeseitigungsdienstes. Von der Bezirksregierung stammen die Luftaufnahmen und die Karten, die in Genehmigungsverfahren für Neubauten ausgewertet werden müssen. Die Siegermächte haben der Bezirksregierung die Fotos ausschließlich nur zu diesem Zweck überlassen.

Sei eine Auffälligkeit zu erkennen, ein Verdachtspunkt eben, „können wir in den meisten Fällen Entwarnung geben“, sagt Büth. Mal sei ein Blindgänger noch im Krieg explodiert, mal sei er bereits vor Jahrzehnten beseitigt worden, ohne es in den Akten zu vermerken.

Und es könne ebenso gut sein, dass sich der verdächtige Punkt auf der Karte als harmlose Verformung des Bodens erweist. Allerdings diente das heutige Klinikgelände in Merheim bis Kriegsende als Stützpunkt der Luftwaffe; insofern stellte es für die Bomber der britischen Armee ein besonderes Ziel dar.

Der Landschaftsverband dürfte die anstehende Erkundung des Erdreichs mit einer gewissen Sorge betrachten. Der Verband will auf seinem Klinikareal für mehr als 16 Millionen Euro ein neues Stationsgebäude errichten. Ein weiteres Gebäude mit sieben Stationen soll modernisiert werden.

Sollte es im Fall der Fälle nötig werden, einen Blindgänger zu entschärfen, müsste der Landschaftsverband die Kosten einer Evakuierung übernehmen. Die Bodenuntersuchung sowie das Entschärfen und Vernichten einer Bombe sind dagegen unentgeltlich für Bauherren. Das zahlt das Land.