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Kölner Bio-BauernhofKinder lernen die ökologische Landwirtschaft kennen

Lesezeit 3 Minuten

Die Jugendlichen arbeiten unter der Aufsicht von Gabriele Rosenberg.

Köln-Vingst – Pflanzen sind wichtig und schützenswert, das lernt heute jedes Kind auf der Schule. Dennoch hacken Sven (12) und Luca (11) konzentriert und schon ein wenig atemlos auf das Grünzeug ein, die Wurzeln werden sorgfältig ausgegraben – und das unter den Augen ihrer Lehrer. Es handelt sich um Beinwell, ein krautiges Pflänzchen, das hier dicht und üppig wächst. „Wenn wir den nicht beseitigen, wuchert er bis in die Kürbisse rein, das ist nicht gut“, erklärt Sven und zeigt auf die kleine Kürbis-Plantage nebenan. „Da hinten steht noch mehr Beinwell, da müssen wir gleich noch ran“, sagt Luca.

Hilfe kommt von der kleinen Anna-Lena. „Mein Stockbrot ist noch nicht fertig, solange mache ich bei euch mit“, sagt die Zehnjährige und will sich gleich die mit ausgegrabenen Pflanzen vollbeladene Schubkarre schnappen und das Grünzeug auf den Kompost fahren. Die Karre ist wohl doch ein bisschen schwer. Gut, dass Lehrer Jan Söntgerath in der Nähe steht: „Komm, ich pack mal mit an.“

Seine Kollegin Gabriele Rosenberg sieht gleich den pädagogischen Nutzen dieser Schubkarren-Fahrt. „So lernen die Kinder, dass Pflanzen, die als »störend« aussortiert werden, weiterverwendet werden können. Alles ist ein Kreislauf.“ Rosenberg und Söntgerath machen mit etwa 20 Kindern aus den drei Garten-AGs der Katharina-Henoth-Gesamtschule beim „Bio-Bauern-Tag“ auf dem Hof von Jürgen Roußelli mit. Der war selbst gerade mit einem Teil der Gruppe draußen auf den Feldern und in den Gärten und Treibhäusern: „Wir haben Sellerie, Tomaten, Paprika, Thymian und Petersilie geerntet, daraus kochen wir jetzt eine Suppe“, sagt Roußelli. „Den Kindern kann ich nebenher wenigstens ein paar Grundlagen des Bio-Landbaus erklären, den Verzicht auf Pestizide zum Beispiel.“

Grundlagen des Bio-Landbaus

Seit 2009 stellt Jürgen Roußelli einen rund 600 Quadratmeter großen Teil seines Grundstücks als „Bio-Bildungslandschaft Höhenberg-Vingst“ zur Verfügung: Schulen, Kindertagesstätten, Vereine und andere Gruppen können hier das urbane Gärtnern ausprobieren. Am „Bio-Bauern-Tag“ kommen oft viele unterschiedliche Nutzer zusammen. „Dann sind auch häufig Menschen dabei, die auf Betreuung angewiesen sind, so hat das Ganze auch einen inklusiven Aspekt“, erzählt Tommi Grusch vom Verein Veedel Kalk-Nord, der die „Bio-Bildungslandschaft“ einst angeregt hatte. Allerdings regnet es heute ab und an, da halten sich die meisten zurück.

Grusch schnippelt gerade mit den Kids aus der Küchen-Gruppe das Gemüse für die Suppe, andere Schüler machen sich mit Heckenscheren und Harken an dem Brombeergestrüpp zu schaffen, das schon den Zaun überwuchert und dringend beschnitten werden muss. Auch ein Fall für den Kompost. Anna-Lena sitzt schon wieder am Lagerfeuer und lässt sich das Stockbrot schmecken – heute mit Marshmallow verfeinert. Eileen Czempinski vom Verein Querwaldein hat den Kindern gerade erklärt, wie man mit einem Feuerstein Funken schlägt: „Ist ganz leicht, man muss dafür nicht viel Kraft haben, der richtige Schwung reicht aus.“ Leider seien Feuersteine in der Umgebung kaum zu finden, ihre Exemplare habe sie bei einem Radausflug durch Norddeutschland gefunden und in die Satteltaschen gepackt.

Kinder erhalten ein Zertifikat

Dann ist die Suppe fertig, alle machen erst mal Pause. Körperliche Arbeit ist anstrengend, aber man sieht, dass man etwas geschafft hat. Luca ist zum fünften Mal hier und kann sich „vorstellen, beruflich mal etwas mit Landschaftsbau zu machen“. Ein Zertifikat für die Teilnahme am „Bio-Bauern-Tag“ gibt’s für alle, das können die Kinder einem künftigen Arbeitgeber auch vorlegen. „Manchmal kommen Schüler als Praktikanten auf den Hof zurück, am kommenden Montag fängt wieder einer an“, sagt Roußelli. „Der hat sich schon länger an den Wochenenden um die Hühner gekümmert.“