Ungewöhnliche AnsichtenOstheim Kalender zeigt neue Perspektiven eines Stadtteils
Ostheim – Angesichts des Himmels in abgetönten Orange- und Blaufarben, der sich im Wasser spiegelt, denkt der Betrachter unwillkürlich an einen Sonnenuntergang am See. Doch bei näherer Betrachtung handelt es sich eindeutig um einen Sonnenuntergang über einer Pfütze, einer großen Pfütze allerdings. Mit dem Titel ihres Fotos „Nur eine Pfütze – zwischen Streuobstwiesen und Häuserzeile“ weist Josi Fessel sogar ausdrücklich darauf hin. Auch den hohen Mast mit der Werbung einer allseits bekannten Burger-Braterei hat die Fotografin ehrlicherweise mit verewigt.
Die besten 13 Einsendungen von einem Fotowettbewerb
Mit dieser ganz eigenen Mischung aus Realismus und Romantik konnte Fessel den fünften „Foto-Wettbewerb Köln-Ostheim“ gewinnen. Noch bevor die drei Sieger auf einer Abendveranstaltung im Mehrgenerationenhaus am Bertha-Benz-Karree per Stimmabgabe der Besucher ermittelt wurden, lag schon der Kalender für 2022 aus.
Er wurde wieder aus den 13 besten Einsendungen zusammengestellt. „So vielfältig is(s)t Ostheim“ lautet das Thema diesmal, denn erstmals ist jedem Foto auch ein - allerdings davon unabhängiges - Kochrezept beigegeben.
Unterschiedliche Aspekte von Ostheim
Wilhelm Schwedes vom Verein Lebensräume in Balance, der den Wettbewerb wieder ausgerichtet hatte, wunderte sich über den Einfallsreichtum, mit dem die Teilnehmer zu Werke gegangen waren: „Allgemein ist ein Hang zu Landschaften zu beobachten, obwohl es davon gar nicht so viele gibt in Ostheim.
Aber durch die ungewöhnlichen Perspektiven wird das oft sehr spannend.“ Fotograf Ralf Kardes, der sein Atelier um die Ecke hat und wie Schwedes der Jury angehörte, die eine Vorauswahl aus den rund 50 Einsendungen getroffen hatte, lobte vor allem, das die Teilnehmer ganz unterschiedliche Aspekte der Vielfalt Ostheims beleuchteten: „Berührend ist zum Beispiel das Foto vom gemalten Bild eines Mädchens namens Emily, das am Zaun einer Kita hing: „Ich wünsche mir Liebe für alle Menschen„ steht darauf.
Politische Farbenspiele
Dass ein „Geist der Zugewandtheit und Offenheit“, wie Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer in ihrem Grußwort sagte, den Wettbewerb bestimmte, zeige auch der zweiplatzierte Beitrag. Tabea Thöle hatte ein Gartentor im Bertha-Bent-Karree als Motiv gewählt, auf dem Pfeile in Richtungen wie „Istanbul“, „Madagaskar“, „Dom Rep“ oder „Berlin“ weisen.
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Sehr symbolisch ging Tobias Battenberg vor. Er lichtete einen Regenbogen ab, der „das alte und das neue Ostheim“ – mit letzterem ist das Waldbadviertel gemeint – verbindet und damit auf Probleme zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen verweist.
Portugiesisches Rezept
In Apotheken erhältlich
Der Ostheim-Kalender 2022 ist ab sofort in allen Apotheken des Stadtteils für sechs Euro erhältlich. Der Erlös geht diesmal an den Förderverein der Katholischen Grundschule, der damit Spielgeräte zur Bewegungsförderung anschaffen möchte. Auch das Thema des Fotowettbewerbs für den Kalender 2023 steht schon fest. Es lautet „Ostheims unbekannte Orte“, jeder Teilnehmer kann bis zu drei Fotos einsenden. Den Gewinnern winken wieder Büchergutscheine im Wert von 20 Euro. (hwh)
Die SPD-Landtagsabgeordnete Susana Dos Santos Herrmann lobte, der neue Kalender zeige, „wie viele tolle Stellen“ der Stadtteil habe, „und dass man ihn liebenswert finden kann.“ Sie hatte selbst ein Rezept beigesteuert und dabei ihrer portugiesischen Wurzeln gedacht. Bei der „Caldo Verde“ – „Grüne Suppe“ – passten die Zutaten einfach. So stehe das grüne Gemüse für das Nahrhafte des Gerichts, die rote Paprika für die Würze und die gelbliche Kartoffel für das Sättigende. Dieses auch politisch gemeinte Farbenspiel mochte Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, nicht auf sich sitzen lassen.
Nachdem sie die im Kalender enthaltenen, überwiegend gesunden Gerichte wie Kürbissuppe, türkische Zucchini-Puffer oder iranischen Kräuter-Eintopf gewürdigt hatte, wandte sich die CDU-Politikerin an ihre Landtagskollegin: „Vergessen Sie bei Ihrem Rezept aber nicht den schwarzen Pfeffer.“