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„Die Stadt macht, was sie will“Warum Nachbarn seit zehn Jahren vergebens gegen diesen Gitterzaun in Köln-Kalk kämpfen

Lesezeit 4 Minuten
8.4.2023, Merheim: Faulbach und Gitterzaun in der  Abshofstraße. Foto: Hermans

Der Zaun am Faulbach wurde vor 13 Jahren aufgestellt, seit Jahren geht die Nachbarschaft gegen das hässliche Gitter vor.

Eigentlich soll der Zaun nur eine marode Mauer sichern. Seit Jahren behindert er aber den Verkehr und verschandelt die Veedels-Idylle.

Der Aktenordner, in dem er den Schriftverkehr mit der Verwaltung aufbewahre, habe mittlerweile einen beachtlichen Umfang angenommen, berichtet ein Bewohner der Abshofstraße. Schon vor Jahren sei schließlich eine Interessengemeinschaft gegründet worden, um den 2010 auf Veranlassung der Stadt errichteten Gitterzaun am Faulbach loszuwerden.

Denn der Bach fließt entlang der Häuser und Grundstücke auf der Nordseite der Straße, und der Zaun, der den Bereich an der maroden Stützmauer des Bachs absichern soll, behindert den Verkehr und verschandelt die hier und da durchaus malerische Optik der Straße mit ihren neun Brücken.

Nachbarn werden von Stadt Köln vertröstet

Aber die Mitglieder der Interessengemeinschaft hätten längst resigniert. „Keine Auskunft, keine Zahlen, keine Fakten“, fasst der Anwohner die Haltung der Verwaltung zusammen. Wer nachfrage, werde mit allgemeinen Formulierungen hingehalten: „Die Stadt macht, was sie will.“ Seine noch bestehenden Kontakte in die Verwaltung will er dennoch nicht verprellen, deshalb möchte der Anwohner seinen Namen nicht in der Zeitung lesen.

Aber die jüngste Nachricht aus dem Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau, „externe Dienstleister“ seien mit den Planungen für die Instandsetzung der Mauer beauftragt worden, quittiert er mit einem müden Lachen: „Ja sicher, da kommen immer mal ein paar Ingenieure vorbei und schauen sich das an. Aber es passiert nichts.“

Faulbach und Gitterzaun an der  Abshofstraße während einer Führung an der alten Bürgermeisterei.

Der Gitterzaun soll die marode Mauer am Faulbach absichern.

Der Anwohner findet auch anerkennende Worte für die CDU-Fraktion in der Kalker Bezirksvertretung, die nach dem Sachstand gefragt hatte. Seit die Verwaltung vor 13 Jahren den Zaun aufstellen ließ, sei das Thema allerdings immer mal wieder ohne Ergebnis angesprochen worden.

Halbwegs konkrete Pläne, die jetzige, offensichtlich brüchige Mauer durch eine Spundwand zu ersetzen, hatte die Verwaltung zuletzt 2018 präsentiert, und eine Fertigstellung für 2022 in Aussicht gestellt. 2022 kam und ging, getan hat sich nichts. „Daran ändert die Politik auch nichts“, kommentiert der Anwohner die Bemühungen der Mandatsträger.

„Uns bleibt nur die Hoffnung“ – Kölner Politik auch ratlos

In der Tat ist auch Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer überraschend skeptisch angesichts der knappen Mitteilung der Verwaltung. „Uns bleibt nur die Hoffnung“, sagt sie. Vor allem den Zeitplan der Verwaltung, bis Ende 2023 einen „Baubeschluss für die Stützwand und die erforderlichen Maßnahmen im Straßenraum zu erwirken“, sodass „eine Baudurchführung für die Stützwand ab Ende 2024 möglich“ wäre, hält sie für viel zu optimistisch.

Bisher habe man gedacht, die Verwaltung hätte schon entsprechende Pläne erarbeitet, doch anscheinend müsse die ganz von vorn anfangen. „Und ob das umgesetzt werden kann, wenn die Pläne dann vorliegen, oder ob man nur Anbieter findet, deren Preise viel zu hoch sind, das ist ja noch mal eine andere Frage“, meint Claudia Greven-Thürmer. Auch sei keineswegs sicher, ob die nötigen Handwerker zur Verfügung stehen, wenn es soweit ist.

Zudem sollen nach dem Bau der Mauer noch zwei weitere Schritte folgen: Der Bach soll in diesem Abschnitt umfassend renaturiert und anschließend die Straßenoberfläche erneuert werden: „Das wird sich noch einige Jahre hinziehen.“ Immerhin, so Greven-Thürmer, seien nun drei städtische Stellen beteiligt, das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau, die Stadtentwässerungsbetriebe sowie das Straßenbauamt. Das sei ein Fortschritt: „Anfangs sollte alles irgendwie ‚aus einer Hand‘ gemacht werden, das hat aber offensichtlich nicht funktioniert.“

Köln: Verantwortungs- und Kostenfrage weiterhin offen

Bei einer anderen, wichtigen Frage muss auch die Bezirksbürgermeisterin passen: Sie wisse nicht, ob und in welcher Höhe die Anwohner an den Kosten für die Sanierungsarbeiten beteiligt werden, falls die irgendwann doch noch ausgeführt werden sollten. Das hänge von den dann herrschenden Machtverhältnissen in Düsseldorf ab: „Aber darüber würde ich mir nicht allzu viele Gedanken machen. Bis die Kosten erhoben werden und die Zahlung fällig ist, dauert es auch nach dem Abschuss der Arbeiten noch einige Jahre.“

Renate Mummert vom Bürgerverein Merheim erinnert daran, dass der Wert der Häuser in der Abshofstraße durch die Präsenz des immerwährenden Zauns gemindert werde. Sie warnt auch, dass ein Mitarbeiter des Brückenamts, der sich lange – wenn auch bislang erfolglos – mit dem Problem Abshofstraße beschäftigt hatte, demnächst in den Ruhestand gehe. „Dann geht viel Expertenwissen verloren.“ Mummert weiß, dass Verwaltungsmitarbeiter „Fälle“, die längere Zeit liegen geblieben sind, nur ungern wieder aufgreifen. „Ich kenne das, ich habe früher beim Finanzamt gearbeitet.“