Die Verhältnisse in den Schülertoiletten der Katholischen Grundschule in Merheim stinken zum Himmel. Wie zwei Comic-Figuren hier und an anderen Schulen helfen sollen.
„Stadt kommt Verpflichtungen nicht nach“Verschmutzte Toiletten an Kölner Grundschule – Eltern greifen ein
Klorella und Klorino sind traurig. Sie dürfen nicht mehr in die Schule gehen, dabei hat es ihnen bei „all den netten Kindern“ doch immer so gut gefallen. Aber nicht alle Kinder waren nett, einige haben die Freunde von Klorella und Klorino einfach in die Toilette geworfen. Kein schönes Ende für die Freunde. Die waren Klopapier-Rollen, wie Klorella und Klorino auch. Nun wird das Papier nur noch zusammen mit Seife und Handtuch in einer „Klassen-Klo-Box“ von der Lehrerin persönlich ausgehändigt, wenn ein Kind mal zur Toilette muss. Danach wird die Box wieder mit prüfendem Blick entgegengenommen.
Eltern an der Katholischen Grundschule (KGS) in Merheim wurden kreativ
Klorella und Klorina sind Comic-Figuren, ihre Erfinderinnen und Erfinder sind Eltern von Schülern der Katholischen Grundschule (KGS) Merheim an der Fußfallstraße. Die Verhältnisse in den dortigen Schülertoiletten stinken zum Himmel, aber damit steht die KGS Merheim offensichtlich nicht alleine da. „Wir hatten hier vor einiger Zeit eine Begehung mit Vertretern des Schulamts. Die meinten, die Toiletten wären doch einwandfrei – wie an jeder anderen Schule auch“, erzählt Klaus Bruchhäuser empört. „Ich glaube, da gibt es einen Riesen-Sanierungsstau, die Stadt kommt ihren Verpflichtungen einfach nicht nach.“
Bruchhäuser ist Mitglied der Schulpflegschaft, die einen eigenen Arbeitskreis Toiletten ins Leben gerufen hat und nach Lösungswegen sucht. Zunächst wurde an einem Duftkonzept gearbeitet, bei dem Duftspender unter der Decke der Toilettenräume aufgehängt werden sollten. „Die Stadt hat das aber untersagt, bauliche Veränderungen seien nicht ohne Weiteres möglich“, erzählt Bruchhäuser kopfschüttelnd. Dann boten die Eltern an, selbst Hand anzulegen und eine gemeinsame Grundreinigung zu organisieren. Auch das wollte die Stadt nicht, möglicherweise ging es da um Versicherungsfragen. Irgendetwas aber musste geschehen.
Schülerin traute sich nicht, in der Schule auf Toilette zu gehen
„Meine Tochter geht in die zweite Klasse und sagt, sie gehe nur zur Toilette, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden lasse. Das ist doch auch gesundheitsschädigend“, meint Bruchhäuser. Blieb eigentlich nur, sich an die jungen Verursacher der Missstände zu wenden: Bruchhäuser ist Mitinhaber einer Werbeagentur und weiß, wie man sowas macht. Er dachte sofort zielgruppengerecht an einen Comic. Eine Mitstreiterin aus der Elternschaft, Isabelle von Westphalen, ist ebenfalls im Bereich Werbung tätig: „Wir haben uns dann je eine Geschichte ausgedacht, ihre war besser, die haben wir genommen. Ein Zeichner aus meiner Agentur hat die Bilder beigesteuert.“
Der Comic mit dem Titel „Das (eigentlich fröhliche) Leben von Klorella und Klorina“ spricht vor allem die Rabaukinnen und Rabauken unter den Merheimer Grundschulpänz an. Lässt man einmal die Frage außen vor, ob das Los einer Klopapierrolle bei ordnungsgemäßer Verwendung tatsächlich so viel erbaulicher ist, vermittelt der Comic auf 16 Seiten mit sieben Einzelzeichnungen und in großen Lettern zunächst, wo das Problem liegt: Die Randale auf der Toilette nämlich zwingt zu aufwendigen Reinigungsmaßnahmen und damit letztlich zu den lästigen und ungeliebten „Klassen-Klo-Boxen“. Dann gibt’s knappe Tipps für den korrekten Toilettenbesuch, im Stil von: „1. Hinsetzen. 2. Machen. 3. Abputzen. 4. Klopapier in die Toilette werfen.“
Comic könnte auch nützlich für andere Kölner Schulen sein
Denn auch Bruchhäuser ist klar, dass Kinder, die mit Absicht „Quatsch“ auf der Toilette machen, nur ein Teil des Problems sind, „vielleicht zehn von 500. Aber viele Kinder lernen offensichtlich zu Hause gar nicht mehr, wie man eine Toilette richtig benutzt. Der Boden neben den Pissoirs der Jungen zum Beispiel ist ständig versaut“, sagt er. Deshalb haben die Eltern flankierende Maßnahmen auf den Weg gebracht, etwa die anderen Eltern angeschrieben und kleine Tore in die Pissoirs gestellt, „fast wie in Kneipen. Aber ich habe gehört, dass Jungs schon in die Klasse zurückgekommen sind und gejubelt haben, dass sie getroffen haben“.
Natürlich sprechen auch Lehrer die Missstände im Unterricht noch einmal an. Weil die kreative Arbeit kostenlos von den Eltern geleistet wurde und die Druckerei so begeistert von der Idee war, dass sie einen Preisnachlass gewährte, kosteten 100 Exemplare des DIN A5-Bändchens nur 55 Euro. Der Förderverein der KGS hat gleich 1000 Exemplare geordert: „Die Schüler haben schon je eines bekommen, für die kommenden Jahrgänge haben wir noch Reserve“, sagt Bruchhäuser. Nun sei man gespannt, ob die Aktion auch den gewünschten Effekt zeige: