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Kritik an Stadt KölnNeubau von Schulen – Bürgerinitiative sieht Kinder im Rechtsrheinischen benachteiligt

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Die Kurt-Tucholsky-Hauptschule  am Helene-Weber-Platz in Neubrück

Kurt-Tucholsky-Hauptschule am Helene-Weber-Platz in Neubrück

Eltern fordern neue Gesamtschulen für Neubrück und die angrenzenden Stadtteile und kritisieren die Kölner Stadtverwaltung.

Als die Stadt Köln vor wenigen Tagen die aktuellen Zahlen zu den Schulanmeldungen vorgelegt hat, sprach Sylvia Schrage von der Bürgerinitiative für eine Gesamtschule in Neubrück von einer „Benachteiligung der rechtsrheinisch lebenden Kinder“.

Zwar hatte die Stadt mitgeteilt, dass zum Beginn des kommenden Schuljahrs erstmals in Köln gleich fünf neue städtische weiterführende Schulen gleichzeitig an den Start gehen, und damit rund 500 neue Schulplätze bereitgestellt werden. Robert Voigtsberger, Beigeordneter für Bildung, Jugend und Sport, sprach von einem „großen Erfolg für die Kölner Schullandschaft“. Aber es sind vor allem die Kinder und Eltern auf der linken Rheinseite, die sich über diesen Erfolg freuen können. Die Bezirke Ehrenfeld und Nippes erhalten die insgesamt drei neuen Gesamtschulen, die beiden neuen Gymnasien liegen in Nippes und Rodenkirchen.

300 Anmeldungen wegen Platzmangels abgewiesen

Von den drei neuen Gesamtschulen hat laut der Stadt lediglich die in Weidenpesch die Mindestanmeldezahl von 100 Schülern erreicht. Gleichzeitig mussten die fünf Gesamtschulen im Rechtrheinischen in den Bezirken Mülheim und Kalk insgesamt knapp 300 Anmeldungen wegen Platzmangels abweisen. „So wird keine gerechte Bildungslandschaft geschaffen“, sagt Sylvia Schrage. Da tröste es wenig, wenn die Verwaltung erklärt, dass Eltern ihre Kinder grundsätzlich lieber an bestehenden Schulen anmelden und die noch freien Plätze an den neuen Schulen im Linksrheinischen bis zum Sommer voraussichtlich belegt sind.

Für die Kinder aus Neubrück seien diese Standorte viel zu weit weg, und vor Ort hätten sie kaum eine Wahl, da bleibe fast „nur“ die Kurt-Tucholsky-Hauptschule. Denn die Gesamtschulen in Höhenberg oder Dellbrück etwa nehmen vor allem Schüler aus ihrem direkten Umfeld auf, und die Gymnasien seien auch für viele begabte Neubrücker Kinder aufgrund der sozialen Barrieren keine echte Alternative zur Hauptschule im eigenen Stadtteil.

„Das sind verschwendete menschliche Talente“, sagt Heinz Peter Fischer, der nicht nur Fraktionsvorsitzender der Linken in Kalk ist, sondern auch der Bürgerinitiative Gesamtschule Neubrück angehört. „Vor mir stehen verzweifelte Eltern“, sagt Sylvia Schrage. Initiativen-Mitglied Ariane Bergmann, Mutter zweier Kinder, meint: „Es ist vollkommen unverständlich, dass dem starken Zuzug von jungen Familien in Neubrück und Merheim keine Rechnung getragen wird. Neubrück und seine Nachbarorte benötigen eine Veedels-Schule für alle Kinder und alle Bildungsabschlüsse.“

Kalker Bezirksvertreter sollen Entscheidung revidieren

Die Bürgerinitiative ruft die Mitglieder des Schulausschusses, der beschlossen hatte, die Kurt-Tucholsky-Hauptschule vorerst nicht in eine vierzügige Gesamtschule umzuwidmen, auf, ihre Entscheidung zu revidieren. Ein Umdenken erhoffen sie sich auch von den Fraktionen der Grünen und der CDU in der Kalker Bezirksvertretung (BV), die gegen den mehrheitlichen BV-Beschluss zur Umwidmung gestimmt hatten.

Auf Nachfrage argumentiert Manuela Grube, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Kalk, dass die Kurt-Tucholsky-Hauptschule nach Meinung aller Beteiligten gute Arbeit leiste. Nach einem Abschluss dort stünde den Schülern schließlich der Weg etwa zu den Oberstufen der Gymnasien oder der Gesamtschulen offen: „Beschränkte Bildungsmöglichkeiten können daraus eher nicht abgeleitet werden.“

Gesamtschule auf Bauhof an der Frankfurter Straße

Im Übrigen habe das Erzbistum gemeldet, dass auf dem Bildungscampus, der ebenfalls zum Schuljahr 2024/25 in Kalk eröffnet wird, noch einige Gesamtschulplätze frei seien. Auch sei zu hoffen, dass die Bauverwaltung endlich mit den Planungen für eine Gesamtschule auf dem Bauhof an der Frankfurter Straße beginnt.

Grundsätzlich, so Manuela Grube, wünsche sie sich nicht zuletzt auch aus eigener Erfahrung ein „menschlicheres Verfahren“ bei der Schulplatzvergabe. Ein „Name in einem Lostopf“ zu sein, bringe viel Leid mit sich: „Das ist ein Stress, den man niemandem wünscht.“