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Neuer Grünzug in KölnMit 3,8 Millionen Euro von der Brache zum Wohlfühlpark

Lesezeit 4 Minuten
Grünzug Westerwalstraße Eröffnung

Claudia Greven-Thürmer, Joachim Bauer, Claus Rödding und Ralf Heinen (v.l.) pflanzen im neuen Grünzug einen Apfelbaum.

Humboldt-Gremberg – Das kleine Mädchen ist noch etwas zögerlich, dann erklimmt es mutig einen der eckigen Betonklötze. „Okay, jetzt vorsichtig herunterspringen“, rät Giulio Hesse und macht vor, wie man beim Aufkommen in den Kniekehlen nachgibt. Grund zur Sorge besteht aber nicht, denn die neue Parcours-Anlage an der Lenzwiese verfügt übers einen superweichen Fallschutzboden, auch die Ecken und Kanten der Betonblöcke sind abgerundet. „Super, so etwas gibt es im Linksrheinischen noch nicht“, sagt Hesse, der in den vergangenen Wochen öfter den Rhein überquert hat, um hierher zu kommen: „Auf der Anlage findet man alle Schwierigkeitsstufen, sie ist für jeden geeignet, der sich für den Sport interessiert.“

Giulio Hesse sollte es wissen, denn er ist Mitglied des Vereins Parkour Movement, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Trendsport auf verantwortungsvolle Weise zu vermitteln. Dabei arbeitet man häufig mit der Stadt zusammen, die sich auch anlässlich der heutigen Eröffnungsfeier für den komplett fertiggestellten Grünzug an der Westerwaldstraße an die Klettermaxen gewandt hatte. Einige Vereinsmitglieder hatten an diesem Tag die Betreuung der Parcours-Anlage übernommen und zeigten neugierigen Besuchern einige Übungen für Anfänger.

Eröffnung auf der Festwiese

Hauptschauplatz der Eröffnung war aber die große Festwiese auf der anderen Seite der Rolshover Straße. Dort pflanzten Bürgermeister Ralf Heinen, Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer, Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamts sowie Claus Rödding, geschäftsführender Gesellschafter des auf Landschaftsarchitektur spezialisierten Hamburger Büros WES, zur Feier des Tages gemeinsam den letzten Apfelbaum.Heinen gratulierte Bauer nicht nur zu termingerechten Übergabe des rund 3,8 Millionen Euro teuren Projekts, das im Rahmen des Programms „Starke Veedel – starkes Köln“ mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung sowie mit Städtebaufördermitteln von Bund und Land gefördert wurde. Auf einer Fläche von mehr als sechs Hektar Größe, die zuvor größtenteils brach gelegen habe, sei hier eine umfassend begrünte abwechslungsreiche Freizeit- und Sportlandschaft mit rund 220 neu angepflanzten Bäumen entstanden, die für alle Altersgruppen geeignet und barrierefrei sei: „Das ist in Köln beispiellos – aber wir hoffen, dass es beispielhaft wird.“

Da schlug Greven-Thürmer unter dem Applaus der Umstehenden gerne ein: „Kalk und Humboldt-Gremberg sind dicht bebaut, wir könnten noch einige solcher Flächen vertragen.“ Die SPD-Politikerin hob die Bedeutung der intensiven Bürgerbeteiligung hervor, bei der beispielsweise die IG Humboldt-Gremberg zahlreichen Vorschläge einbrachte. „Schön wäre jetzt noch ein Trinkbrunnen, darum wird sich die Bezirksvertretung kümmern“, schloss die Bezirksbürgermeisterin.

Mülleimer mit Wespenabstand

Auf einem Rundgang durch die Anlage erläuterte Landschaftsarchitekt Claus Rödding die Feinheiten des WES-Konzepts, das 2017 bei einem Wettbewerb den ersten Platz belegt hatte. Im Grünbereich der Kannebäckersiedlung etwa, wo Wege und Ruhezonen erneuert wurden, gibt es für die Kids nun eine „Loop“ genannte Kreisbahn, auf der sie Skaten oder Rollschuhlaufen lernen können. Für die Erwachsenen stehen dort Rundbänke aus Beton, deren Ränder eigens mit Vertiefungen versehen sind, damit sie ältere Skater nicht für Kunststücke nutzen.Auch traditionelle Bänke aus Stahlgitter wurden aufgestellt: „Immer im Abstand von 150 bis 200 Metern, damit ältere Leute beim Spazierengehen verschnaufen können“, so Rödding. Neben den neuen Bänken bleibt auf dem befestigten Untergrund genug Platz für einen Rollstuhl. Die Papierkörbe wurden in ein paar Metern Entfernung, aber in Sichtweite aufgestellt: „Um Belästigungen durch Wespen zu vermeiden.“

Grünzug Westerwalstraße Betonbank

Die neue Betonbank in der Kannebäckersiedlung 

Während die zentrale Festwiese mit großem Kinderspielplatz, Boden-Trampolinen, Tischtennis-Platten sowie Basketball-, - und Bouleplätzen bereits seit dem Frühjahr genutzt werden kann, wurden die Arbeiten in der Kannebäckersiedlung erst vor wenigen Wochen beendet. Ebenso das große Gelände an der Lenzwiese, wo sich zuvor nur zwei eingezäunte Aschenplätze befanden. Es ist für Sport und Fitness gedacht, neben dem Platz für die Parcours-Sportler wurde dort ein großzügiger Bike-Trail mit Geschicklichkeits- und Action-Bahn angelegt, es gibt eine Sprint- und Laufbahn, reichlich Gelegenheit zum Kicken und Bolzen sowie eine Slack Line. „Den Kinderspielplatz haben wir erhalten, ebenso wie den Aussichtspunkt mit Blick auf den Dom“, so Rödding, der die Befindlichkeiten der Kölner mittlerweile einzuschätzen weiß.

Außerdem wurde dieser Bereich von unnötigem Buschwerk befreit, so dass das Gelände nun einsehbar ist, was unliebsame Machenschaften unterbinden soll. Besonders stolz ist Claus Röddung aber auf eine kleine, unspektakuläre Veränderung: Am Ende der Lenzwiese wurde ein Durchbruch zur Gremberger Straße geschaffen. Die begeistert auch Michael Heidbreder, Landschaftsarchitekt im Grünflächenamt: „Jetzt haben wir von der Arena bis zum Gremberger Wäldchen – bis auf die Straßen, die man hier und da überqueren muss – endlich auch im Rechtsrheinischen eine durchgängige Grünverbindung.“