Der „Kölnpfad“ führt 171 Kilometer, immer entlang der Stadtgrenze. In Etappe neun wandert man zur höchsten natürlichen Erhebung Kölns.
171 Kilometer rund um KölnAuf der neunten Etappe des „Kölnpfad“ erklimmt man die höchste Stelle Kölns
Vor einem Fehler wird an dieser Stelle eindringlich gewarnt. Wer auf der Etappe 9 des Kölnpfades beim Wandern den Blick senkt, wird Probleme bekommen. Die Gefahr, dass man ein Wanderzeichen übersieht und sich verläuft, ist nicht gerade klein. Der Autor dieser Zeilen weiß, wovon er schreibt.
Die Etappe beginnt an der Endhaltestelle der Linie 1 in Bensberg und mit Schwierigkeiten. Man findet das Wanderzeichen nicht. Gut zu wissen, dass man am Busbahnhof vorbei laufen und dann nach rechts auf die Wilhelm-Offermann-Straße abbiegen muss. Nach dem Ortsausgangsschild biegt man rechts ab in den Königsforst.
2519 Hektar großer Königsforst
Eigentlich kann man jetzt nicht mehr viel falsch machen. Wenn man denn die Augen offen hält. Der Blick immer auf den weißen Kreis auf schwarzem Grund. Und die Pfeile unter dem Kreis beachten.
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Der Wanderer betritt den 2519 Hektar großen Königsforst. Das ist ziemlich genau ein Prozent der Fläche des Saarlands. Spuren menschlicher Besiedelung in frühester Zeit sind Hügelgräber aus dem 6. und 7. Jahrhundert. Frankenkönige beherrschten später den Wald, schließlich die Grafen von Berg.
Der ruchlose Napoleon ließ die Eichen des Königsforstes nach Frankreich schaffen. Mit Kiefern hat man danach unter preußischer Herrschaft aufgeforstet. Heute dominieren Buchen den Wald, die man überall antrifft. Überall ist allerdings übertrieben. Immer wieder stößt man auf lichte Waldstücke, in denen kein Baum mehr steht. Forstwirtschaft, Borkenkäfer und Trockenheit haben Freiflächen hinterlassen.
43.000 Bäume im Königsforst gerodet
Wirbelstürme namens Lothar, Wiebke und Kyril haben die „Preußenbäume“, besagte Kiefern und andere Nadelbäume, einfach umgeblasen. Um die Ausbreitung des Borkenkäfers einzudämmen, hat man vor einigen Jahren 43 Hektar des Königsforstes gerodet. Der Aktion fielen 43.000 Bäume zum Opfer. Seit 2000 ist der Königsforst ein Naturschutzgebiet und als Flora-Fauna-Habitat Teil eines europaweiten Schutzgebietsnetzes.
Idyllisch ist Kettners Weiher, gespeist aus einem mäandernden Bach, der den Wanderweg ein Stück weit begleitet. Den Begriff Weg lehnen Kritiker übrigens ab und sprechen ein wenig polemisch von „Wanderautobahnen“, weil die Wege hier und da ein wenig überdimensioniert erscheinen. Das ist der Tatsache geschuldet, dass hier Forstwirtschaft betrieben wird und das Holz ja aus dem Wald muss. Viele geschlagene und aufeinander gestapelte Stämme an den Wegesrändern sind dafür Zeugnis.
Viele Naturwaldzellen
Charakteristisch für die Etappe 9 sind die sogenannten Naturwaldzellen, auf die an vielen Stellen mit Schildern hingewiesen wird. Diese Zellen hat das Land zu Forschungszwecken ausgewiesen, weil sie Waldbestände mit annähernd natürlicher Artenzusammensetzung repräsentieren. Sie sollen sich ohne menschliche Eingriffe entwickeln. Die forstliche Nutzung ruht, das Sammeln von Holz, Pilzen und Beeren ist verboten.
Ein paar Kilometer hinter Kettners Weiher beginnt der Gipfelsturm. Jedenfalls für Kölner Verhältnisse. Lang gezogen, aber sanft ist der Aufstieg zum Monte Troodelöh, mit 118,04 Metern die höchste natürliche Erhebung der Stadt. Drei Mitarbeiter der Stadtverwaltung „entdeckten“ 1999 den Gipfel, der bis dahin ein unbeachtetes Dasein im Wald fristete, und errichteten ein Kreuz: Das waren die Herren Troost, Dedden und Löhmer.
Nach den Anfangsbuchstaben ihrer Namen hat die Stadtverwaltung den Monte benannt. Damit sind sie in Köln weltberühmt und ganz bestimmt unsterblich. Der Berg allerdings ist denkbar unspektakulär. Er bietet noch nicht einmal Aussicht auf irgendwas. Lediglich ein Findling mit Schild macht auf die spektakuläre Erhebung aufmerksam. Und es gibt ein Gipfelbuch, in das man sich eintragen kann. Wenn es nicht gerade geklaut ist.
Flughafen und Autobahnen
Wer sich für die Etappe 9 entscheidet, sollte nicht überempfindlich gegen Fluglärm sein. Der Airport ist nah, und nicht selten setzt ein Jet knapp über den Baumwipfeln zur Landung an oder ist dabei, Höhe zu gewinnen. Auch gegen Autolärm sollte man resistent sein. Die Autobahnen 3 und 4 sind nicht fern, hin und wieder kreuzt man sie auf dem Wanderweg.
Nach dem Monte Troodelöh steigt man weiter hinauf auf den Großen Steinberg. Der bringt es auf stattliche 130 Meter, ist aber für die Kölner Wertung irrelevant, weil er auf dem Stadtgebiet von Bensberg liegt. Weiter geht es zu einem echten Highlight der Etappe 9: Das legendäre Wassertretbecken.
Dort herrscht buntes Treiben. Radfahrer und Radfahrerinnen haben eine Pause eingelegt, sitzen auf Bänken an Tischen und widmen sich ihrem Proviant. Kinder toben im Wasser. Und eine kleine Partygesellschaft steht bis über die Knie im Wasser, trinkt Bier und trägt lustige Hüte. Das Tretbecken wird von einem Fließgewässer gespeist. Das hält nicht nur die Beine, sondern auch das Kölsch kalt.
Lebensgefahr in Wahner Heide
Jetzt warten noch drei Abenteuer auf die Wanderfreunde und -freundinnen. Erstens das Überqueren der Rösrather Straße, die viel befahren und für Tempo 70 freigegeben ist. Und dann gilt es noch einen Bach zu überqueren, der mit Rinnsaal wohl treffender beschrieben wäre. Und die Querung der S-Bahn-Gleise auf der Straße Am Bähnchen.
Unmittelbar nachdem sich die Schranken gesenkt haben, saust die Bahn mit beachtlichem Tempo an einem vorbei. Nun befindet man sich am Rand der Wahner Heide, in der jahrhundertelang Schießen für den Krieg geübt wurde. Unübersehbare Schilder warnen vor Lebensgefahr, würde man die Wege verlassen. Munitionsreste können überall zum Verhängnis werden.
Heide unter Naturschutz
Heide unter Naturschutz Heute steht die Heide unter Naturschutz. Die Etappe 9 nähert sich langsam aber sicher dem Ende. Noch ein kurzer Blick auf Schloss Wahn gegenüber vom S-Bahnhof und man ist am Ziel. Jetzt wäre es Zeit für ein kaltes Belohnungsbierchen. Also schnurstracks zum Büdchen vor dem Bahnhof. Aber denkste. Das hat zu. Sonntag in Wahn.
Kölnpfad – Die Serie
In einer kleinen Serie stellen wir die elf Etappen des Rundwanderwegs um Köln vor, erstellt vom Kölner Eifelverein. 171 Kilometer sind das – entlang des Rheins, vorbei am Geißbockheim und verschiedensten Seen, durch den Dünnwalder Wald, den Königsforst und die Wahner Heide. 2014 wurde die Strecke entlang der Stadtgrenze vom „Wandermagazin“ zum drittschönsten Wanderweg Deutschlands gekürt. Für Einkehrmöglichkeiten auf dem Weg geben wir Tipps. Start und Ziel ist immer an einer Haltestelle der KVB.