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SC Brück 07Die Neuerfindung eines Vereins

Lesezeit 3 Minuten

Brück – Der Wiederaufbau begann mit Hunderten Weckmännern. Als Frank Jenniges, der heutige Vorsitzende des SC Brück, im Jahr 2006 nach dem Brücker Martinszug auf dem Marktplatz stand und Gebäck verteilte, wunderte er sich über die vielen Kinder, die im Stadtteil wohnen. „Wo spielen die bloß alle Fußball?“, fragte er sich – und legte damit gedanklich den Grundstein des SC Brück 07.

Fußballspielen auf Vereinsebene war in Brück im Winter 2006 nicht möglich. Der Aschenplatz am Flehbach hatte sich in den Jahren der Nichtnutzung in einen Stadt-Urwald verwandelt. Dabei ist der SC Brück ein ruhmreicher Bestandteil des Kölner Amateurfußballs. Spieler wie der spätere Dortmunder DFB-Pokalsieger Günther Breitzke oder der heutige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig trugen das weiß-blaue Trikot. In der Oberliga Nordrhein, damals die dritthöchste Spielklasse, lockte der Klub bis zu 1800 Zuschauer.

„Du bist raus“

Rettig, zwischen 2002 und 2005 Manager des 1. FC Köln, erinnert sich gern an die Zeit auf der rechten Rheinseite. Besonders eine Geschichte hat Rettig geprägt. Der SCB war erstmals in die Oberliga aufgestiegen, nach einem Fehlstart kam es zur Krisensitzung: „Trainer Winnie Pütz hielt eine Ansprache, als unser Geldgeber in die Kabine kam und etwas sagte wie: Spar dir das, du bist raus.“ An die Mannschaft gerichtet, sagte der Mäzen: „Wenn Pütz bleibt, bin ich weg, und damit das Geld.“ Doch die Amateure entschieden sich für ihren Trainer. Am Ende schaffte die Mannschaft den Klassenerhalt. „Kameradschaft und Zusammenhalt waren überragend, dafür stand der SC Brück“, sagt Rettig.

Doch damit war es bald vorbei. In den 90er Jahren führte der englische Nationalspieler Tony Woodcock den SCB als Trainer in die Regionalliga. Doch die Verantwortlichen erlagen den Verlockungen einer Fusion mit Viktoria Köln, zogen in den Höhenberger Sportpark und spielten fortan unter dem Namen SCB Preußen Köln – nur das Kürzel zeugte noch vom Brücker Ursprung. Als der 2002 in SCB Viktoria Köln umbenannte Verein 2010 Insolvenz anmeldete und als FC Viktoria Köln einen Neustart vollzog, war der einst große SC Brück Geschichte.

Aufräumarbeiten rund um den Ascheplatz

Bis Jenniges 2006 die Weckmänner aus den Händen gerissen wurden. Motiviert von der Tradition und dem Potenzial des Stadtteils gründete er im November 2007 mit Freunden den SC Brück 07. 17 Mannschaften, darunter eine Behindertenmannschaft, spielen mittlerweile für den SC. Schwieriger als der Spielbetrieb gestalteten sich die Aufräumarbeiten rund um den Ascheplatz – es dauerte, bis die alte Heimat wieder hergerichtet war. „Wir haben die Zäune und die Flutlichtanlage erneuert und den Platz vom Wildwuchs befreit“, sagt Jenniges.

Doch damit nicht genug, die Umbauarbeiten dauern bis heute an. Ein hölzernes Vereinsheim schmückt die Anlage bereits. Zudem wurden überdachte Ersatzbänke gemauert. „Das hat sonst nur Manchester United“, scherzt der Vorsitzende. Die wirklich großen Projekte stehen aber noch bevor. Die Vereinsführung will eigene Umkleidekabinen und Duschräume errichten und hofft auf städtische Zuschüsse für einen Kunstrasenplatz. Andreas Rettig verfolgt das Projekt aus der Ferne – und ist begeistert. Der DFL-Geschäftsführer spendete den Brückern aus eigener Tasche bereits einen Zuschuss zum neuen Platz.

„Der Fußball hat eine unglaubliche gesellschaftspolitische Kraft. Er bringt jung und alt zusammen und ist gelebte Integration, keine theoretische. Ich freue mich, dass der Verein so einen Zulauf hat. Der Zusammenhalt erinnert mich an meine Zeit in Brück, das ist ein großartiges Projekt.“

www.sc-brueck07.de