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Star Wars, Harry Potter & Co.Odysseum punktet mit mehr Spektakel und weniger Wissenschaft

Lesezeit 3 Minuten

Exponate der „Star Wars“-Ausstellung, die ins Odysseum nach Köln kommt.

Kalk – Die ersten Vorboten der großen Star-Wars-Ausstellung im Odysseum sind gelandet – in Form von Merchandising-Produkten: Darth-Vader-Masken, Bastelsets und Spielfiguren von Obi Wan Kenobi oder Anakin Skywalker empfangen die Besucher in Kalk, sobald sie die Kasse passiert haben. Vier Wochen vor dem Start am 22. Mai hat nun auch der Aufbau zu „Star Wars Identities“, so der Titel der Schau, begonnen. Rund 200 Originale aus den Archiven der Produktionsfirma Lucasfilm werden in Köln zu sehen sein, dazu acht interaktive Stationen, an denen sich die Besucher mit dem Thema Identität auseinandersetzen können. Die exklusiven Ausstellungsstücke – der Versicherungswert liegt im zweistelligen Millionenbereich – werden ihre Reise von Lyon, wo sie bis vergangene Woche zu sehen waren, nach Kalk in klimatisierten Transportkisten antreten, wie sie für die Verpackung von Kunstwerken üblich sind.

Nach der Harry-Potter-Schau ist es die zweite große Sonderausstellung im Odysseum – und es spricht viel dafür, dass sie das Haus nicht nur besuchermäßig in ganz neue Dimensionen katapultieren wird. Das Museum, das einst als „Science Center“, als Haus mit klarer naturwissenschaftlicher Ausrichtung und als außerschulischer Lernort angetreten war, dürfte sich zudem noch ein gutes Stück weiter in Richtung Erlebnispark entwickeln. Der Grund für die Neuausrichtung liegt auf der Hand: Zwischen dem Eröffnungsjahr 2009 und 2012 lagen die Besucherzahlen im Schnitt bei jährlich 200000 – und blieben damit weit hinter den Erwartungen zurück. Dagegen wollten allein 230000 Menschen die gerade zu Ende gegangene Potter-Ausstellung sehen. „»Star Wars Identities« wird sich in einer ähnlichen Größenordnung bewegen, eher besser“, prognostiziert Andreas Waschk, Geschäftsführer von „Explorado“. Das Kölner Unternehmen betreibt das Abenteuermuseum im Auftrag der Sparkassen-Stiftung Wissen, die Eigentümerin des Hauses ist.

Angesichts unbefriedigender Besucherzahlen und einem jährlichen Zuschussbedarf im siebenstelligen Bereich hatte die Stiftung bereits 2013 die Reißleine gezogen und dem Museum eine Neukonzeption verordnet. „Statistisch besuchen nur zehn Prozent der Deutschen ein Science Center. Wir mussten etwas ändern, sonst wäre es so weitergegangen“, sagt Waschk rückblickend. Die Stiftung kündigte den Managementvertrag mit der alten Betreibergesellschaft SMG, zwei der ursprünglich vier naturwissenschaftlichen Themenräume wurden aufgelöst.

Stattdessen zog das „Museum mit der Maus“ ein, für die Schulen wurde mit den sogenannten „Clever Labs“ ein neues Angebot geschaffen. Auch im Namenszusatz des Odysseum machten sich die Veränderungen bemerkbar: Das Wörtchen „Science“ verschwand ganz, aus dem „Science Adventure“ wurde das „Abenteuermuseum“.

Die Rechnung ist offenbar aufgegangen: Nach Angaben von Andreas Waschk kamen im vergangenen Jahr bereits 15 Prozent mehr Besucher, darunter 52000 Schüler mit ihren Klassen. Der Betrag, der jährlich von der Stiftung zugeschossen wird, liege inzwischen unterhalb der Millionen-Grenze. Über die genaue Höhe schweigen sich Stiftung und Betreibergesellschaft aus, ebenso wie über die Sponsorgelder, mit denen die Sparkasse selbst das Museum zusätzlich unterstützt.

Publikumsträchtige Sonderausstellungen wie „Star Wars“ oder „Harry Potter“ ins Haus zu holen, ist für den Geschäftsführer die logische Fortsetzung dieser Strategie. „Es geht darum, mehr Menschen ins Museum zu holen und die Marke Odysseum national und in den Nachbarländern bekannt zu machen“, sagt Waschk. „Wenn nur 20 Prozent der Star-Wars-Besucher wiederkommen, um sich unsere Dauerausstellungen anzusehen, ist das ein großer Erfolg.“ „Science Center“ oder Erlebnispark? Auf diese Diskussion will sich Waschk lieber nicht einlassen. Stattdessen hält er es in dieser Frage wie das Wissenschaftsmuseum „Exploratorium“ in San Francisco: „Dessen Motto ist: „A cool place to bring the kids“.

Exklusive Bilder und ein Bericht über die Star-Wars-Ausstellung, die ab 22. Mai im Odysseum zu sehen ist, stehen am Freitag im Magazin des „Kölner Stadt-Anzeiger“.