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Baustelle Kalker TunnelStadt Köln stellt Vollendung in Aussicht – 49 Monate zu spät

Lesezeit 3 Minuten
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Der Kalker Stadtautobahntunnel besteht aus zwei voneinander unabhängigen Röhren. 

  1. Die Sanierung des Kalker Stadtautobahntunnels, die im Juli 2014 begonnen hat, soll nach Ostern vollständig beendet sein – fast sechs Jahre nach Baubeginn.
  2. Das Großprojekt sollte ursprünglich nur 20 Monate dauern und galt zunächst als vorbildlich. In den vergangenen Jahren entwickelte es sich zum Inbegriff einer Dauerbaustelle.
  3. Ausgerechnet die moderne Sicherheitstechnik war zuletzt der Auslöser für weitere Verzögerungen. Auch Mängel in der Bauausführung und schlechte Bausubstanz waren zogen die Arbeiten in die Länge.

Köln – Die Sanierung des Kalker Stadtautobahntunnels hat im Juli 2014 begonnen und sollte ursprünglich lediglich 20 Monate dauern – doch die Arbeiten sind noch immer nicht abgeschlossen. Die Stadt hat jetzt angekündigt, dass die Baustelle zwischen dem Autobahnkreuz Köln-Ost und der Zoobrücke nach dem 18. April vollständig beendet sein soll.

Eine Baufirma soll während der Osterferien als letzten Schritt die Asphaltdeckschicht im oberen Tunnel in Richtung stadteinwärts erneuern. „Das ist aufgrund der dafür erforderlichen Wochenendsperrung erst in dieser Zeit möglich“, sagte ein Stadtsprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Kalker Tunnel in Köln: Tempo 50 soll aufgehoben werden

Dann soll auch die derzeitige Begrenzung auf Tempo 50 aufgehoben werden, so dass wie vor Beginn der Sanierung Tempo 80 gilt. Auch Transporter für Gefahrgüter dürfen dann – anders als bislang – wieder hindurchfahren.

Das Großprojekt, das zunächst als vorbildlich galt, hat sich in den vergangenen Jahren zum Inbegriff einer Dauerbaustelle entwickelt – und zu einer enormen Belastung für die 110 000 Fahrzeuge, die jeden Tag durch den Tunnel rollen, um in die Stadt zu gelangen oder sie zu verlassen. Am Ende wird es knapp sechs Jahre gedauert haben, die 50 Jahre alten Tunnelröhren auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen.

Brand im Mont-Blanc-Tunnel löste Erneuerungsprogramm aus

Dass eine so aufwendige Sanierung überhaupt nötig war, hängt mit einem Brand im Jahr 1999 im französischen Mont-Blanc-Tunnel zusammen. Damals verloren 39 Menschen ihr Leben. Zwei Monate später starben bei einem weiteren Brand im österreichischen Tauerntunnel zwölf Menschen. 2004 wurde als Reaktion auf die verheerenden Unglücke europaweit ein grundlegendes Erneuerungsprogramm für sämtliche Tunnel gestartet.

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Ausgerechnet die moderne Sicherheitstechnik war zuletzt der Auslöser für weitere Verzögerungen. Aufgrund seiner Länge von 540 Metern musste der Kalker Tunnel in der Mitte um einen Notausgang erweitert werden. Obwohl die eigentliche Sanierung bereits im Januar 2019 abgeschlossen war, konnte zunächst die Überdruckbelüftung im Nottreppenhaus in der Leitstelle noch nicht aktiviert werden.

Kalker Tunnel: Sicherheitsanlagen sollen bis Ostern getestet sein

Als Ersatz wurden rund um die Uhr jeweils zwei Tunnelwachen eingesetzt, um die Anlage im Auge zu behalten. Auf diese Weise ließ sich die Richtlinie für den Betrieb von Straßentunneln erfüllen. Bis spätestens Ostern sollen nun also sämtliche Sicherheitsanlagen getestet sein – zurzeit läuft der Testbetrieb.

Abgesehen von der aufwendigen Sicherheitstechnik sind Baumängel verantwortlich für die lange Bauzeit. So haftete etwa der an der Tunneldecke angebrachte Spritzbeton nicht. Die mangelhafte Bausubstanz war ein weiterer Auslöser.

Probleme stellten sich erst während der Sanierung heraus

Viele Probleme stellten sich erst während der Sanierung heraus. Die Grundlage des Bauwerks bildet ein historisches Gewölbe aus dem Jahr 1890, das der Deutschen Bahn gehört. In dieses wurden 1970 die zwei Tunnelröhren für den Autoverkehr eingebaut. Die untere führt von der Innenstadt zum Autobahnkreuz Köln-Ost in Richtung Olpe und ist 538 Meter lang, während die Autos im oberen, 321 Meter langen Tunnel in Richtung Zentrum gelangen.

Eine Teerschicht dichtet das historische Gemäuer inzwischen nur noch unzureichend ab, weshalb durch die Risse Wasser eindringt. Da die Bahn ihren Teil allerdings nicht erneuern wollte, musste die Stadt im Inneren des Autotunnels aufwendig Ablaufrinnen aus Edelstahl montieren, damit die eindringende Feuchtigkeit abfließen kann.