AboAbonnieren

Kriegsdarstellung und RassismusWelche Kostüme an Karneval unerwünscht oder sogar verboten sind

Lesezeit 3 Minuten
Zwei junge Männer tragen Polizei-Kostüme.

Kostüme, die ähnlich wie Bundeswehr- oder Polizeiunformen aussehen, werden von vielen Kneipen nicht toleriert - und können sogar verboten sein.

Auch an Karneval gibt es Regeln. Welche Kostüme in Köln nicht gern gesehen werden - und welche sogar verboten sind.

Kurz vor Beginn der Karnevalswoche erreicht auch die Kostümplanung ihren Höhepunkt. Neben aktuellen Trends der Session und klassisch rot-weiß, sollten Jecke aber auch beachten, welche Verkleidungen nicht gut ankommen und in einigen Kneipen gänzlich unerwünscht sind. Wiederum andere sind sogar verboten und können zu erheblichem Ärger mit der Polizei führen. Wer das verhindern möchte, sollte auf diese Kostümierungen unbedingt verzichten – ein Überblick.

Rechtsextremistische Motive in Kostümen sind verfassungswidrig

Verboten sind Kostüme mit einem rechtsextremistischen Hintergrund. Wer zum Beispiel mit einem Hakenkreuz auf Kleidung oder Haut unterwegs ist, macht sich der Volksverhetzung schuldig. Das Symbol ist verfassungswidrig. Ebenfalls nicht erlaubt sind Adolf-Hitler-Verkleidungen oder Kostüme mit der Aufschrift WP („White Power“), SGH („Sieg Heil“) oder B&H („Blut und Ehre“). Auch weiße Roben und Mützen des Ku-Klux-Klans werden nicht toleriert. Das Tragen entspricht einem Straftatbestand und somit drohen eine Geld- oder sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.

Bei Uniformen muss deutlich zu erkennen sein, dass es sich um eine Verkleidung handelt. Wirkt das Kostüm zu echt, zum Beispiel bei Polizei-Uniformen, kann eine Straftat durch den Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen aus Paragraf 132a des Strafgesetzbuches vorliegen.

Polizei: Waffenattrappen können Feiernden Angst machen

In den letzten Jahren wurden auch Kostüme verboten, die Waffen-Attrappen beinhalten. Wenn diese zu echt aussehen und dadurch von der Polizei als sogenannte Anscheinswaffe eingestuft werden, begeht der Kostümierte eine Ordnungswidrigkeit. Also Folge kann dies zu einem Bußgeld von bis zu 10.000 Euro führen.

Die Kölner Polizei stellt klar: „Gerade vor dem Hintergrund der derzeitig angespannten Sicherheitslage, sollte niemand mit Pistolen- oder Messerattrappen kommen. Das macht gegebenenfalls nicht nur friedlich Feiernden Angst – es zieht polizeiliche Maßnahmen nach sich.“

Auch zu viel nackte Haut kann zu Ärger führen

Kostümierungen, die zu viel nackte Haut zeigen, können ebenfalls unter einen Straftatbestand fallen. Sie können als exhibitionistische Handlungen angesehen werden und damit unter Erregung öffentlichen Ärgernisses fallen. Das Tragen kann dadurch zu Geld- oder Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr führen.

Nicht verboten, dafür aber bei zahlreichen Kneipenwirten unerwünscht, sind Kostümierungen, die jeglichen Bezug zu Gewalt haben oder Minderheiten diskriminieren.

Diskriminierende Kostüme werden von vielen Wirten nicht toleriert

Stefan Bohne vom Artheater in in Ehrenfeld möchte auf keinen Fall Kostüme mit Religions- oder Kriegsbezug in seiner Location sehen. „Beim aktuellen Weltgeschehen ist das einfach respektlos“, sagt er. Er wolle seine vielseitigen Gäste stattdessen „zusammenhalten“ und keine überflüssige Provokation durch Kostüme erlauben.

Tobias Mintert, der die „Forelle Blau“ und die „Barracuda Bar“ im Belgischen Viertel leitet, verwehrt drei Gruppen den Einlass: „Wenn Minderheiten verächtlich gemacht werden, zum Beispiel durch Blackfacing, dann geht das nicht“. Besonders kritisch sei er auch bei Verkleidungen als Polizisten, Swat-Teams oder bei Masken, die das gesamte Gesicht verdecken.

Ein Kostumierter trägt eine falsche Waffe mit der Aufschrift „fake gun“ vor sich.

Wenn Waffenattrappen zu echt aussehen, stellen sie eine Ordnungswidrigkeit dar.

„Kostüme sind nicht nur eine Geschmacksfrage“, sagt er. Die Erfahrung habe gezeigt, dass der Einlass von Kostümierten dieser Art „selten ein gutes Ende nimmt“. Wer allerdings an Karneval ebenso wenig in seine Kneipen gelassen wird, sind Menschen ganz ohne Kostüm.

Philipp Treudt von den Kneipen „Schnörres“ und „Zum scheuen Reh“ sind neben gewissen Ansprüchen an Kostüme aber vor allem allgemeine Verhaltensregeln im Karneval wichtig. Für ihn sind Sexismus, Rassismus und Antisemitismus absolute No-Gos. Und auch die Regel „Nur Ja heißt Ja“ gelte in seinen Locations konsequent.

Festkomitee: Es gibt viele bunte Kostümideen

Das Kölner Festkomitee sehe sich nicht als Karnevalspolizei, erklärt Pressesprecherin Tanja Holthaus. Auf Nachfragen empfehlen sie aber, sich Gedanken darüber zu machen, ob das Kostüm Menschen verletzen könne. Letztendlich könne man aber vor allem die Kostüme im Straßenkarneval von Seiten des Festkomitees nicht reglementieren.