Fatal BanalNah am täglichen Irrsinn
Ehrenfeld – Beerdigungen sind nicht mehr das, was sie vor Whatsapp mal waren. Heute knipst die trauernde Meute der „Tschö mit Ö“-Gruppe erst mal ein Selfie („Guck, dass der Sarg mit drauf ist“), und das wird dann in der „Last picture“-Gruppe geteilt.
Den täglichen Irrsinn aufsaugen, ein bisschen dran herumstricken und dann eine satirische Punktlandung hinlegen – das ist wieder das Erfolgsrezept des Ensembles von Fatal Banal mitsamt den Musikern der Band Spielmann’s Zoch. Im Ehrenfelder Büze lief jetzt die Sitzungspremiere vom Stapel.
Chaos im Video-Blog
Traditionell sind die Karnevalisten aus Roggendorf/ Thenhoven dabei. Allerdings gehen die tumben Vereinsmeier nicht so souverän mit der digitalen Herausforderung um wie die Trauer-Whatsapper: Sie vergeigen die Videoaufzeichnung für ihren Blog „Nubbelmachen leicht gemacht“ grandios.
Ebenso Tradition sind die Solo-Nummern: Meinolf Schubert als Abfall-Aufpicker Murat versteht unter Säuberung was anderes als sein „Baba“, der bedingungslose Erdogan-Fan. Alex, die Hessin (Sabine Putzler) entdeckt die Langsamkeit – und zwar die auf der Damentoilette. Und Susanne Hermanns als Chantalls Mutter stößt als Aushilfslehrerin an ihre intellektuellen Grenzen.
Neu in der Riege der Solisten ist Hartmut „Ernesto“ Ernst, der die Welt erklärt. Diesmal die des Poetry Slam: Wie er die unterschiedlichen Typen von Möchtegern-Poeten veralbert, das trifft voll auf die Zwölf. Volltreffer sind auch die Ensemble-Nummern, bei denen Linda Hermanns, Tim Müller und der gewohnt spitzzüngig-souveräne „Präsi“ Christoph Stubbe mitmischen.
Besonderer Applaus für Spielmann’s Zoch
Ob nun die neue EU-Datenschutzgrundverordnung im kölschen Brauhaus für Chaos sorgt, beim Schrottwichteln der Weltpolitik der Flüchtling als einziger auf der Strecke bleibt oder die Räte des Bayrischen Rundfunks auf der Suche nach quotenträchtigen Sendungen die AfD rechts überholen – das alles und etliche andere Nummern macht mächtig Spaß mit einem Schuss Kopfschütteln über den Blödsinn in der Welt.
Besonderer Applaus gebührt der Hauskapelle Spielmann’s Zoch um Frontfrau Lisa Spielmann. Was sich vor zwei Jahren schon anbahnte und von Regisseurin Britt Löwenstrom weiter forciert wurde: Die sechs Musiker sind zu vollwertigen Ensemble-Mitgliedern mit pfiffigen Ideen gereift. Sei es die Meerjungfrau, die im Plastikmüll der Meere nicht lange nach einem Gummi für die Haare suchen muss oder der aktuelle Song „Hambi bleibt grün“ – „Fatal Banal“ ist wieder ein rundum gelungenes Spaßpaket.
Restkarten für einige Sitzungen unter: