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„Wat e Theater – Wat e Jeckespill“Kölner Theater bereiten sich auf Rosenmontagszug vor

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau packt Kamelle von einem Karton in eine Tüte.

Ines Langel packt Kamelle für den Rosenmontagszug.

Der Verein für darstellende Künste läuft im Rosenmontagszug mit, am Mittwoch packten Vertreter der Kölner Theater ihr Wurfmaterial.

Am Mittwochmittag herrscht Gewusel im Orangerie-Theater. In der Mitte einer kleinen Halle türmen sich Pappkartons, in den Ecken häufen sich prall gefüllte Wurfbeutel. Aus einer Box schallen kölsche Lieder, untermalt vom Geraschel der Kamelle. Ines Langel fällt unter den etwa zwei Dutzend eifrigen Helfern sofort auf: Mit Mottoschal, kunterbuntem Tüllrock und Schmetterlingen über dem Kopf packt sie fleißig Schokoladentafeln und Gummibären-Tütchen in Plastikbeutel.

An Rosenmontag ist sie eine von drei Teammitgliedern des Orangerie-Theaters, die in der Gruppe des Kölner Vereins für darstellende Künste (VdK) im Zug mitlaufen und ebenjene Kamelle werfen darf. „Das ist ein Kindheitstraum, der mir dieses Jahr erfüllt wird.“ Nervös sei sie deshalb nicht – „außer vielleicht vor dem Werfen, das kann ich nicht so gut.“ Aber sie habe sich ohnehin vorgenommen, zu den Kindern am Zugrand zu gehen und ihnen die Kamelle direkt in die Beutel zu packen. „Karneval ist für Kinder da.“

Zwei Tonnen Wurfmaterial für den Zoch

Nicht nur das Orangerie-Theater ist am Rosenmontagszug beteiligt: Passend zum Sessionsmotto „Wat e Theater – Wat e Jeckespill“ sind insgesamt 90 Vertreter aus der Kölner Theater-, Tanz und auch Zirkus-Szene dabei. Neben dem Orangerie-Theater sind große Bühnen wie das Scala-Theater, das Theater im Bauturm, die Volksbühne am Rudolfplatz oder auch kleinere Gruppen wie Wehr 51 vertreten. Sie bilden zusammen eine Truppe aus 70 Läufern, eine zehnköpfige Kapelle und zehn Personen unterstützen beim Büggel-Auffüllen.

Der Verein für darstellende Künste (VdK) packt Kamelle für den Rosenmontagszug.

Gewusel im Orangerie-Theater: Der Verein für darstellende Künste (VdK) packt Kamelle für den Rosenmontagszug.

„Dass wir uns hier treffen und ein gemeinsames Projekt machen, finde ich auch kulturpolitisch schön“, sagt Ralf Borgartz vom Scala-Theater. Ein Projekt, das sich als komplizierter herausstellte, als manch einer vorher gedacht hätte. „Man denkt ja immer, das haben die Heinzelmännchen gemacht. Aber nein, da muss man sich schon selbst drum kümmern.“ Rund drei Monate habe die Planung mit wöchentlichen Zoom-Calls gedauert, am Dienstag habe das Team aus freiwilligen Helfern die zwei Tonnen Kamelle in die Halle gebracht, wo sie am Mittwoch in Beutel sortiert werden.

Aufwand zu Beginn unterschätzt

„Wir haben das am Anfang ein bisschen unterschätzt“, verrät Manuel Moser vom Comedia Theater. Er ist im Vorstand des Vereins für darstellende Künste und einer der verantwortlichen Planer. „Wir sind absolute Laien.“ Nur einige wenige aus der Gruppe seien schon mal in einem Zug mitgelaufen. Und der Rosenmontagszug ist schließlich nicht irgendein kleiner Zug. „Ich bin unglaublich aufgeregt.“ Aber das Festkomitee Kölner Karneval und auch Zugleiter Holger Kirsch hätten bei Fragen wie „Wo kriegt man überhaupt Kamelle her?“ ausgeholfen.

In der Vorbereitung habe Moser einiges gelernt, etwa dass man Bons braucht, damit die Läufer die Büggel auffüllen. „Ich habe mir so Grundfragen gestellt: Geht man eigentlich zwischendurch aufs Klo, darf man Alkohol trinken oder rauchen?“ Die Antwort auf alle drei Fragen lautet: Nein.

Wenige Tage vor Rosenmontag sind diese Fragen geklärt und im Team herrscht offensichtlich die Vorfreude auf den großen Tag. „Wir sind es gewohnt am Ende eines Auftritts zehn Minuten Applaus zu kriegen und das genießen wir. Aber fünf Stunden Applaus und „Juhu“-Rufe? Ich glaube, das ist selbst für uns neu“, sagt Moser. Die Zuschauer am Zugweg könnten sich bei Gruppe 16A auf „bunte und besondere Kostüme“ freuen. Darunter etwa Heinzelmännchen vom Scala-Theater, Kostüme aus „Himmel und Kölle“ von der Volksbühne und „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ vom Comedia-Theater.

Die Artistinnen und Artisten, die den zeitgenössischen Zirkus im Zug vertreten, werden in Kostümen aus „Alice im Wunderland“ auftreten, sagt der Kölner Clown und Jongleur Erik Werner. Vielleicht können die Zuschauer auch auf ein paar kleine Tricks von den Akrobaten oder Jongleuren hoffen: „Wir haben auf jeden Fall ein paar Ideen. Aber wir müssen spontan entscheiden, wofür Raum und Platz ist.“