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Eimol Zappes zo sinSo läuft es in der Sessions-Hektik im Sartory hinter der Theke

Lesezeit 4 Minuten
Annika Müller hinter der Theke im Foyer der Sartory-Säle.

Eimol Zappes zo sin: Redakteurin Annika Müller versucht sich hinter der Theke im Sartory.

Redakteurin Annika Müller hat den Selbstversuch gewagt und sich an einem Samstagabend im Sartory hinter die Theke gestellt.

Mir schwirrt schon der Kopf – und dabei habe ich im Gegensatz zu den Jecken, die mir gegenüber an der Theke lehnen, gar kein Kölsch getrunken. Ein Ehrengardist schaut mich erwartungsvoll von der anderen Seite aus an. „Vier Kölsch“, sagt er. Ich nicke lächelnd, während ich auf den Zapfhahn zusteuere und das erste Glas ansetze. Doch es ist kaum ein Tropfen in der Stange gelandet, da springt Lothar ein. „Ich mach‘ das schon“, sagt er, ohne den Blick von der Weinschorle zu heben, die er gerade mischt. Aye, aye, Chef! Ich schleiche mich wieder in meine Spülecke zurück.

Eimol Zappes zo sin – das war die Idee dieses Perspektivwechsels. Sieben Stunden zwischen Waschbecken und Zapfhahn hin und her hechten, um den Kölschdurst mehrerer Hundert Jecken zu stillen. Am Ende steht die Erkenntnis: Zum Job gehört viel mehr, als einfach nur Kölsch zu zapfen.

Lothar und Dounia sind ein eingeschweißtes Theken-Team

Es ist Samstagnachmittag, Viertel vor vier. Von außen sieht das Sartory verlassen aus, der Eingangsbereich ist dunkel. Ich laufe suchend in Richtung Küche, links hinter der großen Theke. Hier herrscht zwei Stunden vor Einlass reger Betrieb, Kellner huschen rein und raus, Küchenmitarbeiter bereiten Snackteller vor.

Hier lerne ich meinen Chef für die nächsten Stunden kennen: Lothar, 67 Jahre alt, ist eigentlich Rentner. Die Gastronomie war für ihn immer ein Nebengewerbe, hauptberuflich war er „beim Bayer“ beschäftigt. Seit 2010 steht er jede Session im Sartory hinter der Theke: „Ich würde es missen, wenn ich wüsste, da ist gleich eine Sitzung und ich bin nicht da.“

Lothar zapft fachmännisch das Kölsch, Annika Müller spült lieber Gläser.

Lothar zapft fachmännisch das Kölsch, Annika Müller spült lieber Gläser.

An Lothars Seite steht seit 2016 Dounia. Sie betreibt einen Eventservice – dass Organisation und die Betreuung von Gästen ihr Ding sind, wird auch im Sartory schnell klar. Gemeinsam mit Lothar betreut sie die kleine Theke hinten rechts im Foyer gegenüber der Garderobe. Am Wochenende gehen hier an einem Abend gut 300 Liter Kölsch über den Tresen, schätzt Lothar. „Drüben an der großen Theke ist es locker das Fünffache.“

Bevor die ersten Gäste ankommen, marschiert die Kinder- und Jugendtanzgruppe aufgeregt quatschend ins Foyer. Sie suchen sich Plätze in einer Ecke, nicht unweit von Lothars und Dounias Theke. „Und schon viele Auftritte heute?“, fragt Lothar. Und wie! Seit morgens sind die Kinder schon unterwegs, kommt als prompte Antwort. Lothar greift hinter sich an die Theke. Er hat immer etwas Süßes für die Pänz dabei, erzählt er, und bringt den jubelnden Tänzerinnen und Tänzern die Süßigkeitentüten.

Hektik in der Sitzungspause

Zum Einlass wird es voll im Foyer. Die Jecken begrüßen Lothar und Dounia, lachen mit ihnen über Erinnerungen aus den Vorjahren und erzählen, was bei ihnen gerade los ist. „Das ist für viele wie ihr Wohnzimmer“, sagt Dounia. Sie und Lothar kennen die meisten beim Namen und wissen, wie sie ihr Kölsch am liebsten trinken. „Die mögen es am liebsten hochgezapft“, sagt Lothar, während er den Kranz für eine Gruppe Jecken zapft. „Perfekt ist es, wenn kein Tropfen überläuft.“ In einem ruhigen Moment darf ich es auch probieren. „Wenn du das noch ein paar Stunden machst, wird das.“

Dass die Sitzungen losgehen – an diesem Abend wird sowohl im Sartory als auch im kleineren Ostermann Saal gefeiert – ist schnell zu erkennen. Das Foyer leert sich so schnell, wie es sich gefüllt hat. Für Lothar und Dounia beginnen jetzt die Vorbereitungen auf den wahren Ansturm – die Pause.

Glücklicherweise sind die Pausen in den beiden Sälen an diesem Tag zeitversetzt, aber wann die eine aufhört und die andere anfängt, merke ich gar nicht. Die Tür vom Sartory Saal schwingt pünktlich um Viertel nach Neun mit den letzten Tönen der Klüngelköpp auf und schon kurz danach ist vor der Theke kein Durchkommen mehr. Lothar zapft jetzt einen Kranz nach dem anderen, Dounia wuselt durch die Gästeschar, verteilt Kränze und sammelt Gläser ein. Die Hektik um mich lässt mein Herz höherschlagen, ich merke, dass ich mehr im Weg stehe, als hilfreich zu sein. Deshalb verziehe ich mich lieber in die Thekenecke und spüle die Gläser, die sich neben mir häufen.

Etwa eine Stunde später ist das Foyer so schnell wieder leer, wie es sich gefüllt hat. Für mich heißt das Feierabend – Lothar und Dounia müssen aber noch einige Stunden bleiben, nach den Sitzungen strömen die Jecken wieder für ein paar letzte Kölsch ins Foyer. Und am nächsten Tag geht es wieder von vorne los.