Am 12. Februar ist Rosenmontag, jetzt stellte Zugleiter Holger Kirsch Skizzen einiger ausgewählter Persiflagewagen vor.
Erste Persiflagen präsentiertBundeskanzler Scholz fährt als Faultier im Kölner Rosenmontagszug mit
„Hamlet“, „Faust“ und das „Phantom der Oper“ – der Kölner Rosenmontagszug zitiert in diesem Jahr einige der bekanntesten Stücke, die je auf die Bühne gebracht wurden. Passend zum Sessionsmotto „Wat e Theater – wat e Jeckespill“ dreht sich beim Zoch, der am 12. Februar durch die Kölner Straßen rollt, alles um Begrifflichkeiten und Zitate aus der Theaterwelt.
„Das Motto bietet viel Potenzial für die kreative Umsetzung der politischen Themen, und ich denke, dieses Potenzial haben wir auch gut ausgeschöpft“, sagt Zugleiter Holger Kirsch bei der Vorstellung der ersten Persiflagen am Freitag im Comedia-Theater.
Es ist der erste „ganz normale“ Rosenmontagszug seit 2020. Erst fand er wegen der Corona-Pandemie nur als Mini-Version mit Hänneschen-Puppen statt, dann wurde er zugunsten einer Demo gegen den Angriffskrieg in der Ukraine abgesagt. Und im Jubiläumsjahr startete der Zug auf der Schäl Sick. Dagegen sei dieses Jahr „fast wie Urlaub“, scherzt Kirsch.
Eine Persiflage, die voraussichtlich für viel bundesweite Aufmerksamkeit sorgen wird: Zur Aufschrift „Der Rest ist Schweigen“, ein Zitat aus Shakespeares „Hamlet“, schlummert Bundeskanzler Olaf Scholz in Form eines Faultiers auf dem Ast eines Baums. Geradezu das perfekte Sinnbild für die ganze Leidenschaft und Dynamik, mit der Kanzler Scholz die Regierungsgeschäfte führt, erklären die Macher. Die Idee für Kirschs Lieblingspersiflage sei mit seinen Kritzelköpp an der Theke entstanden, der erste Entwurf auf einem Bierdeckel.
Persiflagen zitieren bekannte Theaterstücke
Die Scholz-Persiflage ist dabei nicht die Einzige, die „Hamlet“ zitiert. Das wohl bekannteste Zitat aus Shakespeares Tragödie, „Sein oder Nichtsein“ auf Englisch „To be, or not to be“, wird im Kölner Rosenmontagszug zu „To be or Nato be“. Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, hält in Hamlet-Manier statt eines Schädels einen Gefechtshelm vor sich und stellt die existenzielle Frage seines Landes.
Wladimir Putin, Xi Jinping und Ali Chamenei haben ihren Auftritt in Köln „auf den Brettern, die die Welt bedeuten“. Von diesen Brettern sind ihnen auch welche vor den Kopf genagelt. In diesen Rollen drangsalieren und terrorisieren sie alle um sich herum, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen, erklären die Macher.
Ein Persiflage-Wagen wurde schon vor dem Rosenmontagszug gezeigt: Der Kallendresser, der stellvertretend für alle Karnevalisten symbolisch auf die Nazis „scheißen“ soll, stand bereits am Sonntag zur Großdemo gegen Rechtsextremismus auf der Deutzer Werft. „Wir haben damit alle Regularien gebrochen, aber das war es allemal wert“, sagt Kirsch.
Das Trifolium ist diese Session gleich doppelt im Zug vertreten: Beim „Bauerntheater“ sitzt der Bauer trotzig auf seinem Hinterteil und hält ein Schild mit der Aufschrift „Ich streike“. Der Prinz schlägt sich nur die Hand vor den Kopf und die Jungfrau stemmt wütend die Hände in die Hüften.
Kardinal Woelki darf bereits zum vierten Mal im Rosenmontagszug mitfahren – also nicht er als Person, sondern eine Persiflage auf den Erzbischof von Köln. Im „Trauerspiel“ schaut Woelki in ein Buch mit der Aufschrift „Missbrauchsfälle“, nur kann er nichts sehen, weil die Bänder seiner Mitra ihm die Augen verdecken.
Zu den Kölner Themen gehören außerdem das „Affentheater“ im Verkehrsdezernat, FC-Geschäftsführer Christian Keller, der bald Tünnes und Schäl aus dem Hänneschen-Theater verpflichten will und die Kölner Oper. Dort wird Bob der Baumeister den Kölnerinnen und Kölner noch ewig als „Phantom der Oper“ erhalten bleiben, prophezeien Kirsch und seine Kritzelköpp.
Anlässlich des Wallraff-Jahres – im März jährt sich der Tod von Ferdinand Franz Wallraf zum 200. Mal – ehrt das Festkomitee Kölner Karneval ihn mit einem eigenen Wagen. Insgesamt rund zwei Dutzend Wagen werden während der Session gebaut. Dabei werden politische und gesellschaftsrelevante Themen von lokaler bis bundesweiter Bedeutung behandelt.