Dieser junge Kölner ist jeck durch und durch. Seine Eltern haben daran einen gehörigen Anteil.
Beim Namen fängt's schon anPaul Pittermann ist der kölscheste Kölner Kölns
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Paul Pittermann feiert gerne Karneval und wird an Rosenmontag elf Jahre alt.
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„Minsche kumme op de Welt, ejal wo du jrad bes, doch et jitt en Stadt, wo dat jet janz besondres es.“ („Jedäuf met 4711“, Klüngelköpp)
Es gibt Dinge im Leben, die passieren einfach. Das fängt mit der Geburt schon an. Und auch für andere Sachen kann man nichts. Mama und Papa zum Beispiel. Aber wer Paul fragt, bekommt nur Gutes zu hören. Wahrscheinlich wird er seinen Eltern sogar zeitlebens mehr als dankbar sein für das, was er schon jetzt ist: der wohl kölscheste Kölner Kölns.
Geboren wurde Paul an Rosenmontag, am 3. März 2014. Und zwar dort, wo das Leben beginnt, wenn es wirklich kölsch sein soll: Im fünften Stock des Krankenhauses der Augustinerinnen befindet sich die einzige Geburtsstation der Innenstadt, besser bekannt als das Severinsklösterchen.
Paul Pittermann: Geboren an Rosenmontag im Severinsklösterchen
Hier kamen in den vergangenen 150 Jahren natürlich auch an Rosenmontag schon viele Kölnerinnen und Kölner auf die Welt – aber wenige, die mit Nachnamen Pittermann heißen. Pauls Spitzname erklärt sich daher von selbst: Pittermännche. „Einige sagen auch Fässchen zur mir, aber Pittermännche ist schöner“, sagt Paul. Und dass er als Zehnjähriger natürlich noch nicht an einem Zehn-Liter-Kölsch-Fass genascht hat, das in Köln ebenso genannt wird.
Damit die Kinder, die mer krieje könn Alle in Kölle jebore sin („Tommi“, Annenmaykantereit)
Der 3. März 2025 fällt wieder auf einen Rosenmontag. Dann feiert Paul die kölsche Zahl Elf und seinen Geburtstag mit der Familie am Zugweg. Mutter Andrea erzählt, wie sie 2014 hochschwanger bei den Schull- un Veedelszöch war und sich plötzlich der kleine Jeck ankündigte. „Ich hatte mich an dem Sonntag immer wieder nach Kamelle gebückt – und nachts ist dann die Fruchtblase geplatzt.“ Tags darauf, um 16.15 Uhr, war er da: Paul Pittermann. „Da war der Rosenmontagszug noch in vollem Gange“, erinnert sich sein Vater: Peter Pittermann.
Su simmer all he hinjekumme, mir sprechen hück all dieselve Sproch. Mir han dodurch su vill jewonne. Mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing. („Unsre Stammbaum", Bläck Fööss)
„Pitter“ heißt op Kölsch bekanntlich Peter. So würde man hier Pauls Vater „Pittermanns Pitter“ nennen – da stellt sich zwanghaft die Frage: Was ist da los in der Famillich? Pauls Vater klärt auf: „Ich bin ein Imi, komme aus Aachen, und der Name Pittermann hat mit Köln überhaupt nichts zu tun.“
Der Name Pittermann kommt aus Österreich
Die Wurzeln des Familiennamens liegen in der Tat ganz woanders – in Österreich. In der Gemeinde Wenigzell in der Steiermark gibt es eine Ortschaft mit wenigen hundert Einwohnern. „Ursprünglich mit Siedlern aus dem Schwäbischen besiedelt, zogen aber bald weitere Siedler aus dem Großraum Pitten zu, was sich im lokalen Namensgut niederschlug“, heißt es dazu bei Wikipedia.
Pauls Mutter Andrea ist auch eine Zugezogene, ihre Heimat liegt in Thüringen. Bünnig wäre ihr Nachname, wenn sie nicht nur ihren Ehemann, sondern auch „Pittermann“ so gut gefunden hätte. „Wir sind schon eine sehr jecke Familie“, sagt sie vor der Kindersitzung der Roten Funken im Maritim-Hotel. Einzig Pauls älterer Bruder, der habe mit Karneval nicht so viel am Hut – sagt Paul.
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Peter, Paul und Andrea Pittermann bei der Kinder-Sitzung der Roten Funken im Maritim-Hotel.
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Verkleidet ist er an diesem Tag als Naruto Uzumaki. Das ist eine Figur aus einem Manga-Comic, ein junger Ninja-Kämpfer, der auf den ersten Blick etwas tollpatschig scheint, aber in Wahrheit klug und gefährlich ist. Das sei doch wohl cool, meint Paul und grinst.
Denn wenn et Trömmelche jeiht, dann stonn mer all paratUn mer trecke durch de Stadt, un jeder hät jesahtKölle alaaf, alaaf! Kölle alaaf! („Denn wenn et Trömmelche jeiht“, Räuber
Seit Sommer vergangenen Jahres besucht der junge FC-Fan das Erzbischöfliche Irmgardis Gymnasium in Rodenkirchen. Als er noch Grundschüler war, durfte er erstmals bei den Schull- un Veedelszöch mitgehen. Paul erzählt begeistert, was das für ein Riesenerlebnis war. Zugleich hadert er noch immer an einer Sache, die aber unzähligen Teilnehmern auch schon widerfahren ist: An der Burgmauer, als erst zwei Drittel der Wegstrecke absolviert waren, hatte Paul „leer geschmissen“. „Ich hätte mir das besser einteilen müssen, aber wenn man unterwegs ist und die ganzen Leute Kamelle rufen – was soll ich denn machen?“
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„Vun Hätze dreimol Kölle alaaf!“ Paul Pittermann liebt es, Kölner zu sein.
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„Denn ich ben nur ne kölsche JungUn mie Hätz, dat litt mer op d'r Zung („Kölsche Jung“, Brings)“
Paul nimmt nicht nur kein Blatt vor den Mund, er hat auch klare Meinungen und Ansichten: Düsseldorf etwa mag er gar nicht. „Die halten sich für was Besseres, nur weil die Landeshauptstadt sind. Dabei bringen wir ihnen den Karneval vorbei. Da treten im Fernsehen ja Kölner Künstler auf. Die Düsseldorfer singen unsere Lieder und kriegen unsere Witze!“
Wenn er die Schule einmal verlassen hat, will er Programmierer werden, sagt Paul. „Oder Klempner!“ Das haben seine Eltern offenbar gerade erstmals gehört, aber angesichts des Fachkräftemangels sei das keine schlechte Idee, meint Papa Peter. Es könne aber gut sein, dass sein Filius in den kommenden Jahren noch weitere Berufswünsche äußern werde. Aber was kümmert einen echten Kölschen sein Geschwätz von gestern? Viel wichtiger ist Paul zunächst einmal der 3. März: Elf werden. Und feiern – natürlich am Rosenmontagszug.