Köln – Schon von Anfang an erlebte die Südstadt dem grauen Himmel zum Trotz ein buntes Treiben – hunderte Karnevalisten versammelten sich ab 10 Uhr in der Severinstraße, auf dem Chlodwigplatz und in den angrenzenden Seitenstraßen. Auf dem Severinskirchplatz kam man kurz vor elf Uhr kaum noch durch die Menge. Zwar drehte nicht nur die Musik, sondern auch der Regen auf, doch die anwesenden Jecken tanzten das schlechte Wetter einfach weg.
Pünktlich zum Countdown kam auch für kurze Zeit die Sonne hervor. Auf die Sekunde schossen um 11.11 Uhr die Konfettikanonen über den Platz, die Lautsprecher, aus denen die kölschen Lieder dröhnten wurden noch einmal lauter aufgedreht, die jecke Masse schunkelte, sang und tanzte.
Bis Mittags nicht viel zu tun für die Kölner Polizei
Vor Lokalen wie dem „Filos“ an der Merowinger Straße reichten die Warteschlangen zwar weit auf die Straße, doch insgesamt blieben die Feiern in dem Bereich überschaubar. Bis Mittag war es recht ruhig, das registrierten auch die für die Sicherheit zuständigen und zahlreich anwesenden Polizisten. „Wir sind seit gut zwei Stunden hier und bisher gab es überhaupt keinerlei Auffälligkeiten“, hieß es. Die Einsatzkräfte patrouillierten das Gebiet weiträumig und durchgängig. So gestaltete sich das Fest vor allem für die Anwohner angenehm: „Hier springt das kölsche Gefühl über, ohne dass uns die Menschenmassen überrennen. Hier in unserer Südstadt fühlen wir uns am wohlsten“, sagte Karoline Estermann (22).
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Gegen Mittag änderte sich das Bild, denn zahlreiche Jecke versammelten sich zwischen Severinstorburg und Chlodwigplatz, wo das Reiter-Korps Jan von Werth das traditionelle „Spill an d’r Vringspooz“ rund um die Legende von Jan und Griet in Szene setzte. Die Geschichte des jungen Knechts Jan vom Bauerhof im Kümpcheshoff – in diesem Jahr gespielt von Dirk Kenntner – , dessen Liebe zur Magd Griet (Ehefrau Jackie Kenntner) erst erwidert wird, nachdem er als berühmter Reitergeneral aus dem Dreißigjährigen Krieg nach Köln zurückkehrt, wurde bereits zum zehnten Mal aufwendig dargeboten.
Das Reiterkorps hatte erneut eine liebevoll bemalte und von Heuballen eingerahmte Bühne unter der Torburg errichtet, auf der die Griet als Marktfrau ihre Äpfel anbot. Solange bis Jan in Begleitung einiger Reiter des Korps angeritten kam. Er sei kein geübter Reiter, verriet der 62-jährige Kenntner, darum habe er vor der Aufführung noch Unterricht von den Korps-Kameraden erhalten. Aber er brauchte sich ja auch nicht allzu lange im Sattel zu halten, denn die Aufführung endet stets mit dem bekannten Dialog: „Griet, wer et hätt jedonn“ und „Jan, wer et hätt jewoss.“
Kuckelkorn und Dreigestirn beim Schauspiel
Das Schauspiel verfolgten erstmals auch Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und das amtierende Dreigestirn um Prinz Christan II. , aber die kommen in dieser Session ja auch aus den Reihen des Reiterkorps Jan von Werth . „Lachen, tanzen und singen verbindet die Menschen im Karneval. Uns ist es wichtig, in Zeiten, in denen das Trennende auf allen Kanälen Konjunktur hat, auch das Verbindende hervorgehoben wird“, sagte Kenntner, ehe er sich mit seiner Griet auf den Weg in die Stadt machte.
Im Zug zur Hofburg des Dreigestirns an der Pipinstraße machten, so Zugleiter Marco Müller, 21 Gruppen mit, zudem waren sieben Festwagen und 18 Pferde dabei. Zu sehen waren auch der Stammdesch Kölsche Klüngel, die 1. Damengarde Coeln, die KG Unger Uns, das Gardekorps Grün-Weiss, das Kölner Husaren-Korps, der Spielmannszug Bunt-Wiess Beckendorf, die Tanzgruppe Winzer und Winzerinnen vun d’r Bottmüll der KG Alt Severin und andere.