AboAbonnieren

Brauereien reagieren auf InflationKarnevalskölsch-Preise steigen teils drastisch an

Lesezeit 4 Minuten
kölschglasdom

An manchen Orten könnte das Glas Kölsch demnächst die 3-Euro-Marke knacken. (Archivbild)

Köln – Schon lange wurde die Redensart vom Unglück, das selten allein kommt, nicht mehr so kontinuierlich bestätigt, wie in letzter Zeit. Neben den massiv gestiegenen Preisen für Lebensmittel im Handel werden die Verbraucher bald auch fürs Trinkvergnügen mehr berappen müssen.

Nachdem kürzlich Deutschlands größte Brauerei, die Raderberg-Gruppe, zu der unter anderem auch Sion, Sester und Peters Kölsch zählen, bereits für Anfang Dezember Preiserhöhungen angekündigt hat, hört man Ähnliches auch von anderen Kölner Brauereien. Das hieße, dass viele Kneipengäste nach der Anpassung im Frühjahr womöglich zum zweiten Mal in diesem Jahr tiefer in die Tasche greifen müssen. Und es bedeutet auch, dass das Kölsch in den Sitzungssälen vielfach teurer wird. Gaffel zum Beispiel werde, so weiß es ein buchstäblich an der Quelle sitzender Wirt, zur Jahreswende wohl 20 Euro mehr pro Hektoliter berechnen.

Kölschpreise im Kölner Karneval: „Im Prinzip müsste man weit über drei Euro gehen“

Laut dem Betriebsleiter vom Reissdorf am Hahnentor, wo die 0,2l Stange derzeit zwei Euro kostet, ist zwar „offiziell noch nichts geplant. Aber es wird was kommen“, ist Martin Schlüter überzeugt. „Wir sind noch nicht ganz sicher, wie wir damit umgehen“, sagt Melanie Schwartz-Mechler mit Blick auf die Preissteigerungen im Energiesektor. Man werde erstmal schauen, wie sich der Markt in den kommenden vier bis acht Wochen entwickele, so die Geschäftsführerin der Brauerei zur Malzmühle. Bierbrauen sei nun mal ein energiereiches Geschäft, und jetzt müsse abgewartet werden, was die Regierung sich einfallen lasse „und ob wir darauf reagieren müssen“.

Rudolf von Borries befürchtet, dass die Brauereien zum Jahreswechsel sogar „drastisch erhöhen“ werden. Der Hausherr der Wolkenburg kann deshalb auch „nicht grundsätzlich ausschließen“, dass der Preis fürs Kölsch noch einmal nach oben klettert, was dann insbesondere die Besucher der Karnevalsveranstaltungen träfe. Im letzten Jahr hat der Gast in der Wolkenburg noch 2,60 Euro für die 0,2l Stange bezahlt, jetzt sind es 2,70 Euro. Ursächlich für die Erhöhung seien nicht nur die „fast doppelt so hohen Energiekosten“, sondern vor allem die Personalkosten, so von Borries. Weil einfach nicht genügend Service-Kräfte zur Verfügung stehen, müsse man auf Personaldienstleister zurückgreifen, „und die zocken einen ab“.

Karneval in Köln: Auch für die Stunksitzungsbesucher wird es teurer

Wer in der bald beginnenden Session eine Sitzung im Gürzenich besucht, muss für das Kölsch ebenfalls mehr bezahlen, als im letzten Jahr. „Im Prinzip müsste man weit über drei Euro nehmen, aber das trauen wir uns nicht“, betont Koelncongress-Geschäftsführer Bernhard Conin. Deshalb habe man 2,90 Euro festgelegt. Zur Erinnerung: im Jahr 2020 hatte der Preis noch bei 2,50 Euro gelegen.

Während Kölns sogenannte gute Stube zumindest knapp unter der Drei-Euro-Schallgrenze bleibt, wird diese im Maritim-Hotel erstmals erreicht. Nach Angaben des stellvertretenden Direktors Carsten Burth liegt der Preis dort bei 2,90 Euro, werde in der Session jedoch auf drei Euro angehoben. Auch im Mülheimer E-Werk werden Tausende von Stunksitzung-Besuchern nunmehr drei Euro hinlegen müssen, allerdings für das 0,25l Glas, das es dort gibt. Das sind 30 Cent mehr als im Jahr 2020. Konzertbesucher zahlen in derselben Location bereits seit dem ersten Oktober vier Euro (vorher 3,50 Euro) für den 0,3l Mehrweg-Pfandbecher.

Kölner Karneval: Die Hofburg ist im Preis stabil geblieben

An der Theke vom Tanzbrunnen, wo in dieser Session 25 Karnevalsveranstaltungen stattfinden werden, muss man 2,80 Euro fürs Kölsch berappen. Im Dorint am Heumarkt, der Dreigestirn-Hochburg, ist man hingegen beim Preis für die Stange geblieben, 2,60 Euro kostet sie dort. Genauso verhält es sich in der ehemaligen Herberge des Kölner Dreigestirns, dem Pullman Cologne, wo sogar schon mehrere Jahre 2,60 Euro zu bezahlen sind.

Dass es auch ohne Preiserhöhungen geht, zeigt das Beispiel Alter Wartesaal und Halle Tor 2, wo das Kölsch nach Worten von Geschäftsführer Andreas Feldgen weiterhin für 2,50 Euro verkauft wird. Bei Karnevalspartys in der Halle wie dem Bützje Ball oder dem Kostümball Mummenschanz werden summa summarum 10000 Gäste erwartet, bei denen im Wartesaal circa 5000. Er sei der Meinung, dass man die Preise nicht weiter hochschrauben kann, betont Feldgen. „Irgendwann ist eine Schmerzgrenze erreicht." Das vertrete er auch gegenüber den Brauereien.

„Viele sagen: Das ist mir einfach zu teuer!“

Feldgen sieht die Gefahr, dass die Schere sonst noch weiter auseinandergeht und „sich immer weniger Leute solche Veranstaltungen leisten können". Die Nachfrage bei Karnevalsveranstaltungen sei ohnehin zögerlich. Anfangs habe er gedacht wegen Corona. Inzwischen sei er überzeugt: „Die Leute gehen bewusster mit Geld um.“ Und viele sagten: „Es ist mir einfach zu teuer."