Die aktuelle Dombauhütte geht auf die erste, 1248 ins Leben gerufene Hütte zurück.
„Seelenort des Kölschen“Henriette Reker lobt Dombauhütte für 200 Jahre Leidenschaft und Hingabe
Schwer vorstellbar ist heute, dass der Kölner Dom, als Meisterwerk der gotischen Architektur 1996 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt, jahrhundertelang vernachlässigt wurde. Doch so war es nach der Einstellung der Bauarbeiten um 1520. Es ist vor allem Sulpiz Boisserée zu verdanken, dass die Kathedrale, die in der Franzosenzeit als Korn- und Futterkammer und zeitweise als Kriegsgefangenenlager diente, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus dem Schattendasein hervortrat.
Reker: „Seelenort des Kölschen“
Unermüdlich warb er für ihre Vollendung. Erste Restaurierungsarbeiten begannen, ausgeführt von selbständigen Unternehmen. Allmählich bildete sich ein fester Stamm von Mitarbeitern heraus, die ausschließlich für den Dom tätig waren. Daraus entstand 1824 die neue Dombauhütte. Anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Einrichtung, die auf die erste, 1248 ins Leben gerufene Hütte zurückgeht, hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Historischen Rathaus einen Empfang für deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gegeben. Stellvertretend für sie alle trugen sich Dombaumeister Peter Füssenich, Hüttenmeister Uwe Schäfer und Domdechant Robert Kleine in das Gästebuch der Stadt Köln ein.
Von Steinmetzen über Restauratorinnen bis zu Dachdeckern, von Schreinern über Glasmalerinnen, Schmiede und Elektriker bis zu Wissenschaftlerinnen – in der Dombauhütte sind 90 Beschäftigte tätig, davon 70 im handwerklichen Bereich. „Sie alle haben es zur Exzellenz in ihren Tätigkeitsfeldern gebracht“, dankte Reker den Gästen. Mit „Leidenschaft und Hingabe“ würden sie dazu beitragen, das „generationsübergreifende Gesamtkunstwerk“, den „Seelenort der Kölschen“, zu pflegen, zu erneuern und zu erhalten.
Der gleichfalls 1824 gegründete Zentral-Dombau-Verein, der bis zu 60 Prozent des Geldes für den Erhalt des 1880 vollendeten Kölner Wahrzeichens beisteuert, trage das Seine dazu bei, dass der Dom als „Identifikationsbauwerk“ wahrgenommen werde.
Nicht nur technisches Können verlangt
Ohne das Handwerk, ohne die „Menschen, die ihre ganze Arbeitskraft in den Dienst des Doms stellen“, würde es ihn nicht geben und wäre sein Erhalt „undenkbar“, sagte Dombaumeister Peter Füssenich. Die Arbeit erfordere nicht nur fachliches und technisches Können, sondern auch ein „tiefes Verständnis für die historischen Baumethoden.“ Beispielsweise müsse ein Steinmetz oder eine Bildhauerin in der Lage sein, „neue Werkstücke so exakt zu gestalten, dass sie sich harmonisch in das Gesamtbild des Domes einfügen“ und dessen „architektonische Integrität bewahren“.
Die Kenntnisse und Fertigkeiten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die durch keinerlei Technologie ersetzt werden könnten, seien ein „lebendiges Kulturgut“, das in Zeiten fortschreitender Digitalisierung und des Arbeitskräftemangels zunehmend bedroht sei, sagte der Dombaumeister. Deshalb sei die Ausbildung der nächsten Generationen „essenziell“ – auch darum kümmere sich die Dombauhütte.
Dabei brauche es das unterstützende Engagement von Gesellschaft und Politik. Auch Füssenich hob die Bedeutung des Zentral-Dombau-Vereins hervor. Zudem mahnte er an, dem Dom „eine würdige Fassung zurückzugeben“, das heißt für ein Umfeld zu sorgen, in dem er optimal zur Geltung kommen kann. Reker versicherte, im Rahmen des Zehn-Punkte-Plans für das Domumfeld werde „alles getan, was uns möglich ist, um die Umgebung angemessen mitzugestalten“.