Alexandra Kamp und Timothy Peach spielen aktuell in Köln im Theater am Dom in „Die Kehrseite der Medaille“. Wir haben uns mit beiden getroffen.
„Nicht so böse gesagt, wie es gemeint war“Alexandra Kamp und Timothy Peach über Theater, Kinder und Köln
Ein Schock für Daniel (Martin Armknecht) und seine Frau Isabelle (Alexandra Kamp): Ein befreundetes Paar hat sich getrennt, doch Patrick (Timothy Peach) hat schon eine neue Flamme (Mia Geese): 25 Jahre jünger … Bei einem gemeinsamen Kennenlern-Dinner kommt es zu Peinlichkeiten und Zweifeln, vor allem seitens Isabelle: Was, wenn sich auch ihr Daniel eine Jüngere sucht? Das ist die Prämisse von „Die Kehrseite der Medaille“. Die Komödie läuft aktuell im Theater am Dom in der Kölner Innenstadt.
„Das Besondere an dem Stück ist, dass wir nicht nur das spielen, was wir sagen, sondern auch das, was wir denken“, erzählt Timothy Peach. „Das eine steht natürlich im Widerspruch zum anderen“, so der Schauspieler. Das Publikum kann also in die Köpfe der beiden Paare hineinsehen und –hören. Auf der Bühne wird das mittels Lichtwechsel dargestellt. Alexandra Kamp fasst das mit einem ihrer Lieblingszitate von Peachs Charakter zusammen, der da sagt: „Es war ja nicht so böse gesagt, wie es gemeint war.“
Sowohl Peach als auch Kamp stehen nicht nur auf der Theaterbühne, sondern auch vor der Kamera. „Es sind zwei verschiedene Berufe“, sagt Kamp, die zuletzt in „Waldgericht – Ein Schwarzwaldkrimi“ zu sehen war. „Filmschauspiel bedeutet Operation mit dem Laser“, sagt sie. „Theaterschauspiel ist Operation mit dem Skalpell. Auf der Bühne muss ich mehr Körpersprache an den Tag legen, damit auch die 81. Reihe noch etwas sieht.“ Das, was ihr am meisten Freude bereitet, sei immer das, was sie gerade mache. Timothy Peach sieht das etwas anders. „Es ist ein interessanter Aspekt, was Alexandra da erzählt. Ich glaube nicht, dass es zwei unterschiedliche Berufe sind“, sagt er. Peach war im TV zuletzt in Serien wie SOKO München, Lena Lorenz und auch Aktenzeichen XY zu sehen. „Der Kern ist die Genauigkeit des Gedankens. Das macht den Beruf des Schauspielers aus. Das heißt, ich muss meine Klaviatur ändern, meine Reichweite ändern, aber der Einsatz ist gleich: Nämlich die Wahrhaftigkeit des Gefühls und die Genauigkeit des Gedankens.“
Alexandra Kamp: Stimmung des Publikums ergibt sich aus Kettenreaktion
Einig sind sich beide darin, dass der besondere Reiz des Theaters im unmittelbaren Kontakt zum Publikum liegt. „Wenn der erste Satz gesagt ist, wissen wir, wohin die Reise geht: Schütten sie sich den ganzen Abend lang aus oder ist es eher verhalten?“, sagt Kamp. Aber wie kommt es, dass das Publikum praktisch als homogene Masse agiert? Alexandra Kamp erklärt es mit einer Kettenreaktion: „Wenn ich im Publikum sitze, dann möchte ich Gas geben, ich möchte applaudieren und so laut lachen wie ich möchte. Aber wenn ich merke, dass die Leute neben mir still sind, dann halte ich mich auch zurück.“ Das funktioniere auch andersherum, sagt sie. „Wenn einer aufspringt, dann tut es eine Sekunde später der nächste und plötzlich gibt es eine Standing Ovation. Wir sind halt Herdentiere.“ Peach verrät außerdem: „Wir haben einen Regisseur, der sich immer noch schlapp lacht. Wenn wir merken, wir brauchen Stimmung, dann setzen wir den Pascal (Breuer, Anm.d.Red.) da rein und er lacht so laut, dass alle anderen mitlachen.“
Timothy Peach erkundet mit dem Rad die Stadt Köln
Timothy Peach, eigentlich Münchner mit britischen Wurzeln, ist während der Spielzeit in Köln beheimatet und erkundet die Stadt am liebsten mit dem Fahrrad. Nicht immer ohne Schwierigkeiten: „Letztes Mal hatte ich mein Rennrad dabei und dachte mir: Super cool, ich fahre den Rhein rauf und runter, so schnell und lässig war ich noch nie unterwegs … Das ging aber nur in eine Richtung gut“, erzählt er. Auf dem Rückweg sei er nur noch halb so schnell gewesen: „Die Windverhältnisse sind am Rhein einfach so, dass man auf einer Strecke immer Gegenwind hat.“ Der 59-Jährige nimmt es mit Humor. Sport gehöre für ihn ohnehin dazu, am besten mehrere Stunden täglich. „Manchmal wird man gefragt, was man als Schauspieler tagsüber so macht. Bei mir ist das Sport.“
Alexandra Kamp koche und esse leidenschaftlich gerne, sagt sie. Und sie genießt ihre Freiheiten: „Ich bin glücklich, jeden Tag aufs Neue frei entscheiden zu können, wie ich mein Leben gestalte.“ Die 56-Jährige entschied sich bewusst dafür, keine Kinder zu bekommen. „Ich bin nicht kinderlos, ich bin kinderfrei“, sagt sie. „Jeder ist seines Glückes Schmied. Ich freue mich für Menschen, die Kinder haben und damit glücklich sind.“ Für Kamp geht es schon bald weiter. In dem Stück „Die Kehrseite der Medaille“ ist sie in Köln nur noch an diesem Wochenende zu sehen, dann besetzt Nicola Tiggeler ihre Rolle.
Das Stück läuft im Theater am Dom noch bis zum 23. April. Tickets gibt es ab 19,80 Euro bei koelnticket.de. Am 3. Dezember wird die Benefiz-Vorstellung von „Gut gegen Nordwind“ mit Timothy Peach und Alexandra Kamp nachgeholt, die eigentlich für diesen Sonntag, 26. März, geplant war, aber abgesagt werden musste.