Köln – Ein bekannter Kinderfotograf muss sich seit Dienstag wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs vor dem Landgericht verantworten. Mit der Verlesung der Anklageschrift durch Staatsanwalt Jonathan Kirchner wurde zum Prozessauftakt in Saal 7 des Kölner Justizgebäudes erst das ganze Ausmaß des Falles bekannt. Der Angeklagte schwieg zu den Vorwürfen, dafür redete sein Anwalt.
Köln: Vorwürfe reichen bis ins Jahr 1999 zurück
Der „international tätige Kinderfotograf“ habe durch seinen Beruf zahlreiche Kontakte zu Familien mit Kindern geknüpft und sei mit Müttern von mutmaßlichen Opfern auch Partnerschaften eingegangen. Er sei eine Vertrauensperson für die Kinder gewesen, habe teilweise auch eine Vaterrolle übernommen. Daher seien sie dem Mann auch etwa auf Reisen anvertraut worden.
Die Vorwürfe reichen zurück bis ins Jahr 1999. Damals soll der Angeklagte mit einem Jungen (12) nach Orlando in Florida gereist sein, ins Disney Resort. In einem Schwimmbad habe der Fotograf sich an dem Jungen vergangen. 2002 soll der Angeklagte mit zwei Jungen zum Shooting nach Sardinien gefahren sein, es sei zu Übergriffen im Schlaf gekommen, wovon ein Opfer aufgewacht sei.
Anklage spricht von Vergewaltigung in Luxus-Resort
Auch beschreibt die Anklageschrift den Übergriff auf einen zehn Jahre alten Jungen im Jahr 2006 auf den Malediven. Im Bungalow eines Luxus-Resorts soll der Fotograf das Kind schwer missbraucht haben. Der Junge habe von Schmerzen berichtet, doch der Angeklagte habe einfach weiter gemacht. „Das Kind biss sich selbst in die Hand, um sich von den Schmerzen abzulenken“, erklärte der Staatsanwalt.
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In seinem Apartment in einem Kölner Hochhaus soll der Fotograf einen weiteren Jungen missbraucht und ein Video von der Tat angefertigt haben. Laut Anklage war der Fotograf mit der Mutter des Kindes zusammen. Auf Gran Canaria soll es zu weiteren Übergriffen gekommen sein. Die Staatsanwaltschaft spricht von insgesamt sechs Opfern im Alter zwischen sieben und 13 Jahren.
Kölner Verteidiger spricht von Manipulationen
Weiter soll der Angeklagte über eine kinderpornographische Datei in der Cloud seines Smartphones verfügt haben, das die Ermittler sichergestellt hatten. Die Rede ist von einer Zusammenstellung von Bildern eines sechs bis neun Jahre alten Jungen. Während acht Bilder normale Alltagssituationen abbilden, soll ein Foto die unsittliche Berührung des Jungen im Intimbereich zeigen.
Verteidiger Ulrich Sommer sprach in einem Eröffnungsplädoyer davon, dass sein Mandant, der in U-Haft sitzt, von der Polizei vorverurteilt wurde. Eine gesellschaftliche Ächtung sei gewollt. Sommer sprach von Manipulation, den mutmaßlichen Opfern könnte etwas eingeredet worden sein. „Das Gericht wird viel Arbeit haben“, sagte der Anwalt. Bisher sind noch 26 Verhandlungstage angesetzt.