Wilde Müllkippen in KölnAn Straßenrändern häuft sich der Abfall
- Grünen-Politiker vermutet regelrechten Mülltourismus.
- Die AWB wird der wachsenden Müllberge nicht mehr Herr.
- Anwohner sind genervt - die Stadt sieht keine Häufung.
Chorweiler – Wenn Klaus Wittek in Fühlingen unterwegs ist, packt ihn oft die Wut. Immer wieder stößt der 63-Jährige auf Müllkippen, die in den Böschungen und Grünanlagen abgeladen und liegengelassen wurden. „Das sind nicht nur kleine Verpackungen, sondern haufenweise Reifen, Bauschutt und andere gewerbliche Abfälle“, erklärt Wittek. „Oft entsorgen auch Anwohner aus benachbarten Stadtteilen ihren Sperrmüll hier im Kölner Norden und kippen ihn einfach einige Meter neben der Straße in die Grünflächen.“#
Müll an vielen Straßenrändern
Mit der Reaktionszeit des städtischen Müllentsorgers AWB und der Politik ist der Fühlinger nicht zufrieden: „Trotz Meldung bei der AWB dauert es oft Tage, bis der Abfall weggeräumt wird.“ Wittek vermutet als Ursache des Problems fehlendes Personal und mangelnde Effizienz. Die Politik, so Wittek, reagiere ebenfalls nicht. „Köln hat sich in meinen Augen in den letzten 30 Jahren zur ungepflegtesten Stadt der Republik entwickelt. Im ganzen Stadtbereich gibt es kaum einen Meter entlang der großen Straßen und Autobahnen ohne Müll“, so der gebürtige Kölner. Witteks Forderung: „Was wir dringend brauchen, ist eine Müll-Task-Force, in der sich alle Verantwortlichen der Stadt zusammensetzen. Wir brauchen Lösungen, damit sich das Stadtbild erkennbar zum Besseren wandelt.“
24 Stunden Reaktionszeit
Vorwürfe wie die von Wittek weist die AWB von sich. „Wir halten unser Ziel, eine wilde Müllkippe 24 Stunden nach der Meldung durch einen Bürger zu beseitigen, grundsätzlich ein. Nur am Wochenende kann dies aufgrund der dünneren Personaldecke manchmal 48 Stunden dauern“, erläutert Wilfried Berf von der Presseabteilung der AWB. Die Ursache für die wilden Müllablagerungen könne man sich bei der AWB nicht erklären. „Wir bieten kostenlose Entsorgungsangebote an, die einfach und schnell zu nutzen sind. Wenn zum Beispiel eine Privatperson sperrige Abfälle abgeben möchte, holen wir diese innerhalb von 14 Tagen kostenlos vor Ort ab“, so Berf.
AWB geht in Kindergärten
Zudem biete das Unternehmen auch ein breites pädagogisches Angebot in Schulen und Kindertagesstätten, um junge Menschen schon früh für den richtigen Umgang mit Abfällen zu sensibilisieren. „Zuletzt liefern wir wie jetzt zum Ende des Jahres an alle Haushalte in Köln den AWB-Abfallkalender, in dem alle Abholungstermine für Sperrmüll und andere Abfälle einzusehen sind“, so Werf. „Warum die Leute ihren Abfall dennoch am Waldrand oder in Böschungen abkippen, ist uns schleierhaft.“Die Stadt Köln zeigt sich über die steigende Unzufriedenheit bei den Bürgern verwundert. „Bei uns und der AWB gehen immer wieder Beschwerden über wilde Müllablagerungen ein. Einen Zuwachs im Kölner Norden haben wir in den letzten Monaten aber nicht festgestellt“, erklärt Simone Winkelhog vom Presseamt der Stadt Köln. Die Bürgerinnen und Bürger könnten wilde Müllablagerungen aber jederzeit melden. Wenn ein Verursacher festgestellt werde, würden entsprechende Bußgeldverfahren eingeleitet.
Regelrechter Mülltourismus
Wolfgang Kleinjans, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksvertretung Chorweiler, sieht die Schuld ebenfalls nicht bei den Abfallwirtschaftsbetrieben: „Es kommen Mülltouristen aus dem ganzen Kölner Umland und der Stadtmitte in die nördlichen Randbezirke, um dort ihren Sperrmüll zu entsorgen – eine lückenlose Kontrolle ist dort aufgrund der Weitflächigkeit schwieriger umzusetzen als im Stadtzentrum.“Der Politiker versucht daher, auf anderem Weg für Abhilfe zu sorgen. „Im »Netzwerk 2. Hand für Köln« arbeite ich mit einigen Partnern daran, die Entstehung von neuem Müll zu reduzieren“, erklärt Kleinjans. „Dazu bieten wir gut erhaltene Kleidung, Möbel und andere Nutzgegenstände gegen geringe Preise als Second-Hand-Ware an, damit zum Beispiel die ausrangierten Möbel nicht im Straßengraben landen, sondern weitergenutzt werden können.“ Andere Möglichkeiten, um die Problematik zu entschärfen, sehe er leider nicht. „Da ist wohl jeder Bürger in der Pflicht, sich anständig zu verhalten und das vorhandene Angebot zu nutzen.“