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„Sie sind sich keiner Schuld bewusst“Ausstellung in Köln zeigt Krieg und Flucht auf Teppichbildern

Lesezeit 2 Minuten
Jan Kath sitzt vor einem Teppichbild aus der Serie „Rug Bombs“.

Jan Kath mit einem Teppichbild aus der Serie „Rug Bombs“.

Die CEOs der Waffenfabrikanten lächeln von den Teppichen auf den Betrachter herab. Vertreibung ist Teil von Jan Kaths Familiengeschichte.

Jan Kaths Teppiche sind keine Fußabtreter, sondern Kunstwerke. Angeblich liegt auch bei Bill Clinton einer. In der Kölner Innenstadt sind derzeit Motive der Rug-Bombs-Serie zu sehen. Unter dem Titel „Superior Society“ lächeln den Betrachter die CEOs der weltgrößten Waffenfabrikanten fröhlich an. Krieg und Vetreibung spielen in den Teppichbildern von Jan Kath schon immer eine Rolle. „Ich bin der Sohn eines Teppich-Händlers. Mit meinem Vater war ich schon als Kind in der ganzen Welt unterwegs“ erzählt er.

„Für mich sind Teppiche auch immer Spiegel ihrer Zeit. In abertausenden Knoten erzählen sie die Geschichten ihres Landes und ihrer Herrschenden, reflektieren das Leben der Menschen, die sie fertigen“, so Kath. Besonders eindringliche Motive seien im Afghanistan der 1970er-Jahre entstanden, als sowjetische Truppen in das Land einmarschierten. Wo zuvor Ochsen, Pflüge und Kornfelder die Teppiche zierten, waren dann Panzer und Schnellfeuerwaffen abgebildet. In dieser Tradition sehe Kath sich und seine „Rug Bombs“.

Jan Kath: Flucht liegt in der Familiengeschichte

Umrisse einer Familie vor einem bunten Hintergrund auf einem Teppich

Das Teppichbild zeigt eine Familie auf der Flucht.

„Ich beschäftige mich mit den Themen Krieg und Vertreibung und frage nach den Ursachen von Gewalt. Dahinter steht immer auch die Frage, wer vom Krieg profitiert und wer die Leidtragenden sind“, so Kath. Flucht sei ein ganz persönliches Thema für den Künstler. „Es ist Teil meiner Familiengeschichte. Meine Tanten mussten in einer dramatischen Flucht zu Fuß und auf Pferdefuhrwerken aus Schlesien fliehen. Mein Großvater wiederum hat in Stalingrad gekämpft“, sagt der 51-Jährige. Die Motive flüchtender Menschen seien für ihn daher besonders bedeutsam.

Ihr strahlendes Lächeln zeigt, dass sie sich keiner Schuld bewusst sind, wenn sie immer ausgefeiltere Waffensysteme in die Welt liefern
Jan Kath

Die Porträts stehen ebenfalls im Zeichen der Geschichte. „In kommunistischen Zeiten blühte der Personenkult. Vor allem in Aserbaidschan, Dagestan und Usbekistan wurden die Konterfeis berühmter Politiker und Generäle in feinen Knoten geknüpft“, sagt Kath. „In ‚Superior Society‘ nehme ich die Idee dieser zweifelhaften Ehrengalerie auf.“ Es seien bewusst nicht die bekannten Gesichter herrschender Politiker.

Ein Porträt eines Mannes auf einem Teppich

„Greg“ ist einer der porträtierten CEOs.

„Es geht nicht unbedingt nur um diese CEOs. Ihre Gesichter sind den Wenigsten von uns bekannt. Sie stehen stellvertretend für Menschen und Gesellschaften, die ihren Wohlstand auf dem Geschäft mit Krieg aufbauen. Ihr strahlendes Lächeln zeigt, dass sie sich keiner Schuld bewusst sind, wenn sie immer ausgefeiltere Waffensysteme in die Welt liefern.“ Die Teppichbilder sind noch bis zum 9. Dezember in der Galerie in der Venloer Straße 16 zu sehen.