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„Um 5 Uhr kamen die Bomben runter“Kölner Bananensprayer Baumgärtel macht Protest-Kunst im Kriegsgebiet

Lesezeit 3 Minuten
Thomas Baumgärtel (links) und sein Team

Thomas Baumgärtel (links) und sein Team ist aktuell in der Ukraine unterwegs.

Der Kölner „Bananensprayer“ Thomas Baumgärtel ist zurzeit in der Ukraine unterwegs. Er hat die Schrecken des Kriegs hautnah miterlebt.

Der Kölner Street-Art-Künstler Thomas Baumgärtel hat in den vergangenen Jahren immer wieder für aufsehenerregende Aktionen in und um Köln gesorgt. Nicht nur seine gesprayten Bananen findet man im ganzen Stadtgebiet, auch ein riesiges Wladimir-Putin-Graffiti auf der Aachener Straße in Lindenthal hat 2022 weltweit zu Aufmerksamkeit geführt.

Nun befindet sich der „Bananensprayer“, wie er sich auch selbst nennt, auf seiner bisher vielleicht gefährlichsten Reise. Am vergangenen Dienstag (16. Mai) machte sich Baumgärtel gemeinsam mit seinem Team auf den Weg in die Ukraine. Mitten ins Kriegsgebiet. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ steht mit dem Künstler in Kontakt.

Kölner „Bananensprayer“ Thomas Baumgärtel in der Ukraine: Dem Krieg ganz nah

Die Reise fing schon „aufregend und herausfordernd“ an. Eigentlich sollte es am Dienstag noch vor dem Sonnenaufgang losgehen. „Tja, und dann habe ich meinen Reisepass einfach nicht mehr gefunden“, erzählt Baumgärtel. Doch zum Glück erhielt Baumgärtel Unterstützung von Mitarbeitern der Kölner Polizei und bekam noch im Verlaufe des Tages einen vorläufigen Reisepass in die Hand gedrückt. Mit einem halben Tag Verspätung ging es dann los.

Baumgärtel ist auf seiner Reise nicht alleine unterwegs. „Ich habe vor Kurzem einen Journalisten kennengelernt. Er erzählte mir, dass er sich diese Woche auf den Weg in die Ukraine machen würde. Und da habe ich gefragt, ob ich mich nicht einfach anschließen kann“, erzählt Baumgärtel. Auch einen Fotografen hat Baumgärtel dabei.

Friedensbananen von Thomas Baumgärtel

Thomas Baumgärtel ist besonders für seine gesprayten Bananen bekannt.

Am späten Dienstagabend kam Baumgärtel dann in Polen an, und bereits am ersten Tag zeigte sich, dass nicht alles so läuft, wie man es sich vorstellt. „Unser Fahrzeug, mit dem wir gestartet sind, hat bereits in Deutschland angefangen zu qualmen und ist dann mit einem Motorschaden ausgefallen“, erzählt Baumgärtel. Er und seine Reisepartner konnten jedoch in ein Fahrzeug des Deutschen Roten Kreuzes umsteigen.

Am Mittwoch (17. Mai) erreichte die Gruppe dann die Grenze zur Ukraine. „Nach zwei Stunden Wartezeit wurden wir dann endlich ins Land gelassen. Einige Lkw-Fahrer berichteten uns, sie würden schon seit mehr als fünf Stunden warten“, erzählt Baumgärtel. Wichtig war dann, noch vor Mitternacht ins Hotel in der ukrainischen Hauptstadt Kiew zu kommen. Die nächtliche Sperrstunde gilt seit Kriegsbeginn.

Reise nach Kiew: Thomas Baumgärtel erlebt Bombeneinschläge ganz in der Nähe

„Nach 36 Stunden haben wir es dann endlich ins Hotel geschafft und sind allesamt völlig erschöpft ins Bett gefallen“, erzählt Baumgärtel. Kurz vorher hörte das Team erstmals die Sirenen des Bombenalarms. „Da wurde einem kurz anders“, sagt Baumgärtel.

Und schon am nächsten Morgen erlebte Baumgärtel den Krieg dann hautnah: „Um 5 Uhr kamen die Bomben runter. Drei direkt ganz nah um die Ecke. Da kommt man mit seiner Angst in Kontakt! Die nennen das hier den ‚Weckruf Putins‘“.

Graffiti „Put In Prison“ von Thomas Baumgärtel.

„Put In Prison“ an einem Gebäude in der ukrainischen Hauptstadt Kiew.

Eine Friedensbanane an einem ausrangierten Panzer.

Eine Friedensbanane an einem ausrangierten Panzer.

Im Verlauf des Donnerstags (18. Mai) machte Baumgärtel sich dann auf die Mission, für die er unter anderem die Reise antrat: Sprayen! Und damit mitten in der ukrainischen Hauptstadt ein Zeichen für den Frieden setzen. Nicht nur seine populären Friedensbananen, auch sein „Putin im Gefangenenanzug“ wurde prominent in der schon teilweise zerstörten Stadt verteilt.

Wohin die Reise Baumgärtel in den kommenden Tagen noch führt und was genau er in der Ukraine noch vorhat, kann er noch nicht verraten. Die Sicherheit geht vor. „Wenn alles gut läuft, bin ich aber nächste Woche wieder zurück in Deutschland“, sagt er.