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Fake News, Ego, DemokratieBarack Obama verteilt Seitenhiebe in Kölner Lanxess-Arena

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Barack Obama beim „World Leadership Summit“ in der Lanxess-Arena in Köln.

  1. Barack Obama ist das erste Mal zu Gast in Köln. Beim „World Leadership Summit“ fand ein einstündiges Gespräch mit ihm statt.
  2. Der Ex-US-Präsident sprach über Fake News, starke Frauen, seine Präsidentschaft – und verteilte Seitenhiebe gegen Donald Trump.
  3. Es ist äußerst geschickt und diplomatisch, wie Obama über seinen Nachfolger im Amt spricht, ohne Trump beim Namen zu nennen.

Köln – „Nein, nein, nein, ich habe ihn noch nicht gesehen“, ruft Cristián Gálvez um 19.45 Uhr in die Menge und beschreibt kurz die Charakterzüge jenes Prominenten, den er wenig später interviewen wird. Barack Obama sei eine „herausragende Persönlichkeit auf den politischen Bühnen“, sagt der Kölner Betriebswirt und Wirtschaftspsychologe, der das Privileg hat, ihn in der mit 14 000 Zuhörern ausverkauften Lanxess-Arena befragen zu dürfen.

Und lässt eine E-Mail vom 5. November 2008 auf die Videowand werfen, die allen in der Halle zeigt, wie nah er dem ehemaligen US-Präsidenten schon gekommen ist. Direkt nach seiner ersten Wahl in das höchste Staatsamt der USA schickt der mächtigste Mann der Welt an Gálvez folgenden Satz. „How we made this“. Wie wir das gemacht haben.

Das Publikum ist angefüttert. 20.07 Uhr. Zwei graue Sessel werden auf die Bühne getragen. Der Moderator fragt: „Ist jemand vielleicht wegen dieses Moments hierhergekommen?“ Und damit die Stimmung so richtig angeheizt wird, empfängt die Halle erst die Schwester des Ex-Präsidenten: Auma Obama.

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„Er hat seine Visionen genutzt, um zu zeigen, dass die Menschen wichtig sind.“ Und er habe auch gesagt: „Nur wenn man nicht Chef ist, heißt das noch lange nicht, dass man nicht inspirieren kann.“ Und dann stellt sie ihren „kleinen Bruder“ vor. „Ich bin stolz auf ihn, fühle mich geehrt, dass ich ihn Ihnen allen vorstellen darf.“

Zuschauer in der Halle erheben sich für Obama

Die Halle erhebt sich – und es ist ein erhebender Moment, gar keine Frage. „Ich bin nicht sicher, ob Sie meiner Schwester glauben sollten.“ Barack Obama hat die Herzen der Halle sofort erobert. Michelle und er hätten erstmal lange geschlafen, als er das Amt verlassen habe. „Wir haben entdeckt, wer wir eigentlich wirklich waren.“

Und er habe das erste Mal nach vielen Jahren wieder Kaffee kochen müssen. „Aber der hat furchtbar geschmeckt.“ Im Kleiderschrank ging der Kampf mit dem Alltag weiter. Da habe er sich einen Platz für seine Klamotten zurückerobern müssen.

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Barack Obama spricht am Donnerstagabend in der Lanxess-Arena in Köln. Hier wird er als Gast präsentiert - um kurz nach 19 Uhr, zu Beginn der Veranstaltung.

Dann ist aber Schluss mit den Anekdoten. Es wird ein ernsthaftes Gespräch. Obama spricht zunächst über seine Hilfsorganisation, die Obama-Foundation und seine Philosophie, dass es darum gehe, Menschen so zu stärken, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können. Er wolle ein weltweites Netzwerk schaffen, das Ideen wie diese um den Globus trage. „Darüber werde ich mit meiner Freundin Angela Merkel am Freitag in Berlin sprechen.“

Er sei sieben Jahre alt gewesen, als Martin Luther King einem Attentat zum Opfer fiel. In seiner Jugendzeit habe es in den USA leider keine soziale Bewegung gegeben, der er sich hätte anschließen können. Von Martin Luther King habe er gelernt, dass eine Führungspersönlichkeit zunächst einmal ein guter Zuhörer sein müsse. In seinem ersten Präsidentschaftswahlkampf sei es für die vielen Helfer zunächst nur darum gegangen, den Menschen zuzuhören.

Was er zu den heutigen Führungskräften sage, will der Moderator wissen. „Nun“, antwortet Obama. „Jeder, der in den USA Präsident werden will, braucht ein gutes Ego.“ Aber sich nur in seiner Eitelkeit zu sonnen, sei deutlich zu wenig. Es gehe nicht darum, was man persönlich sein wolle, sondern welche Projekte man habe und durchsetzen wolle.

Obama erinnert daran, was Demokratie bedeutet

Und Obama erinnert daran, was Demokratie bedeutet. „Wenn man in einer Demokratie lebt, wählt man keinen König, keinen Regierer.“ Man wähle einen Bundeskanzler oder einen Regierungschef. Als Chef einer Regierung in einer Demokratie müsse man die Verantwortung delegieren und den Menschen vertrauen, die sie übernehmen. „Wir haben in den acht Jahren unserer Regierung vielleicht Fehler gemacht, aber das waren dann ehrliche Fehler. Wir haben niemanden ins Gefängnis gebracht.“

Es ist äußerst geschickt und diplomatisch, wie Obama über seinen Nachfolger im Amt spricht, ohne Trump beim Namen zu nennen. Denn es ist ein ungeschriebenes Gesetz in den USA, dass ein Ex-Präsident niemals seinen Nachfolger im Amt offen kritisiert. Man dürfe seine politischen Entscheidungen – auch die von großer Tragweite wie bei der Bankenkrise – niemals davon abhängig machen, ob sie die eigene Wiederwahl gefährden. Verantwortung zu übernehmen bedeute auch, sich die Hände schmutzig zu machen.

Und noch ein Seitenhieb auf Trump und die Fake News. In einer Demokratie sei es völlig normal, dass man über Positionen streite. Aber man könne nicht über die Fakten streiten. „Ein Tisch ist ein Tisch und kein Baum.“ In seiner Amtszeit habe Twitter für die Regierungsgeschäfte eines Präsidenten noch keine Bedeutung gehabt.

Obama schwärmt von seiner Frau

Und dann spricht Barack über seine Frau: „Sie einzigartig, wunderschön, lustig und sie kann tanzen. Wir kamen beide aus einfachen Verhältnissen. Wir waren beide klug und konnten alles erreichen. Aber wir mussten uns das alles hart erarbeiten. Und wir waren nicht berühmt, bevor wir 45 Jahre alt wurden. Wir sind durch alle Schwierigkeiten des Alltags gegangen.“Das ist der Moment, an dem klar wird, warum Obama in Deutschland so viele Sympathien entgegen gebracht werden. Und alle, die sich das vor seinem Auftritt am frühen Abend noch nicht erklären können, als sie im strömenden Regen vor der Lanxess-Arena auf den Einlass warten, sind dem Phänomen Obama ein gutes Stück näher gekommen.

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Der Konvoi um Barack Obama auf dem Weg in die Lanxess-Arena.

„Obama hat einfach eine tolle Ausstrahlung, Charme und Charisma“, sagt Isabel Flössel vor der Veranstaltung. „Er war einfach ein toller Präsident, und es ist schon ein großes Ereignis, ihn einmal live erleben zu dürfen. Deshalb bin ich hier.“ Ihre Freundin Miriam Umhauer (32) ist eine der eher wenigen, die sich auch für die anderen Redner und Referenten interessieren, die beim „Gedankentanken“ an diesem Abend Impulse zu ziemlich schwierigen Fragen geben sollen: Können einzelne Menschen die Welt verändern? Was kann die Menschheit einen? Wer weist in Zeiten der Veränderung einen Weg?

In der Familie von Isabel Flössel ist Obama das gelungen. Immerhin. Vor der ersten Wahl Obamas im Jahr 2008 war sie bei ihrem Opa in Los Angeles zu Besuch. Daran erinnert sie sich noch ganz genau. „Ein strammer Republikaner, eigentlich ein Rassist. Aber John McCain hat ihn damals so abgestoßen, dass er zum ersten Mal in seinem Leben die Demokraten und Obama gewählt hat.“ Obama stand damals für Hoffnung, für Aufbruch, für ein anderes Amerika. „Das hat selbst meinem Opa gefallen und ihn überzeugt.“

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Der Konvoi um Barack Obama fährt am Hyatt-Hotel aus der Tiefgarage.

Friedrich Jeschke (35) wird Obamas Auftritt nicht verfolgen. Er nutzt die Plattform vor der Arena, um mit einem Plakat vor der Europawahl für die Bewegung „Vote Volt“ zu werben. „Will marry a Brit to save the EU“ steht darauf. „Heirate einen Briten, um die EU zu retten.“ Am Freitag in Berlin wird einer seiner Mitstreiter bei einem Townhall-Meeting auf Obama treffen. „Das Glück habe ich heute leider nicht.“