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Rochusplatz, Ampeln und VerkehrEin Besuch im Herzstück von Bickendorf

Lesezeit 4 Minuten

Heribert Rösgen (v.l.) Niels Altenmüller und Peter Limbach im Gespräch mit einer Bickendorferin.

Köln-Bickendorf – Ein Kornblumenkranz auf dem Kopf und ein frischer Bund marokkanische Wasserminze im Einkaufskorb – Aktionskünstlerin „Lady Mokka“ verstand es, selbst inmitten des farbenfrohen und lärmenden Treibens auf dem Bickendorfer Markt aufzufallen. Zum Stand des „Kölner Stadt-Anzeiger“, der mittendrin zwischen Kurzwaren, Obst und Gemüse zu finden war, kam sie mit einem Ikonen-Buch, in dem der Heilige Rochus ausführlich erwähnt ist.

Kornblumen und Heiligenfibel brachte „Lady Mokka“ mit.

Die Erklärung: Dem Pest-Heiligen ist nur wenige Schritte vom Markt entfernt an der Venloer Straße die kleine Kapelle aus dem 17. Jahrhundert gewidmet. Abschließend legte sie großen Wert darauf, einem der „Stadt-Anzeiger“-Mitarbeiter die Stimmung in der Kapelle persönlich zu zeigen und ihre Interpretationen der kunstvollen Ausschmückungen im Innenraum weiterzugeben.

Bebauung des Rochusplatzes

Mit dem innigen Wunsch, dass das Kleinod bewahrt und besser gepflegt werden müsse, war die exzentrische Lady keineswegs alleine. Den Bickendorfern scheint es geradezu Herzensangelegenheit zu sein, dass das Kapellchen angemessen eingefasst wird. Viele, die sich am Stand zu Wort meldeten, sprachen über die geplante Bebauung des Rochusplatzes.

„Es ist gut, dass sie endlich kommt. Aber es ist andererseits auch schade, wir hätten uns eine Mischung gewünscht und nicht ausschließlich Sozialwohnungen“, bedauert Ernst-Jürgen Kröll, der seit Jahren in der Bickendorfer Interessengemeinschaft engagiert ist. Markus Fräger, Künstler aus Bickendorf, sorgt sich um das Erscheinungsbild: „Man muss darauf achten, dass die Identität des Orts bewahrt bleibt. Es sind immer die alten, historisch wertvollen Bauten, an denen sich so etwas fest macht.“

Mehr Parkplätze benötigt

Auch andere machten sich Gedanken zum Platz. „Im Sinne der Umwelt“, so ein Passant, müssten Parkplätze geschaffen werden. Denn schon jetzt sei hier eine Art Park-and-Ride-Platz, wo Pendler ihre Autos abstellten, um mit der U-Bahn Richtung City zu fahren. Auch viele andere begrüßten es, dass der Bau neuer Wohnungen am Rochusplatz in etwa einem Jahr begonnen werde. Die Fertigstellung ist für 2020 geplant. Ob die Kirchengemeinde allerdings so kurz vor dem Start des großen Bauvorhabens – wie von vielen Marktbesuchern gewünscht – den Anstrich ihrer Kapelle vornehmen lässt, ist fraglich.

Über den Straßenverkehr machten sich andere Gedanken. Immer abenteuerlicher erlebt Nina Oxenius die Straßen in Bickendorf und den angrenzenden Vierteln Ehrenfeld und Neuehrenfeld. „Die Venloer Straße zum Beispiel ist einfach zu klein für den vielen Verkehr, oder umgekehrt, es rollen zu viele Fahrzeuge darüber“ sagt sie, „die Straße und andere auch wurden so gebaut, wie sie jetzt sind, als es noch weit weniger Autos gab. Es ist alles zu eng, als Radlerin muss man dauernd aufpassen, nicht überfahren zu werden.“ Die Stadt müsse einmal genauer untersuchen, welche Straßen heutzutage noch taugen – und sie gegebenenfalls umbauen oder den Verkehr anders lenken.

Die Ehrenfelderin schlägt vor, zum Beispiel die Venloer zwischen Innerer Kanalstraße und Gürtel zur Einbahnstraße zu machen. Das sei aber sicherlich nicht so einfach und rasch zu realisieren, räumt Nina Oxenius ein.

Ärger über die Kölner Ampeln

Weniger geduldig ist sie mit der Stadt beim Thema Ampelschaltung, das sie als eine Hauptursache für das alltägliche Verkehrschaos ausgemacht hat. Die Ampelanlagen seien viel zu lang geschaltet, für alle Verkehrsteilnehmer. „Rot und Grün müssen schneller wechseln“, fordert die 59-Jährige. „Das lange Warten macht doch alle ungeduldig, die Autofahrer, die Radler, die Fußgänger, da wird mancher verführt, schon bei Rot loszufahren oder loszugehen. Da passieren dann die Unfälle.“ Wie es besser gehen kann, sei in Frankreich zu beobachten. Da seien die Intervalle kürzer.

Eine weiterer Passant merkte an, dass sich gerade auf dem Häuschensweg und der Rochusstraße viele Autofahrer nicht an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit halten. Man müsse dort viel mehr kontrollieren. Außerdem funktioniere dort seit mehreren Monaten eine Straßenlaterne nicht. „Die Leute fühlen sich dann abends nicht mehr sicher. Wir haben das schon mehrfach an die Stadt weitergegeben, aber es tut sich nichts.“

Leserin Friederike Becker berichtete, dass sie im Clinch mit einem Restaurant unter ihrer Wohnung ist. „Da zieht ständig der Rauch in unsere Schlafzimmer hinein. Wir haben zwar schon mehrfach versucht, mit den Eigentümern und der Stadt zu reden, aber es tut sich nichts“, sagte sie und verwies auf die weiteren Anwohner, die ihre Beschwerde bestätigen könnten.