Prozess in KölnBrandstifter legt kurz nach Haft Feuer – und entschuldigt sich
Köln – Am 27. März dieses Jahres kam Marcus T., der neun von zehn Monaten Haft wegen Brandstiftung verbüßt hatte, vorzeitig auf freien Fuß. Möglich gemacht hatte dies ein Erlass des NRW-Justizministers, in dem er wegen der Corona-Pandemie die Justizvollzugsanstalten des Landes anwies, diejenigen Gefangenen zu entlassen, die eine kurze Haftstrafe von bis zu 18 Monaten absaßen und ohnehin bis zum 20. Juli freikommen würden.
Die JVA Köln entließ mehr als 70 Häftlinge unter anderem zum Zweck, eine Zugangs- und Quarantäneabteilung einzurichten. Es dauerte nur zwei Wochen, bis Marcus T. dorthin zurückkehren musste. Seit Dienstag wird dem 37-Jährigen vor dem Landgericht der Prozess gemacht. Erneut ist er der Brandstiftung angeklagt.
Mit gestohlenem Benzin Feuer in Hinterhof gelegt
Die Vorwürfe: Am 10. April – Karfreitag – steckte er an einem Rewe-Markt in Mülheim einen mit Papier gefüllten Container in Brand. Die Hitze war so stark, dass der Putz der Hauswand großflächig abplatzte. Etwa eine halbe Stunde später füllte er an einer Jet-Tankstelle in Höhenberg 1,2 Liter Benzin in einen Behälter und verschwand, ohne zu zahlen. Er ging weiter zu einem Mehrfamilienhaus in Vingst, gelangte durch den Hausflur in den Hinterhof, schüttete das Benzin auf eine Mülltonne und legte wieder Feuer.
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Es gab eine so gewaltige Verpuffung, dass bis zum dritten Stock Balkone beschädigt wurden. Ein Bewohner, der gerade im Keller war, um sein Fahrrad herauszuholen, sagte im Zeugenstand: „Ich dachte, es ist ein Erdbeben.“ Marcus T. (Name geändert), der zugesehen hatte, wie sich der Brand entwickelte, trug Verbrennungen im Gesicht davon. In der Nähe des Hauses wurde er festgenommen.
Angeklagter räumt Vorwürfe ein und entschuldigt sich
Vor Gericht räumte er die Vorwürfe ein und entschuldigte sich. Er sei immer noch erschrocken über sich und wisse nicht, was ihn zu den Taten getrieben habe. Bestenfalls bruchstückhaft könne er sich an das Geschehen erinnern, denn am Tattag habe er „extrem viel genommen“; damit meinte er den Konsum von Heroin, Kokain, Benzodiazepinen und Alkohol.
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Früh ist er rauschgiftsüchtig geworden; es begann mit Cannabis. Im Laufe seins Lebens hatte er mehrere Schicksalsschläge zu verkraften. Seit einem Verkehrsunfall vor vielen Jahren ist seine Mutter schwerbehindert und pflegebedürftig. Früh verlor er zwei Schwestern. Und eine Frau, mit der er zusammen war, starb bei der Geburt des gemeinsamen Kindes.
„Ich tendiere schon zu exzessivem Konsum – jeden Tag und soviel wie möglich“, sagt T. zu seiner Drogen- und Alkoholsucht. Ein paar Entwöhnungstherapien hat er hinter sich. Obwohl sie dauerhaft nicht genutzt haben, ist er entschlossen, eine weitere Therapie zu machen. Für den Prozess sind drei Verhandlungstage vorgesehen.