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Fahrgast drohte mit MesserBusfahrer spricht über die dramatischen Minuten am Autobahnkreuz Köln-West

Lesezeit 4 Minuten
Ein Streifenwagen der Autobahnpolizei Köln fährt mit Blaulicht und Martinshorn über die Autobahn.

Die Polizei sperrte die Autobahn 1 am Kreuz Köln-West während des Einsatzes nach der Bedrohung im Bus für kurze Zeit komplett.

Busfahrer Arthur Schneider erzählt, wie es ihm gelang, den Täter abzulenken und die Fahrgäste in Sicherheit zu bringen.

Er sei zwar „bei sowas eigentlich hart im Nehmen“, sagt Arthur Schneider heute, zweieinhalb Wochen nach den dramatischsten Stunden seines Berufslebens. „Trotzdem möchte ich das nie wieder erleben. Ein Polizist sagte mir, wir hätten alle großes Glück gehabt, das hätte auch ganz anders ausgehen können.“

Arthur Schneider hat am 18. März den Bus gefahren, in dem ein betrunkener Mann kurz vor dem Autobahnkreuz Köln-West die sechs Fahrgäste plötzlich und ohne erkennbaren Grund mit einem Springmesser bedroht haben soll.

Köln: Verdächtiger kam nach der Tat ins Polizeigewahrsam

Der Bus des Unternehmens Univers war im Schienenersatzverkehr vom Bahnhof Erftstadt zum Kölner Hauptbahnhof unterwegs. Als Schneider den 44-Jährigen beruhigen wollte, habe der mit dem geöffneten Messer zweimal gegen die Plexiglasscheibe geschlagen, hinter der Schneider am Steuer saß. Zu erkennen ist das auf dem Video der Überwachungskamera im Bus. „Als ich einen Tag später auf diesem Video nochmal gesehen habe, was alles passiert ist, war ich schockierter als während der Fahrt selbst“, sagt Schneider, der Busse fährt, seit er 18 ist.

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Porträtfoto von Busfahrer Arthur Schneider in einem weißen Hemd

Arthur Schneider fuhr den Bus, in dem ein betrunkener Mann Fahrgäste und Schneider selbst mit einem Messer bedroht hat.

Dem besonnenen Verhalten des 31-Jährigen ist es zu verdanken, dass letztlich alle Fahrgäste unverletzt blieben. Der betrunkene Mann konnte mitten auf der Autobahn von der Polizei überwältigt werden. Er wurde zunächst in Gewahrsam genommen. Geprüft wurde, ob die Voraussetzungen für eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie vorlagen. Das Ergebnis dieser Prüfung wollte die Polizei im Rhein-Erft-Kreis am Freitag auf Anfrage nicht mitteilen. Damit bleibt unklar, ob der 44-Jährige untergebracht wurde oder inzwischen wieder frei ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Anfangsverdachts der Bedrohung.

Das Messer war zunächst nicht auffindbar. Kurz bevor der erste Streifenwagen eingetroffen war, soll der Täter das Sitzpolster der hintersten Bank im Bus entfernt, das Messer darunter geschoben und das Polster wieder aufgesetzt haben. Erst am nächsten Tag soll die Polizei es gefunden haben, heißt es. Aber auch dazu wollte die Polizei sich auf Anfrage nicht äußern.

Köln: Passagiere und Autofahrer entkamen womöglich knapp einem Unglück

Wie knapp die Fahrgäste, ihr Fahrer und andere unbeteiligte Autofahrer auf der A1 an jenem Montag möglicherweise einem Unglück entgangen sind, wird deutlich, wenn Arthur Schneider von den Geschehnissen im Bus berichtet. In gebrochenem Deutsch habe der betrunkene Mann zunächst eine Frau im Bus nach „Papier“ gefragt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass er wohl Tabakpapier meinte. Doch die Frau verstand ihn nicht, reichte ihm ein Taschentuch.

Der 44-Jährige soll das Messer aus der Tasche gezogen, die Klinge geöffnet und versucht haben, einem Fahrgast seinen Koffer zu entreißen. Zweimal habe er das Messer in die Richtung des Mannes bewegt, erinnert sich Schneider. Im Rückspiegel habe er das Geschehen nur teilweise mitbekommen, erst auf dem Video später alles gesehen. „Ich habe den Täter nach vorne zu mir gerufen, ich wollte ihn ablenken und sagte ihm: ‚Hier, nimm meine Arbeitstasche, such dir raus, was du brauchst.‘“

Ich überlegte kurz, ob ich scharf bremsen soll, damit der Täter stürzt
Arthur Schneider, Fahrer des Busses

Vorsichtig lenkte Schneider den Bus auf den Standstreifen. Schaltete das Warnlicht ein und reduzierte die Geschwindigkeit. „Ich überlegte kurz, ob ich scharf bremsen soll, damit der Täter stürzt. Habe ich aber nicht gemacht. Ich hatte auch zwei ältere Damen im Bus und wollte nicht, dass die sich verletzen.“

In einem günstigen Moment, als der 44-Jährige sich ein Stück von der Fahrerkabine entfernt hatte, stoppte Schneider den Bus, öffnete die Türen und rief den Fahrgästen zu: „Raus, alle raus!“ Schneider und die sechs Passagiere stiegen aus, kletterten über die Doppel-Leitplanke in den Grünstreifen und liefen davon. Zwei halfen einer etwa 80-jährigen Frau bei der Flucht. Schneider alarmierte die Polizei.

Währenddessen setzte sich der 44-Jährige auf den Fahrersitz und drückte Knöpfe auf dem Armaturenbrett, öffnete und schloss die Türen. „Es musste alles so schnell gehen, ich hatte den Zündschlüssel stecken lassen“, erzählt Schneider. Seine große Sorge: Der alkoholisierte Mann könnte den Bus starten und auf die Autobahn rollen. „Zum Glück hatte ich die Feststellbremse gezogen. Wer sich nicht mit Bussen auskennt, kriegt die auch nicht so leicht wieder gelöst.“ Kurz darauf kam die Polizei und überwältigte den 44-Jährigen.

Seine Fahrgäste hätten sich „tausendmal“ bei ihm bedankt, berichtet Schneider. Die beiden älteren Damen hätten ihm Gottes Segen gewünscht. Und Schneider? Er habe sich bei allen entschuldigt, sagt er. „Ich bin einfach nur dankbar, dass niemandem etwas passiert ist.“