Wer genau aufpasst, der hört es: das Klacken der Schalter, das Klimpern der Schlüssel, das Klicken der Schlösser. Der Epilog von Cat Ballous neuem Album „Unter einem guten Stern“ dokumentiert auch den Abschluss eines Band-Kapitels, den Abschied vom Proberaum im Niehler Hafen.

Neue Songs von Cat Ballou teils auf Hochdeutsch und teils auf Kölsch

„Wenn wir unseren Proberaum verlassen, machen wir immer alle Sicherungen raus, dann schließen wir ab, schließen unsere Fahrräder auf. Diesen ganzen Prozess haben wir aufgenommen“, sagt Sänger Oliver Niesen. Viele Jahre haben sie in diesem Proberaum verbracht, doch wegen eines Vermieterwechsels müssen sie ihn nun verlassen. Ein neues Zuhause hat die Kölner Band mittlerweile gefunden, Ende des Jahres werden sie das letzte Mal die Sicherungsschalter in dem Proberaum im Niehler Hafen umlegen, die Tür verschließen und von dort mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Auf dem Epilog des Albums hört der aufmerksame Zuhörer diese Geräusche jetzt im Hintergrund des Klavierstücks.

Insgesamt 13 Titel inklusive Intro („Genesis“) und Epilog zählt das neue Cat-Ballou-Album „Unter einem guten Stern“, die Popsongs erzählen von Lebensfreude und Optimismus, auch in schlechten Zeiten. Cat Ballou singen dabei teils auf Hochdeutsch, wie etwa „Guter Stern“, und teils auf Kölsch, wie das Feature mit Mätropolis „Dr letzte Bus“. „Wir machen immer Musik, wie sie uns gefällt. Wie sie aus uns rauskommt, wie sie aus unseren Herzen spricht, wir verfolgen da selten ein Konzept“, sagt Niesen. Als Beispiel nennt er „Lass uns nicht geh’n“: „Da haben wir schnell gemerkt: Das ist der Hauptsatz. Würden wir stattdessen singen ‚Loss uns nit jonn‘, würde es das verfehlen, was wir eigentlich sagen wollen.“

Ein Song, der überrascht, weil er auf Kölsch ist: das Feature mit Joris, der mit Cat Ballou „Wasser im Rhing“ singt. Die Band sei schon lange mit dem Popsänger im Austausch gewesen, in diesem Jahr habe sich endlich eine Zusammenarbeit angeboten. Dafür habe die Band schon einige Nummern ihres Albums im Blick gehabt, aber Joris reiste mit einer eigenen Idee zum Studiobesuch nach Köln: „Er hat uns sehr schnell damit überzeugt, dass er kölsch singen will“, erklärt Niesen. Ganz nach dem Motto: wenn schon, denn schon. Joris, der in Ostwestfalen aufwuchs und heute in Berlin lebt, begleitete die Band dann auch bei allen zehn Auftritten am 11.11. in Köln – von Heumarkt, über Maritim bis Tanzbrunnen.

Ein für Niesen besonderer Moment auf dem Album ist auch auf Kölsch: Beim bitter-süßen „Kumm loss uns fiere“ seien im Studio sogar Tränen geflossen. „Kumm, loss uns fiere, denn et Levve es schwer jenoch. Un alles verjeiht, doch die Liebe holt uns immer widder do rus“, heißt es im Refrain des Songs. „Wenn ich das Lied höre oder wir das auf der Bühne spielen, da bin ich dann kurz weg“, sagt Niesen. Weg? „Dann ist der Kopf komplett aus.“

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Von

Annika Müller

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Die Musik von Cat Ballou spiegele immer in gewisser Weise die aktuelle Lebensphase der Bandmitglieder wider, das letzte Album „Alles bunt“, das während der Pandemie entstand, sei deshalb von der „Sehnsucht nach dem eigentlichen Leben“ geprägt. Auch das neue Album „Unter einem guten Stern“ sei mit Sehnsucht verbunden, einer anderen Sehnsucht: „Weil wir als Familienväter gar nicht mehr so viel Zeit haben für das, was auf dem Album tatsächlich passiert.“ Viele der Songs spielen im Nachtleben, wo Cat Ballou zwar als Band unterwegs sind, aber einfach abends in die Stadt gehen und sich treiben lassen – das geht nur noch sehr selten. „Diese Sehnsucht hat sich in den Songs entladen.“

25-jähriges Bestehen feiert Cat Ballou mit Deutschlandtour

Viel Freizeit gab und gibt es in diesem Jahr für die Band wirklich nicht: Cat Ballou feiern ihr 25-jähriges Bestehen mit einer Deutschlandtour, die schon im Frühjahr startete. Anfang Oktober spielten sie dann zwei große Jubiläumsshows in der Lanxess-Arena, kommende Woche geht die Tour weiter. Danach stehen im Dezember die Weihnachtskonzerte im Theater am Dom an (alle ausverkauft) und dann geht es fast direkt mit dem Karnevalsmarathon weiter. „Wir kommen gefühlt aus dem Feiern nicht mehr raus“, sagt Niesen. „Wir sind hin und wieder ein bisschen müde, die eine oder andere schlaflose Nacht war auf jeden Fall dabei und privat sind wir auch gut ausgelastet. Aber dadurch, dass es so viel Spaß macht, fühlt es sich nicht an wie Arbeit. Wir haben eine gute Zeit.“