Volle IntensivstationenDas hat es mit den Engpässen in Köln auf sich
Köln – Die Situation auf den Kölner Intensivstationen bleibt angespannt. Die Belegung sei nach wir vor hoch, meldet Sigrid Krebs, die für die Städtischen Kliniken spricht. Auch die Uniklinik berichtet von einer „sehr starken Auslastung". Nach den Worten von Alexander Lechleuthner bestehe derzeit aber dennoch kein Grund zur Beunruhigung. „Es ist wichtig, die Nerven zu behalten", betonte der ärztliche Leiter des städtischen Rettungsdienstes im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger".
Am Mittwochmittag hatte die Berufsfeuerwehr eine „Überlastanzeige" an alle Krankenhäuser der Stadt verschickt. Darin wurde mitgeteilt, dass temporär „alle Aufnahmemöglichkeiten" auf den Intensivstationen in Köln sowie in den umliegenden Kreisen und kreisfreien Städten überlastet waren. Die Versorgung von Notfallpatienten habe Vorrang. Im Ernstfall hätte dann der Leiter des Rettungsdienstes festgelegt, welches Krankenhaus einen Notfallpatienten hätte aufnehmen müssen.
Überlastungen meist nach wenigen Stunden beseitigt
Auch wenn dies auf den ersten Eindruck dramatisch klingen mag: Eine solche „Überlastanzeige" ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich. „Als Krankenhaus der Maximalversorgung mit komplizierten Eingriffen haben wir regelhaft eine durchschnittliche Auslastung unserer Intensivstationen von meist über 90 Prozent", sagt Uniklinik-Sprecher Wanko.
Engpässe in Krankenhäusern - auch auf den Intensivstationen - kommen also hin und wieder vor, und das schon seit Jahren, auch völlig unabhängig von Corona. In aller Regel sind die Engpässe auch nach wenigen Stunden wieder beseitigt. So galt auch die „Überlastanzeige" vom Mittwoch nur zwischen 13 und 18 Uhr. Am Freitagvormittag zum Beispiel war keine „Überlastanzeige" aktiv, bestätigte ein Feuerwehrsprecher.
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Eher ungewöhnlich am vorliegenden Fall ist allerdings der Zeitpunkt im Spätsommer. Denn üblicherweise gelangen die Krankenhäuser eher im Herbst oder in den Wintermonaten an ihrer Kapazitätsgrenzen, vor allem zur Hochzeit der jährlichen Grippewelle. Eine Erklärung liefert Sigrid Krebs von den Städtischen Kliniken: Zurzeit würden viele große Operationen nachgeholt, die im Frühjahr wegen der seinerzeit hohen Zahl an Covid-Patienten verschoben worden waren, berichtet sie, Tumoroperationen zum Beispiel oder Hüft-OP's. Christoph Wanko, Sprecher der Uniklinik Köln, nennt einen weiteren Grund: „Aktuell kommt hinzu, dass die Verlegung vieler Patienten in weiterführende Behandlungseinrichtung – zum Beispiel Reha-Kliniken – deutlich verzögert ist."
Der Anteil der Covid-Patienten auf den Intensivstationen liege mit derzeit etwa 15 Prozent deutlich unter denen im April, berichtet Rettungsdienst-Chef Lechleuthner - seinerzeit waren es knapp 50 Prozent. In der Uniklinik betrage der Anteil „bereits jetzt" zehn Prozent, berichtet Sprecher Wanko. Man blicke „sorgenvoll" in Richtung Herbst.
„Weit über 90 Prozent" der Covid-Intensivpatienten sind ungeimpft
Nach den Worten von Christian Karagiannidis, Geschäftsführender Oberarzt im Klinikum Merheim, seien „weit über 90 Prozent" der Covid-Patienten auf den Intensivstationen ungeimpft, darunter zunehmend jüngere Menschen auch zwischen 30 und 40 Jahren. Man erlebe aktuell die Nachwirkungen der Urlaubs-Rückreisewelle nach den Sommerferien, sagt Sigrid Krebs von den Städtischen Kliniken. Diejenigen, die mit einer Infektion aus dem Ausland zurückgekehrt waren und einen schweren Verlauf erleben, seien mit dem bekannten Zeitverzug von zwei oder drei Wochen erst jetzt ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Lungenspezialist Karagiannidis erneuerte seinen Appell an alle noch nicht Geimpften, sich schnellstmöglich impfen zu lassen. „Dann bleiben wir zumindest von einer großen Zahl von Covid-Patienten im Herbst verschont", sagte Karagiannidis am Freitagvormittag in der ARD.