Wie heißen die 12.594 Neugeborenen, die 2023 in Köln angemeldet wurden? Es gibt klare Trends.
Klare TrendsDas sind die beliebtesten Erst- und Zweitnamen in Köln – Ali klettert
12.594 neugeborene Kinder sind 2023 in Köln beurkundet worden – knapp vier Prozent weniger als im Jahr zuvor. 51 Prozent der Babys waren zuletzt männlich, und viele von ihnen hießen Noah. Wie schon 2022 und 2021 lag der Name bei Kölner Eltern auf der Beliebtheitsskala ganz vorne. Leo, im Vorjahr auf Platz sieben, wurde am zweithäufigsten vergeben, gefolgt von Leon. Die Stadt Köln hat das Ranking der zehn beliebtesten Vornamen für Jungen und Mädchen auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erstellt.
Neue Nummer eins bei Mädchen
Dass Noah der Name einer biblischen Figur ist, spiele bei den wenigsten Eltern heute noch eine Rolle bei der Namenswahl für ihre Söhne. „Der Name ist populär geworden, als Boris Becker 1994 seinen Sohn Noah genannt hat“, sagt Knud Bielefeld. Der Mann mit dem seltenen Vornamen – „die anderen Kinder in meinem Alter hießen Stefan, Thomas und Thorsten“ – ist Experte auf ebendiesem Feld. Namensforscher will er sich nicht nennen, diese seien in der Regel Sprachwissenschaftler, aber Vornamensexperte, das lässt er gelten.
Knud Bielefeld betreibt die Internetseite beliebte-vornamen.de, trägt amtliche Namensdaten zusammen und präsentiert dort Ranglisten der beliebtesten Vornamen. „Noah war vor 30 Jahren ein ungewöhnlicher Name“, sagt er. „Da haben sich einige das Maul zerrissen und gefragt: Wie kann man sein Kind so nennen? Das ist heute nicht anders, wenn ein Kind zum Beispiel Nelio genannt wird.“
Auf den weiteren Rängen der beliebtesten Kölner Jungennamen gibt es zahlreiche Aufsteiger: Mit Theo landete auf Platz vier ein Name, der es in den Vorjahren nicht in die Top Ten geschafft hatte. Es folgen Liam, Luca, Levi, Paul, Henry und Carlo. Von diesen hatten nur Paul und Liam auf der Beliebtheitsskala schon 2022 einen Spitzenplatz.
Eine neue Nummer eins gab es bei den Mädchen: Den Name Mila, im Vorjahr auf Rang vier, tragen Kölner Mädchen dieses Jahrgangs so häufig wie nie. Marie, vom Spitzenplatz verdrängt, war immer noch dritthäufigster Name für Mädchen. Weiter vorne landete nur noch Emma, 2022 noch auf Platz sechs.
Emilia, Mia, Lina, Sophia, Lea, Ella und Leni komplettieren die zehn beliebtesten Namen in Köln. Die Liste zeigt: Es gibt deutlich weniger Neueinsteiger bei weiblichen Babys. Bis auf Lea und Sophia waren alle Namen im Vorjahr schon ähnlich beliebt.
Kurze Vornamen liegen voll im Trend
Bei beiden Geschlechtern wird zudem deutlich: Lange Namen sind aus der Mode, kurz muss es sein. „Es ist statistisch messbar, dass Vornamen im Schnitt immer kürzer geworden sind“, sagt Knud Bielefeld. Ein Grund für den Trend zu kurzen Namen sei auch, dass immer häufiger direkt Kurzformen in die Geburtsurkunde eingetragen würden, sagt er: Max statt Maximilian, Mia statt Maria, Theo statt Theodor, Fritz statt Friedrich.
Für Deutschland hat Knud Bielefeld ab dem Geburtsjahr 1890 Ranglisten erstellt, einem Jahr, in dem Mädchen häufig Anna, Martha, Frieda, Bertha und Emma hießen, und Jungen Karl, Wilhelm, Otto, Heinrich und Friedrich. Viele alte Namen sind wiederbelebt worden, zeigt auch das Beispiel Emma in Köln. „Martha und Frieda sind auch wiedergekommen, Kurt, Erwin und Gerda auch“, sagt Bielefeld, „aber Bertha hat nicht wieder Fuß gefasst.“ Dieter, Horst und Detlef – die seien noch zu jung für eine Wiederbelebung, „und ich kann nicht garantieren, dass sie wiederkommen“.
Während bei den Erstnamen jährlich viel Bewegung zu erkennen ist, sind die drei beliebtesten Zweitnamen seit Jahren die gleichen: Marie, Sophie und Maria bei den Mädchen – gefolgt von Luise, Elisabeth, Katharina, Charlotte, Emilia, Anna und Johanna.
Alexander, Maximilian und Paul bildeten sowohl 2010 und 2020 als auch 2023 bei den Jungen das Trio der am häufigsten gewählten Zweitnamen, zuletzt gefolgt von Anton, Elias, Ali, Valentin, Felix, Friedrich und Josef. Ali hatte es vor 14 Jahren schon einmal auf Platz zehn geschafft, war 2020 aber nicht mehr in der Spitzengruppe.
Hoher Anteil arabischer und türkischer Namen in NRW
„In NRW ist der Anteil der arabischen und türkischen Namen bevölkerungsstrukturbedingt relativ groß“, sagt Knud Bielefeld. Anders als in der umfänglichen NRW-Betrachtung landet der Name Mohammed jedoch nicht in der Kölner Top Ten. In Ostdeutschland, sagt der Vornamensexperte, seien Retronamen populärer als in anderen Teilen Deutschlands, während die Süddeutschen, vor allem Bayern, eher konservativ seien bei der Namensvergabe. „Namen, die woanders aus der Mode sind, werden da noch länger vergeben“, sagt Knud Bielefeld. „Wenn ich Babys treffe, die Thomas oder Susanne heißen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie aus Bayern kommen.“
Bielefeld hat derweil festgestellt, dass heutzutage „viel mehr verschiedene Vornamen vergeben“ würden als früher, sagt er. Weniger als ein Prozent der Mädchen hießen Emilia, obwohl es der häufigste Name überhaupt in Deutschland sei. Ganz anders war das laut Bielefeld zum Beispiel einst bei Sabine, Christian oder Julia: Als diese Namen vor 40 bis 50 Jahren an der Spitze standen, hätten regelmäßig zwei, drei oder vier Prozent der Kinder eines Jahrgangs so geheißen.