Nazi-SchmierereienAngriff auf Kölner Grundschule in Braunsfeld ist kein Einzelfall
Köln – Die Schülerschaft der Grundschule (GGS) in der Geilenkircher Straße in Braunsfeld hat jenen geantwortet, die gleiche Rechte für alle in Zweifel ziehen. Hunderte Kinderstimmen skandieren „Köln ist bunt“ und „Nazis raus aus Braunsfeld“. Sie demonstrieren, weil ihnen jemand „ins Private eingedrungen sei“. So formuliert es Schulleiterin Katharina Huber am Mittwoch während des Protestzuges.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch voriger Woche sind Rechtsextreme durch Braunsfeld gezogen und haben ihre Symbole und Parolen auf Gebäude und Autos gesprüht. Aufgeregt und bestürzt waren die Schülerinnen und Schüler der GGS morgens zum Unterricht erschienen. Die Hakenkreuze am Schulgebäude konnte keiner von ihnen übersehen. Groß und überdeutlich prangten sie an den Wänden. Schüler der GGS und des Claudia Agrippina Gymnasiums, Braunsfelder Bürgerinnen und Bürger, Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche, Eltern sowie die Lehrerschaft halten sich an den Händen.
Der Schock und die Sorge sind noch präsent
Sie bilden eine Kette, eine Mauer gegen rechts. Vom Schulhof der GGS laufen sie entlang der Stolberger Straße bis zur Alevitischen Gemeinde. An der Straße stehen Senioren, Kinder, Eltern. Sie bilden eine zweite Kette, filmen den Strom, zeigen Solidarität. Ein Anwohner trägt ein Bild mit einer Friedenstaube. Nur wenige Hundert Meter von der GGS entfernt hat die Alevitische Gemeinde Deutschland ihre Bundesgeschäftsstelle. Morgens mussten die Mitarbeiter auf den Schaukästen am Gebäude Nazi-Parolen lesen.
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Es war eine Spur des Rechtsextremismus, die sich durch den ganzen Stadtteil zog. Und sie traf ausgerechnet ein religiöses Zentrum und einen Ort wie die GGS. „Wir sind eine bunte Schule“, sagt Katharina Huber immer wieder. Ab der ersten Klasse können Schülerinnen und Schüler hier Französisch lernen, weshalb auch viele Kinder aus Nordafrika die Schule besuchen. „Wir sind ja alle Menschen. Wir gehören alle hierher“, sagen die Viertklässlerinnen Nike und ihre Freundin Lisa. Nike hält ein orangefarbenes Schild hoch über ihren Kopf. „Alle haben die gleichen Rechte“, steht mit dickem schwarzen Edding darauf geschrieben.
Verflogen sind die Sorgen und der Schock über die Vorfälle noch nicht. Beide Kinder von Fatme Eladhami besuchen die GGS. Ihr Sohn geht in die dritte Klasse und kam nach der Schule zu ihr, erzählte von den Schmierereien. Gemeinsam haben sie sich ins Auto gesetzt und sind den ganzen Weg abgefahren. „Jedes einzelne Zeichen hat er mir gezeigt. Da habe ich erst verstanden, was passiert ist. Schrecklich. Ich mache mir noch immer Sorgen, das jemand in die Schule eindringen könnte“, sagt sie. Sie wünscht sich mehr Überwachung am Schulgebäude.
„Wir fragen uns, ob das jetzt erst der Anfang ist“
In der Alevitischen Gemeinde sind die Schmierereien das Topthema, erzählt Baris Sahin. Er ist Teil des Bundes der Alevitischen Studierenden. Der Vorfall stehe in einer Reihe, die in der Gemeinde Besorgnis errege, so Sahin. Im nordrhein-westfälischen Marl wurden am Gemeindezentrum der Aleviten Einschusslöcher gefunden. „Wir überlegen, was wir jetzt tun sollen und fragen uns, ob das jetzt erst der Anfang ist“, sagt Sahin.
Er sei besorgt, aber auch froh über die Solidarität aus der Gesellschaft. Am Morgen nach den Vorfällen hätte jemand die Hakenkreuze an den Scheiben überklebt. Plakate mit der Aufschrift „Braunsfeld ist bunt“, überdecken jetzt die Symbole. 25 Anzeigen sind bei der Polizei eingegangen, der Staatsschutz ermittelt. Auch, ob es eine Verbindung zu ähnlichen Fällen in Köln gibt. Im Kölner Stadtwald wurden SS-Runen und Hakenkreuze an Bäume gesprüht.