Comeback nach 40 JahrenDie New Wave-Band „The Cöln“ spielt im Basement
Köln – Das vielleicht ungewöhnlichste Comeback der Kölner Rockmusikgeschichte fand an diesem Wochenende im Basement statt: Nach 40 Jahren spielte die New Wave-Formation The Cöln wieder live im Tonnengewölbe des Clubs, um ihr Album „Complete Works“ vorzustellen. Doch wie kam es zu diesem Konzert einer Band mit internationalem Anspruch, die deutschlandweit erfolgreich Konzerte spielte, sich aber bereits aufgelöst hatte, bevor ihre erste Platte endlich erschien?
„Bei denen kann man echt sagen, zuerst kein Glück, und dann kam noch Pech dazu“, erzählt Verleger Frank Steffan, der Anfang der 1980er Jahre als Journalist über die hiesige Musikszene schrieb und 1981 das Magazin „Kölsch Rock“ herausgab, eine erste Dokumentation über das „Rock’n’Roll-Spektakel in Köln“. Dirk Schlömer, den Gitarristen und Songwriter von The Cöln, kannte er schon aus Schulzeiten. „Die Jungs waren alle so Anfang 20, ungestüm, ohne Geduld. Die sahen sich alle auf dem Sprung zur großen Karriere.
Was denen damals gefehlt hat, war ein Management. Dirk hat dann viel zu schnell die Flinte ins Korn geschmissen. Nach nicht einmal zweieinhalb Jahren war das Ganze schon wieder vorbei.“ Die Band hätte einen Wettbewerb gewonnen und dann in Hiltpoltstein im Studio ihre erste Platte aufgenommen. „Die Aufnahme hat bis heute eine unglaubliche Kraft. Leider ging das Studio pleite“, so Steffan. „The Cöln konnte nie einen Tonträger bewerben, wenn sie auf der Bühne standen.“
Positives Feedback
Und live kam die Band gut an. Die Osnabrücker Zeitung schrieb über einen Auftritt 1980: „In den knapp zwanzig Minuten, die sie für ihren Auftritt hatten, brachten sie mehr Leben in den Saal als alle anderen Gruppen zusammen. Mit ihren kurzen, effektvoll arrangierten Stücken bewiesen sie, dass sie sich nicht zu Unrecht Hoffnungen auf die Zukunft machen. Dementsprechend sauer reagierte das Publikum, als die Kölner aufhören mussten, weil sonst Hermann Brood wieder abgereist wäre.“ Neben Schlömer, der 1983 nach Berlin ging und bei Ton, Steine, Scherben mit Rio Reiser spielte, gehören zu The Cöln noch Ralf Felder (Schlagzeug), Andreas Merkel (Bass), Wolfgang Mertens (Keyboards) und Carsten Seim (Gesang).
Wolfram Peters, auch ein Schulfreund von Schlömer, der das Album jetzt finanziert hat, analysiert: „The Cöln hat aufgrund ihrer schon im Bandnamen dokumentierten internationalen Ambitionen einfach gegen den Zeitgeist nicht auf Deutsch gesungen, im Gegensatz zu den Stars der Kölner Rockszene wie BAP,Schroeder Roadshow (mit Gerd Köster) oder Jürgen Zeltinger. Bundesweit galt schon 1981: German first. Die New Wave-Bewegung fand in Deutschland auf dem Höhepunkt der Band-Karriere von The Cöln längst als „Neue Deutsche Welle“ statt mit Protagonisten wie Ideal, Nena, Extrabreit, Fehlfarben, DAF, Trio oder Joachim Witt.“ Und Musiker Arno Steffen sagte am Rande des Auftritts im Basement: „Ich habe die gerne gehört, aber die sind immer so ein bisschen daneben gewesen, was den Zeitgeist betrifft.“
Zunächst skeptisch
Verleger Steffan, der mittlerweile auch Dokumentarfilme machte, traf Dirk Schlömer erst Jahre später wieder: „Ich wollte, dass er für den Heinz Flohe-Film die Filmmusik macht. Der Erfolg des Films wäre ohne seine Musik längst nicht so durchschlagend gewesen. Zwei Jahre später hat Dirk für »Double« mit dem ersten Titel des Albums, »Leavin’ Town« , rumexperimentiert. Anfangs nur mit den Riffs für den Trailer. Wir waren skeptisch, ob bei einem Fußballfilm Musik mit Gesang funktionieren würde, aber das passte hervorragend. So kam es, dass eine komplette The Cöln-Nummer wieder auf einen Tonträger kam.“
Und dann habe man überlegt, nochmal die Hiltpoltstein-Bänder aus der Schublade zu holen und diese CD produziert. „Ohne kommerziellen Hintergrund – ich habe das gemacht, damit dieses echte Stück Kölner Musikgeschichte nicht vergessen wird. Schon verrückt, nach 40 Jahren proben die wieder zusammen und haben richtig Ehrgeiz.“
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Und Dirk Schlömer sagte nach dem mit viel Applaus beendeten Gig in dem früheren Kirchenkeller an der Herwarthstraße: „Es ist eine Sache, diese Ausgrabung zu remastern und zu veröffentlichen, aber auf die Bühne gehst du nur, wenn du ein gutes Gefühl hast. Die Songs zu spielen war wie einen alten Freund zu treffen. Als wäre das zwei, drei Jahre her, nicht 40.“ Er hofft auf ein baldiges Ende der Pandemie und kann sich das eine oder andere Konzert oder Festivalauftritte gut vorstellen: „Das war keine einmalige Sache.“
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