Plötzlich 4,50 Euro Parken pro StundeSoll Ehrenfelder Cinenova „ausgeblutet” werden?
- Versuchen Investoren, durch plötzlich drastisch erhöhte Parkgebühren das Ehrenfelder Kino Cinenova zur Aufgabe zu bewegen, um auf der Fläche lukrative Wohnungen errichten zu können?
- Das befürchtet die Kinobetreiberin. Der Kinovermieter, gleichzeitig Betreiber des angrenzenden Parkhauses, weist den Vorwurf von sich.
- Jetzt hat sich auch der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges in den Streit eingeschaltet. Die Hintergründe.
Köln – Ein Sturm der Entrüstung geht durch Ehrenfeld: Das dortige „City-Parkhaus“ hat seine Gebühren mehr als verdoppelt, was zahlreiche Besucher des angrenzenden Cinenova-Kinos wütend zur Kenntnis genommen haben.
Das Kino selbst sorgt sich nun sogar um seine Existenz – und vermutet hinter der Preiserhöhung des Parkhauses System. Seit Jahren sind Heinz Linke und seine Frau Stammkunden im „Cinenova“. Und bisher hat er hier auch gerne sein Auto im angrenzenden und einzigen Parkhaus im Umkreis abgestellt – für bisher rund 1,50 Euro die Stunde. Doch als er am Samstag vor der Abendvorstellung des Kinos ins „City-Parkhaus Ehrenfeld“ einfahren möchte, ist Linke fassungslos: „An der Schranke klebte ein Zettel, dass das Parken zwischen 18 Uhr und 24 Uhr nun 4,50 Euro die Stunde kostet – das ist doch Wucher“, ärgert sich der 67-Jährige. Schon im Parkhaus habe er mehrere andere Autofahrer angetroffen, die sich ebenfalls über die Parkkosten geärgert hätten. „Eine Auswirkung der hohen Parkkosten ist sicherlich, dass wir das Kino seltener besuchen werden“, sagt er.
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Dass aufgrund der erhöhten Parkgebühren dauerhaft Kinobesucher ausbleiben und diese Situation sogar existenzbedrohend sein könnte, ist die Sorge von Kinopächterin Martina Borck: „Solch hohe Preise kann man ja niemandem zumuten“, sagte sie gestern im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir sollen auch mehrere hundert Euro monatlich für Stellplätze vor dem Gebäude zahlen. Meine Sorge ist, dass uns der Betreiber des Parkhauses so ausbluten lassen möchte.“
Denn der Besitzer des Parkhauses, die Objekt VL GmbH & Co. KG mit Sitz in Frankfurt, ist zudem der Kinovermieter von Borck. Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass die Objekt VL sie auf Räumung des Kinos beim Landgericht Köln verklagt hat. Pächterin Borck solle mehrere Büroräume im Kino widerrechtlich untervermietet haben. Das Landgericht Köln teilt diese Einschätzung allerdings nicht: „Die Klage ist unbegründet“, heißt es in dem Urteil. Auch die danach von der Objekt VL angestrebte Berufung möchte das Oberlandesgericht abweisen. „Der Vermieter hat ganz offensichtlich versucht, einen Kündigungsgrund zu konstruieren“, meint Dr. Stefanie Beyer, Anwältin von Borck. Denn laut der Pächterin gilt noch bis 2044 ein Mietvertrag für das Kino. Doch schon mehrmals habe die Objekt VL geäußert, sie wolle auf der Fläche, auf der jetzt das „Cinenova“ steht, lukrativere Studentenwohnungen bauen, habe Borck sogar eine Abfindung angeboten. Mit dem Kino sei die Fläche nicht profitabel genug.
„Haltloses Gerücht”
Eine Sichtweise, die ein Verantwortlicher der Objekt VL, der namentlich nicht genannt werden möchte, gestern auf Nachfrage dieser Zeitung ausdrücklich dementierte: „Das ist ein haltloses Gerücht, das vom Kino verbreitet wird“, so der Sprecher. Als Eigentümervertreter spricht das Frankfurter Unternehmen für eine deutsche Investorenfamilie, die in Ehrenfeld neben dem Kino und dem Parkhaus auch in zahlreiche Wohnungen, Geschäftsflächen sowie das Gebäude, in dem sich die Bezirksvertretung eingemietet hat, investiert hat. Man habe die Betreuung der Objekte vor Ort an eine Immobilienverwaltung mit Sitz in Aachen gegeben.
Diese habe in ihrer Verantwortung einerseits die nicht zugelassene Nutzung der Büroräume im Kino bemängelt und auch die Preise im Parkhaus erhöht, so der Verantwortliche der Objekt VL. Für eine Stellungnahme war die Aachener Immobilienverwaltung selbst am Montag nicht zu erreichen. Laut Objekt VL habe die Preiserhöhung nichts mit dem „Cinenova“ zu tun, sondern „weil das Parkhaus sonst nicht rentabel wäre“.
„Ich sorge mich um das ganze Areal”
Der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) zieht dies auf Nachfrage dieser Zeitung allerdings in Zweifel: „Nach anderthalb Jahren und einigen Erlebnissen bildet sich für mich ein Gesamtbild, dass der Vermieter versucht, scheibchenweise neue Fakten zu schaffen“, glaubt Wirges. „Ich sorge mich um das ganze Areal.“
Er befürchtet, dass die Objekt VL versuchen könnte, nach dem „Cinenova“ auch private Mieter unter Druck zu setzen, um den Gewinn zu maximieren. Es sei offensichtlich, dass schon jetzt versucht werde, das Kino auf viele Weise zu schädigen. „Wenn diese Investoren versuchen, das Cinenova in die Knie zu zwingen, dann wird das einen Aufschrei in der Bevölkerung geben – mit mir als Bezirksbürgermeister vorneweg“, sagt Wirges. Er will noch in dieser Woche das persönliche Gespräch mit Objekt VL suchen.