Vorzeigeprojekt in EhrenfeldStadt Köln will mehr grüne Fassaden fördern
Köln – Im Garten seines Innenhofs hat Hausbesitzer Dirk Frölich sich einen Traum erfüllt. An den Wänden des Ziegelsteingebäudes aus dem Jahr 1903 ranken Weinreben, üppiges Grün gedeiht am Rande der mit einem Sofa und mehreren Deko-Steinen stilvoll angelegten Fläche mit Kieselsteinboden. Von dort aus führen Leitern ein paar Meter in die Höhe, wo sich auf massiven Holzkonstruktionen noch zwei weitere begrünte Flachdach-Flächen befinden, die einen einladend exotischen Fleck in der eintönigen Hinterhof-Steinlandschaft an der Marienstraße bilden. „Ein kleines Paradies auf insgesamt rund 50 Quadratmetern Fläche“, sagt Frölich, in dessen Besitz sich das typische Ehrenfelder Drei-Fenster-Haus seit 1997 befindet.
Stadt Köln wünscht sich mehr begrünte Fassaden
„Wir haben hier in diesem Frühjahr mit der Bepflanzung begonnen.“ Der Innenhof von ist nicht nur ihm selbst, sondern auch den drei Mietparteien in dem Haus von Dirk Frölich zugänglich, sie teilen sich den Garten. Ein echtes Vorzeigeprojekt, nach dessen Vorbild sich auch die Stadt Köln vor dem Hintergrund der künftig erwartbar heißeren Sommer viele weitere in der Stadt wünscht.
In Kooperation mit den Stadtentwässerungsbetrieben Köln (Steb) hat das Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt Köln darum jetzt das Programm „Grün hoch 3 – Dächer-Fassaden-Höfe“ gestartet, das Bürger, Vereine und Initiativen unterstützt und dazu anregen soll, private Haus- und Hofflächen zu begrünen. „Begrünte Flächen wirken effektiv der zunehmenden Überhitzung der Stadt entgegen. Deswegen fördern wir die Entsiegelung von Flächen und die Begrünung von Dächern, Fassaden und Höfen“, sagt Agnes Klein, Beigeordnete für Jugend, Bildung und Sport der Stadt Köln, die das „Grün-hoch-drei“-Projekt in Vertretung für Sozialdezernenten Harald Rau in Ehrenfeld präsentierte. „Mit dem Förderprogramm gehen wir einen kleinen, aber wichtigen Schritt, die Kölner Bevölkerung finanziell dabei zu unterstützen, wohnungsnahe Haus- und Hofflächen zu begrünen und damit stadtklimatisch aufzuwerten.“
Künftig 57 Prozent mehr Hitzetage
Um mehr Grün etwa auf Dächer und Mauern anzusiedeln, hat der Rat der Stadt Köln vor der politischen Sommerpause 2018 das ein Förderkonzept verabschiedet, an dem sich das jetzt vorgestellte Programm orientiert. Zugrunde lag dem Beschluss unter anderem das Ergebnis einer Studie des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv), wonach die Anzahl der Sommertage in Köln bis 2050 um mindestens 38 Prozent, die der Hitzetage um rund 57 Prozent zunehmen werden. Die hohen Temperaturen wirken besonders stark dort, wo es viele versiegelte Flächen gibt, die Wärme reflektieren, wie etwa Straßen und dicht bebaute Gebiete des Stadt. Das Grün soll einen Beitrag dazu leisten, die Luft vom klimaschädlichen Kohlendioxid zu säubern, auch gefährlicher Feinstaub und Stickoxide werden dadurch verringert, außerdem starken Temperaturschwankungen entgegengewirkt.
Ein weiterer Aspekt ist der Umgang mit Starkregen-Ereignissen. Über Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen soll durch Starkregen verursachten Schäden vorgebeugt werden, betont Otto Schaaf vom Vorstand der Steb Köln: „Die Prognosen zeigen, dass die Belastungen aus dem Klimawandel wie Hitzestress und Überflutungsrisiken, weiter zunehmen werden. Jetzt gilt es, gemeinsam auf die Auswirkungen des Klimawandels zu reagieren. Die Begrünung und ein angepasster Umgang mit Regenwasser tragen dazu bei.“
Tipps für Hausbesitzer
Das Umweltamt der Stadt und die Steb haben nun gemeinsam einen Leitfaden zur Entsiegelung und Begrünung privater Flächen herausgegeben, der die Klimaveränderungen in Köln und ihre Auswirkungen erläutert und Tipps für eine attraktive Grüngestaltung gibt. Anschaulich werden darin Hinweise zu Anpassungen des Umfelds durch Grüngestaltung und Tipps zu einem dem Klimawandel Rechnung tragenden Umgang mit Regenwasser gegeben.
Die Stadt Köln will bei förderfähigen Anträgen 50 Prozent der Kosten übernehmen – maximal 40 Euro pro Quadratmeter und 20000 Euro pro Antragsteller. Das Programm umfasst ein Finanzvolumen von rund drei Millionen Euro und ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Es soll laut Agnes Klein aber als „Zukunftsaufgabe der Stadt“ etabliert werden, sofern viele Menschen das Angebot nutzen und die jetzt genehmigte Summe schneller vergeben sollte. Gefördert werden zum Beispiel der Aufbau einer Vegetationsschicht, die Entfernung von versiegelnden Bodenbelägen, Rank-Hilfen und bodengebundene Fassadenbegrünungs-Systeme, Abbruch von Mauern, Zäunen und Gebäuden und das Anlegen von Hochbeeten.
Dirk Fröhlich hat mit der grünen Gestaltung seinen Innenhofs in der Marienstraße nachträglich keinen Anspruch mehr auf das Fördergeld der Stadt, auch normale Sanierungsarbeiten werden nicht subventioniert. „Ich bin trotzdem froh, dass der Innenhof-Garten schon fertiggestellt ist“, sagt Frölich. „Denn im Hochsommer haben wir hier hinten an einigen sehr heißen teilweise bis zu neun Grad niedrigere Temperaturen gemessen als an der Straße vor dem Haus.“