In vielen NRW-Städten ist das Schülerticket in ein Deutschlandticket umgewandelt worden. Warum Köln noch nicht dabei ist.
Frust bei der JugendKöln bietet Schüler-Deutschlandticket zum neuen Schuljahr nicht an
Sehr viele Kommunen rund um Köln machen schon mit: Sie haben vor den Ferien per Ratsbeschluss entschieden, das spezielle „Schüler-Deutschlandticket“ anzubieten. In Städten wie Düsseldorf, Neuss, Krefeld, Dormagen, Mönchengladbach oder auch Essen und Aachen wird das bisherige Schülerticket ab diesem Monat in ein auf 29 Euro subventioniertes Deutschlandticket aufgewertet. Bei Schülern, die von der jeweiligen Kommune schon jetzt ein Schülerticket für die Fahrt zur Schule gestellt bekommen, weil der Schulweg länger ist, wird das Abo nun in der Regel zu einem Deutschlandticket aufgewertet. Reguläre kostet das Deutschlandticket 49 Euro im Monat.
In Köln gibt es diese Option für Schülerinnen und Schüler zum neuen Schuljahr allerdings nicht: Es gibt weiter nur das reguläre Schülerticket. Außerdem wurde den Eltern von nicht freifahrtberechtigten Schülern kurz vor den Ferien mitgeteilt, dass das reguläre VRS-Schülerticket in Köln ab dem neuen Schuljahr 25,30 Euro statt wie bisher 23,50 Euro pro Monat kostet. Wer als Schüler ein Deutschlandticket haben möchte, muss dies bislang in Köln noch zusätzlich erwerben.
Viele Kölner Schülerinnen und Schüler sind enttäuscht
Dabei hatte das Land Nordrhein-Westfalen Anfang Juni in einem Runderlass den Schulträgern die Möglichkeit eröffnet, im neuen Schuljahr dieses deutschlandweit gültige Schülerticket anzubieten, damit auch Schülerinnen und Schüler von dem Angebot einer günstigeren Mobilität profitieren können. Die Kommunen können aber selbstständig entscheiden, ob sie das Ticket anbieten. Daraufhin hatten viele Kommunen teilweise noch kurz vor den Sommerferien verschiedene Finanzierungsmodelle durchgerechnet und per Dringlichkeitsentscheidungen die entsprechenden Entscheidungen im Rat getroffen, damit das Schüler-Deutschland-Ticket pünktlich zum neuen Schuljahr an den Start gehen kann.
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Bei vielen Kölner Schülerinnen und Schülern, vor allem der Oberstufen, sorgt für Unmut, dass sie davon – zumindest bislang – nicht profitieren können: „Mein Vater hat von seinem Arbeitgeber sofort das Deutschlandticket vergünstigt bekommen, aber wir als Jugendliche müssen hinten anstehen“, ärgert sich Feline Szalay (17). Zumal auch die Stadt Köln ihren Mitarbeitern sofort das VRS-Jobticket zum selben Preis in ein Deutschlandticket umgewandelt hat. Auch zehn Kölner Privatschulen bieten das Deutschland-Schülerticket ihrer Schülerschaft an.
Szalay hat viele Freunde außerhalb von Köln. Und als es das Neun-Euro-Ticket gab, sei das eine „super Möglichkeit“ gewesen, die mal zu besuchen. „Da habe ich gelernt, wie ich reisen kann und dass das gar nicht so kompliziert ist.“ Auf die Option, das jetzt mit dem Schüler-Deutschland-Ticket auch wieder zu können, hat sie sich schon gefreut. „Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass Kinder der Stadt Köln egal sind“, ärgert sie sich.
„In unserem Alter möchte man sich in der Freizeit doch eigenständig und unabhängiger bewegen“, ergänzt Felippa Kienzler, die im Oktober 18 wird. Mit dem Schülerticket stoße man da schnell an Grenzen. „Schon eine Fahrt nach Düsseldorf bedeutete letztens für mich dem Einfach-Weiter-Ticket 15 Euro Zuzahlung vom Taschengeld.“ Dabei biete ja der neu eingeführte Kulturpass, mit dem 18-Jährige bis zu einem bestimmten Budget Kulturveranstaltungen besuchen könnten, auch Möglichkeiten über die Stadt hinaus Veranstaltungen zu besuchen.
„Ich fänd‘ es nur gerecht, wenn alle vergünstigt die Möglichkeit hätten, nicht nur die Erwachsenen“, sagt Kienzler. Zumal sie hierin auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz sieht, wenn Jugendliche und junge Erwachsene sich angewöhnen, den ÖPNV zu nutzen und mit dem Zug zu reisen. „Mit dem 9-Euro-Ticket sind wir da teilweise stundenlang unterwegs gewesen - und man macht die Erfahrung, dass auch das gemeinsame Reisen im Zug schon ein Erlebnis ist.“ Genau das war auch das Argument, mit dem NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) für das Ticket geworben hat, weil Schülerinnen und Schüler damit frühzeitig an den ÖPNV herangeführt werden. Zumal dadurch auch gemeinsame Klassenfahrten mit Regionalbahnen und S-Bahnen möglich werden.
Die Stadt Köln erklärte auf Anfrage, dass man noch dabei sei, eine Umstellung der Schülertickets auf das Deutschlandticket ab der Sekundarstufe I zu prüfen. Die damit verbundenen finanziellen Auswirkungen würden in Abwägung zu den Vorteilen wie deutschlandweite Fahrten und Unterstützung der Verkehrswende „aktuell intensiv betrachtet“. Nachdem das Schuldezernat zunächst noch keine Angaben zu einem möglichen Umstellungsdatum machen konnte, präzisierte die Stadt auf Nachfrage des Kölner Stadt-Anzeiger, dass dazu "voraussichtlich im Herbst 2023" eine Entscheidung getroffen werden solle.