Lebensgeschichte überraschtFahrgast mit einem Koffer voller Drogen im Zug erwischt
Köln – Mit einem Koffer voller Marihuana hatte sich ein 40-Jähriger im Januar in den Zug gesetzt. Er wollte nach Freiburg, kam nur bis nach Köln. Zollbeamte kontrollierten den Mann, der sich direkt verdächtig machte. Seit Montag muss sich der Drogenkurier vor dem Kölner Landgericht verantworten. Beim Prozess in Saal 210 des Justizgebäudes überraschte der Angeklagte mit seiner Lebensgeschichte.
Mit viereinhalb Kilo Drogen im Koffer erwischt
In Bremen war der Mann in den Eurocity 9 eingestiegen. Rund drei Stunden später stießen in Köln drei Zollbeamte dazu. Im dritten Waggon kontrollierten sie den Mann und öffneten dessen schwarzen Trolley, der über ihm in der Gepäckablage postiert war. „Darin befanden sich 4415 Gramm Marihuana, eingeschweißt in fünf Plastikbeuteln“, sagte Staatsanwältin Tanja Heußen-Heinrich.
„Es war eine zufällige Kontrolle“, sagte ein Zollbeamter auf die Frage des Vorsitzenden Richter Michael Greve, ob man gezielt nach dem Mann gesucht habe. „Einen Zug vorher oder später und er hätte Glück gehabt.“ Während der Kontrolle habe der Zuggast die Arme verschränkt und nur noch aus dem Fenster geschaut. „Mist, jetzt haben die mich“, habe der Kurier laut Zeugen wohl gedacht.
Kurierfahrt von Bremen nach Freiburg geplant
Die Beamten nahmen den Mann fest, ein Richter erließ Haftbefehl. Nächster Halt: JVA Köln-Ossendorf. Wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz droht dem Angeklagten nun eine mehrjährige Haftstrafe. Strafschärfend wäre es gewesen, hätte der Angeklagte die Ausfuhr über die Grenze geplant, denn der Zug fuhr bis Zürich in der Schweiz. Dem war aber nicht so.
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Dem Richter erklärte der Angeklagte, dass Geldprobleme ihn zu der Tat getrieben hätten. Als Asylbewerber habe er seine Sozialleistungen nicht bekommen. „Ein Typ namens Ali hat mich dann angesprochen, er habe einen einfachen Job für“, sagte der 40-Jährige. Er habe ein Zugticket und den Koffer bekommen und sollte diesen bis zum Hauptbahnhof in Freiburg im Breisgau bringen.
Angeklagter aus den USA ausgewiesen
Für den Inhalt des Koffers habe er sich nicht wirklich interessiert, meinte der Angeklagte. Dass sich Drogen darin befanden, habe er nicht gewusst. Zunächst habe er Kleidung oder Werkzeug in dem Trolley vermutet. 250 Euro sollte er für die Kurierfahrt bekommen, von dem Empfänger in Freiburg, der an einem Taxistand auf ihn warten sollte. Dazu sei es dann ja nicht mehr gekommen.
Der Angeklagte berichtete, in Chicago (USA) aufgewachsen zu sein. Doch nachdem er psychisch krank geworden sei, sei er ohne Schulabschluss nach Albanien, die Heimat seiner Eltern, abgeschoben worden. „Da war ich auf mich allein gestellt“, so der Angeklagte. Er habe in Albanien nicht leben können, wollte sein Glück in Deutschland versuchen. Nun droht ihm wieder die Abschiebung.