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Neues AlbumFortuna Ehrenfeld liefern die Abtanznummer für einen heißen Kölner Sommer

Lesezeit 4 Minuten
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Die Band Fortuna Ehrenfeld auf der Bühne

Köln – „Shalalala! Shalalala!“ – die ersten Worte auf „Rückkehr zur Normalität“, dem neuen Album von Fortuna Ehrenfeld, sind schon fast irritierend neutral angesichts eines wortgewaltigen Texters wie Martin Bechler. Doch die scheinbare Sprachlosigkeit – egal, ob angesichts der im Song „Arschloch, Wixer, Hurensohn“ zitierten letzten Worte einer Beziehung oder doch unter dem Eindruck des ganz normalen Corona-Wahnsinns – hält nicht lange vor. Schon ein paar Takte weiter ist der Fortuna-Frontmann im „Zeitalter der Jogginghosen“ und bei sich angekommen: „Bademeister, Kitten-Joe, Narkose-Stübchen, Ordnungsamt, Frisör – irgendwer wir dir schon zuhör‘n, Baby, aber ich bin‘s echt nicht mehr.“ Dazu gibt es spacig-chillige Töne im Hintergrund und einen letzten Tusch fürs Dosenpfand. „Heul doch nach dem Schiri, gib nicht mir die Schuld.“ Ein starker Abgang zum Auftakt.

Martin Bechler, der Poet, seziert in seinen Wortkaskaden das Chaos, das ihn umgibt, fasst es in Klangwolken irgendwo zwischen Achtziger-Jahre-Weltraum-Synthie-Sounds, groovigem Disco-Funk, ballerndem Elektro, Punkbeats und Rockriffs. „Das ganze Universum fliegt uns um die Ohr’n/ und wer sich dabei ducken will, der hat hier nichts verlor’n.“ Dass er bei allem Irrsinn dennoch Licht am Ende des Tunnels sieht, zeigen Bechler und Band – die immer wichtiger werdende Jenny Thiele (Keyboards/Gesang) und Drummer Jannis Knüpfer – bei „Das Imperium rudert zurück“, einem großartigen Sehnsuchtsschrei nach ein bisschen Pandemie-freiem Feieralltag: „Der Wille der Natur ist Disco, Disco“. Hallo Freunde, die Nummer muss getanzt werden.

„Hasta la Vista Normalität“ heißt es im Titelsong des Albums und nicht nur im Fortuna-Kosmos ist es für alle Space-Cowboys irgendwann zu spät, zu derselben zurückzukehren - „Ah! Uh! Shalala!“ . Oder „Pille, Palle Pustekuchen, Butterfahrt ins Glück“, wie es in „Lieblingsknutschigroßstadtradio“ heißt: „Wenn‘s gut geht, geht’s gut, wenn‘s schlecht geht, geht’s schlecht, so wird jeder Fetzen Hoffnung seinen Ansprüchen gerecht.“

Fortuna Ehrenfeld ganz sensibel

Doch bei allem Drang ins All, Fortuna wäre nicht Fortuna, würden sie nicht auch den kleinen Weltraum um die Ecke die notwendige Aufmerksamkeit schenken. „Die Durchnummerierten im Irish“ ist so ein sensibler Song, anfangs nur vom Klavier begleitet: „Die ham sich heut amtlich verloren, aber die ham halt auch nix zu verlier‘n, die stehn auf der Klinge des Lebens so rum, und sagen: Was soll schon passier‘n?“ Das Leben ist geil, auch wenn es sich manchmal genau gegenteilig anfühlt. Man muss es nur annehmen, und dann kann man sich auch nach vielen Jahren alte Geschichten verzeihen. „Notbeleuchtung an, Notbeleuchtung aus, noch’n letzten Rotz ins Schnuffeltuch, und dann alle zu Mutti nach Haus.“ Dazu wabert die Orgel, dass es eine Pracht ist.

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Hauptsache ist, dass das Ganze auch Spaß macht: „Denn es ist noch nicht alles verlor’n, es ist so vieles einfach derbe okay, wir sind die panamoralische Liebe, und das hier ist unsere Idee: Support your local everything, und sag ihnen, wie geil sie sind, raus aus der Routine, rein ins Karamell“. Dann kann selbst der Pandemie-paranoideste Griesgram nicht anders, als zumindest mit dem Fuß zu wippen.

Martin Bechler: „Schlechte Laune war gestern“

Fortuna Ehrenfeld ist mit dem neuen Album ein echter Coup gelungen: Sie bleiben sich treu, haben sich aber auch weiterentwickelt und mit „Das Imperium rudert zurück“ die Abtanznummer für einen heißen Sommer geliefert.

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Zehn Songs, 36 Minuten bester Unterhaltung, ein bundesweiter Erfolg scheint möglich. Bleibt nur zu hoffen, dass die „Reisegruppe Seltsam“ auch die Gelegenheit erhält, die Rückkehr zur Normalität mit Publikum zu feiern und zeigen kann, was sie live drauf hat. „Schlechte Laune war gestern“, sagt Martin Bechler, „Wir wollen nach dem ganzen Kack die durchtanzbare Landebahn ebnen zurück in eine gute neue Zeit.“

„Die Rückkehr zur Normalität“, erschienen auf dem eigenen Label Tonproduktion Records, gibt es ab sofort digital, auf Vinyl und als CD. Fortuna Ehrenfeld plant Konzerte ab Mitte Juni u.a. in Köln in der Kantine Open Air, im Tanzbrunnen (mit Rainald Grebe), in der Volksbühne und der Philharmonie. Alle Infos und Tickets hier.