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Köln früher und heuteRömerbrunnen wegen schlechtem Zustand zum „Denkmal des Monats“ ernannt

Lesezeit 3 Minuten
Der Römerbrunnen in seiner ursprünglichen Version von Franz Brantzky, 1915.

Der Römerbrunnen in seiner ursprünglichen Version von Franz Brantzky, 1915.

Trotz seiner kulturellen Bedeutung, ist der Zustand des Römerbrunnens in Köln alarmierend schlecht und ruft nach dringender Pflege.

Aus den Mauerfugen wachsen Pflanzen, das Becken ist ausgetrocknet und die Reliefs müssten dringend gereinigt werden. Der Zustand des Römerbrunnens neben dem Zeughaus bereitet dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz große Sorgen. Um auf die diversen Missstände aufmerksam zu machen, hat der Verein die Anlage jetzt zum „Denkmal des Monats“ für den Mai erkoren. Es ist ein Notruf sozusagen.

Das Kunstwerk, gestaltet vor 70 Jahren durch den renommierten Architekten Karl Band, erinnert an die römische Gründung Kölns und stellt auf mehreren Reliefs das Leben der Römer am Rhein dar. Überragt wird es durch ein 9,10 Meter hohes Monument mit der römischen Wölfin, das den Denkmalpflegern aber ebenfalls keinerlei Grund zur Freude gibt.

Ein vergleichbares Denkmal, das diese Vergangenheit Kölns zum Thema hat, gibt es sonst nirgendwo
Ulrich Bock, Kunsthistoriker

Laut Ulrich Bock, der jetzt vor Ort einen Vortrag zum Denkmal des Monats hielt, werden die Pfeiler seit längerer Zeit von Bauzäunen eingekreist, in denen sich zudem Baucontainer befinden. Es handele sich um eine „absolut brutale Einhausung des Hauptwerks“. Gearbeitet werde auf der Baustelle jedoch offensichtlich nicht. Beim Anblick des verwahrlosten Denkmals sei er „vom Glauben abgefallen“, so Kunsthistoriker Bock. Dabei sei der Römerbrunnen etwas ganz Besonderes: „Ein vergleichbares Denkmal, das diese Vergangenheit Kölns zum Thema hat, gibt es sonst nirgendwo.“

Es sind nur ein paar Versatzstücke, die der Römerbrunnen mit seiner ursprünglichen Gestaltung gemeinsam hat. Denn die heutige Version aus dem Jahr 1955 ist ein Wiederaufbau und eine Neuinterpretation des Brunnens, wie ihn 1915 Franz Brantzky im Auftrag des Kölner Verschönerungsvereins geschaffen hatte.

Der Römerbrunnen neben dem Zeughaus bereitet dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege Kummer

Der Römerbrunnen neben dem Zeughaus bereitet dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege Kummer.

Die halbkreisförmige Anlage zwischen Komödienstraße und Burgmauer entstand auf dem Fundament eines Wehrturms an der einstigen Nordseite der römischen Stadtmauer. Auch Karl Bands Brunnen spiegelt die Topografie der damaligen Zeit wider: Während sich der obere Teil auf dem Niveau der römischen Stadt befindet, steht der untere Teil auf der Höhe des damaligen Stadtgrabens. „Dieser historische Boden ist für ein Denkmal sehr geeignet, es kann Wunder nehmen, daß man ihn nicht schon früher dazu benutzt hat“, schrieb die Kölnische Zeitung im April 1915.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Brantzkys Kunstwerk schwer beschädigt. Erhaltene Elemente wie das zentrale Monument und einige Reliefs wurden von Karl Band in die Neuauflage eingearbeitet. Dabei verschob der Architekt allerdings die Brunnenrundung nach Westen, während das Monument an seinem Platz stehen blieb. Die einst so symmetrische Ausrichtung der Anlage geriet damit aus den Fugen. Den Zustand des Brunnens kritisierte auch Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister für die Innenstadt. Für eine Stadt mit römischen Wurzeln sei diese Vernachlässigung „Frevel“: „So lange ich in Köln bin, ist der Brunnen stiefmütterlich behandelt worden.“