Der „Verbund Kölner Athleten“ bekommt prominente Unterstützung. Und die Stadt Köln viel Kritik.
„Das regt mich auf“Fußballer helfen Kölner Weltmeistern, die von ihrem Sport nicht leben können
„Kölle goes Olympia“. Das klingt nach Aufbruch und Vorfreude auf die Spiele 2024 in Paris. Doch hinter dem Slogan steckt auch viel Kritik an der Sportstadt Köln, wie sich am Montagabend im „Heising und Adelmann“ an der Friesenstraße zeigte. Dort warb der neu gegründete „Verbund Kölner Athleten“, dem inzwischen rund 25 Sportlerinnen und Sportlern angehören, für mehr Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung.
Hockey-Weltmeister Timur Oruz erneuerte als Initiator seine Enttäuschung über das Verhalten der Stadt Köln, die er bereits im März im „Kölner Stadt-Anzeiger“ geäußert hatte. Nach sportlichen Großereignissen schmücke sich die Stadt gerne mit ihren Champions, doch im Alltag würden sie allein gelassen. Bei der „Kölschen Sportnacht“, wo auch der Spieler von Rot-Weiss Köln geehrt wurde, verweigerte er ein Foto mit der Oberbürgermeisterin.
Verbund Kölner Athleten vermisst finanzielle Unterstützung der Stadt
Andere Städte dagegen, wie Hamburg oder Düsseldorf, unterstützten ihre Athleten finanziell. Seine Schwester, die in Düsseldorf Hockey spiele, erhalte pro Monat mehrere hundert Euro und fahre ein gesponsertes Auto. „Die Politik in Köln ist leider nicht ganz so auf Zack“, monierte Oruz.
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Unterstützung erhalten die Amateurinnen und Amateure ausgerechnet von Funktionären, die finanziell in einer ganz anderen Liga spielen: Jonas Boldt, Sportvorstand vom Hamburger SV, brachte Oruz mit den Fußball-Managern Michael Reschke und Andreas Rettig zusammen. Mit ihren Kontakten zu potenziellen Sponsoren wollen sie dazu beitragen, dass es gelingt, einem Sportler oder einer Sportlerin etwa 500 Euro netto pro Monat zu ermöglichen.
Eine Summe, die für Profi-Fußballer „Peanuts“ bedeutet, für Amateure wie Leonie Fiebig jedoch nötig ist, um über den Monat zu kommen. Die Kölner Weltmeisterin im Zweierbob gestand, dass ihr das derzeit nur gelinge, weil sie einen Sportfördergruppenplatz bei der Bundeswehr bekommen habe. Dennoch brauche auch sie Sponsoren, um die Fahrten und Reisen zu den Trainings- und Wettkampfstätten finanzieren zu können.
Nicht nur ihr zollte Ex-FC-Trainer Friedhelm Funkel höchsten Respekt und zog einen Vergleich mit den Profifußballern: „Die werden immer bequemer. Das regt mich auf, da kriege ich zu viel. Von der Einstellung dieser Athletinnen können sich viele Fußballprofis etwas abschneiden.“
Horst Müller, Strippenzieher im Karneval und Förderer der Initiative, zeigte sich begeistert über die Resonanz: FC-Berater Erich Rutemöller, Bob-Olympiasiegerin Sandra Kiriasis, Darts-WM-Teilnehmer Florian Hempel oder Ex-Innenminister Ingo Wolf gehörten ebenso zu den Gästen wie Moderatorin Laura Wontorra oder FC-Trainer Steffen Baumgart, der sagte: „In der Sportstadt Köln krankt es an allen Ecken und Enden.“
FC-Geschäftsführer Markus Rejek kündigte an, die Initiative zu unterstützen, allerdings nicht wie in Hamburg durch Abgabe eines „Sportgroschen“ pro verkauftes Ticket. Der FC werde sich „spürbar anders“ etwas einfallen lassen.
Stadt Köln reagiert auf Kritik
Die Stadt Köln verfolge einen anderen Förderansatz als Düsseldorf, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage. Als Mitglied in der Regionalgemeinschaft Olympiastützpunkt Rheinland unterstütze die Kommune insbesondere die Förderung junger Sportlerinnen und Sportler im Förderschwerpunkt „Duale Karriere“ mit finanziellen Hilfen für Schule und Ausbildung. Auch werde der Olympiastützpunkt unterstützt.
Doch womöglich wendet sich die Stadt bald gezielt an „Kölner Sportvorbilder“: Spitzenathleten sollen für die Sportstadt werben, unter anderem bei Schul- und öffentlichen Veranstaltungen und dafür eine Pauschale in Höhe von 400 Euro pro Monat erhalten. So sieht es ein Antrag des Ratsbündnisses für den kommenden Sportsauschuss vor.