„Es war ein Blackout“Geldstrafen nach Schiedsrichter-Hetzjagd in Köln
- Vor einem knappen Jahr haben sich Spieler des Fußballklubs Germania Ossendorf an einer Hetzjagd auf einen Schiedsrichter beteiligt.
- Die drei haben Geständnisse abgelegt und sich reuig gezeigt und von dem Vorfall berichtet und wie dieser eskalierte. Der 36-Jährige Torwart, Hauptangeklagter in dem Prozess, sprach von einem „Blackout“.
Köln – Drei Fußballer des Kreisliga-Klubs Germania Ossendorf, die sich am 3. November 2019 auf einer Sportanlage in Lindenthal an einer Art Hetzjagd auf einen Schiedsrichter beteiligt hatten, sind am Montag vom Amtsgericht zu Geldstrafen verurteilt worden. Der Vorfall ereignete sich beim Spiel der Kreisliga D gegen Blau-Weiß Köln V.
Ein 36-jähiger wurde wegen gefährlicher sowie versuchter gefährlicher Körperverletzung zur Zahlung von 130 Tagessätzen à 40 Euro verurteilt. Die anderen Männer, 37 und 27 Jahre alt, erhielten wegen gefährlicher Körperverletzung Geldstrafen in Höhe von 115 Tagessätzen à 40 Euro und 100 Tagessätzen à zehn Euro. Die Tagessatzhöhe richtet sich nach den wirtschaftlichen Verhältnissen.
Umständehalber wurde gegen den 37-Jährigen separat verhandelt, nachdem das Urteil gegen die anderen schon gesprochen war. Alle Männer legten ein Geständnis ab. Ihre Aussagen wurden mit einem Video vom Tumult abgeglichen.
Das Geschehen begann damit, dass einer der Spieler nach dem Schlusspfiff lautstark über den Unparteiischen schimpfte. Nachdem sich die zwei anderen Fußballer beleidigend über ihn geäußert hatten und einer von ihnen einen Ball nach ihm geworfen hatte, ohne ihn zu treffen, zeigte der Schiedsrichter beiden die Rote Karte.
Daraufhin eskalierte die Situation. Mehrere Germania-Spieler stürzten auf den Schiedsrichter zu, er lief weg, sie rannten hinterher und hetzten ihn bis zu einer Bande. Bei der Jagd trat der 37-Jährige dem Unparteiischen gegen die Beine. Dann versuchte der 36-Jährige, ihn mit einem Tritt zu treffen; wenig später warf er eine Plastiktrinkflasche nach ihm, verfehlte ihn jedoch. Der Anklage zufolge trug der Mann Hämatome davon, war eine Woche lang arbeitsunfähig und leidet seitem an psychischen Belastungsstörungen.
„Es war ein Blackout“
„Es war eine dumme Aktion von mir“, sagte der jüngste Angeklagte. Er habe sich noch auf dem Platz beim Schiedsrichter entschuldigen wollen, doch der habe abwehrend reagiert. Von einem „Blackout“ sprach der Mann, der die Flasche geworfen hatte; er habe sich „mitreißen“ lassen und sei deshalb mit der Menge mitgelaufen.
Seine Versuche, um Verzeihung zu bitten, seien ebenfalls gescheitert. Der Älteste äußerte sich ähnlich. Zu seinem Tritt sagte wiederholt, er habe den Schiedsrichter doch nur leicht getroffen. Er verstand nicht, warum die Körperverletzung als „gefährlich“ angeklagt war.
Der Richter erklärte ihm, Grund sei das gemeinschaftliche Vorgehen. Zwar ging er anders als die Staatsanwältin von einem minder schweren Fall aus, das Verhalten der Spieler sei aber „absolut inkzeptabel“, sagte er in der ersten Verhandlung. Und in der zweiten: „Sport heißt auch Sportlichkeit. Dazu gehört, dass man ein fairer Verlierer ist.“
Die Amateurspieler sind längst vom Sportgericht bestraft worden. Der Älteste wurde für zwei Jahre gesperrt, der Jüngste für ein halbes Jahr.
Der Dritte erhielt eine Spielsperre von drei Jahren; eine Hälfe muss er verbüßen, die andere wurde unter der Bedingung zu Bewährung ausgesetzt, dass er einen Schiedsrichter-Lehrgang absolviert und zehn Spiele pfeift. Dies habe er inzwischen getan, sagte er. Deshalb könne er die Rolle eines Unparteiischen nun besser verstehen.