Grundschulen im Kölner SüdenRatten in der Schulküche und in den Klassen
Köln – Seit Wochen klagen die Ernst-Moritz-Arndt-Schule (EMA) und die benachbarte katholische Grüngürtelschule (KGS) über Mäuse und Ratten auf dem Schulgelände. Jetzt haben sich die Schulen zum Handeln entschlossen: „Wir als Schulleitungen können die Situation so nicht verantworten“, heißt es in einer Rund-Mail, die die Leitungen beider Schulen am Dienstag kurz vor Mittag an die betroffenen Eltern losschickte, versehen mit der Bitte, die Kinder möglichst bald abzuholen. Und weiter: „Aus Hygienegründen und zum Schutz ihrer Kinder“ werde der Schulbetrieb am Mittwoch und Donnerstag komplett eingestellt, ebenso wie die Übermittagsbetreuung.
300 Kinder betroffen
Am Freitag solle es Unterricht in Form von Ausflügen geben. Das Vorgehen sei mit der Schulaufsicht abgestimmt. Betroffen sind mehr als 300 Kinder.Das Problem ist nicht neu: Bereits vor einiger Zeit gab es eine Mäuseplage im Doppelstockpavillon der EMA, vor zwei Wochen waren Ratten im Keller der Grüngürtelschule. Beide Male bestellte das Gesundheitsamt einen Kammerjäger, um der Situation Herr zu werden. Offenbar vergeblich. „Seit gestern Abend wissen wir, dass sowohl in der EMA als auch in der KGS Mäuse und Ratten im Küchenbereich und in den Klassenräumen im Erdgeschoss gesichtet wurden. Ratten liefen heute Morgen über den Schulhof“, schreiben die beiden Schulleiterinnen.
Bei der Stadtverwaltung kann man die Aufregung hingegen nicht nachvollziehen. Mitarbeiter der Desinfektionsstelle hätten bei einer Begehung „keinen Befall von Schadnagern festgestellt“, teilte das Gesundheitsamt auf Nachfrage mit. Man sei lediglich auf eine Baustelle mit einem offenen Kanal im Außenbereich der Schule gestoßen. Dieser sei provisorisch abgedeckt worden, zudem seien draußen Köder ausgelegt worden. „Es bestand aus Sicht des Gesundheitsamtes zu keiner Zeit Gefahr für Schüler und Lehrer.“ Im Innenbereich seien keine Maßnahmen nötig. Gleichwohl empfahl die Behörde der Schule eine Bodenreinigung – und zwar wegen Mäusekots.
Schule in Zündorf blieb drei Tage wegen Ungeziefers geschlossen
Die Eltern indessen stellt der unvorhergesehene Unterrichtsausfall vor erhebliche Probleme. „Bei uns muss entweder die Oma einspringen oder wir müssen die Kinder morgen und übermorgen mit zur Arbeit nehmen“, sagt Henrike Habuzin, deren sieben und zehn Jahre alten Kinder die Grüngürtelschule besuchen. Sie könne nicht von jetzt auf gleich den Stift fallen lassen und zu Hause bleiben, sagt die berufstätige Mutter.
Bereits im vergangenen Sommer hatte eine Kölner Schule wegen Ungeziefer-Befalls für drei Tage geschlossen. Betroffen war damals die Johann-Amos-Comenius-Hauptschule in Zündorf. In den Zwischendecken hatten sich Vögel eingenistet. Vogelkot rieselte von den Decken, Milben krabbelten den Schülern über die Hände. Die Tiere hatten offenbar zwischen Fenstern, Markisen und Wandverkleidung einen Durchschlupf gefunden. „Der schlechte Bauzustand vieler Schulen kann den Befall mit Schädlingen begünstigen“, ist sich der Vorsitzende der Kölner Stadtschulpflegschaft, Lutz Tempel, sicher. „Statt grundlegend zu sanieren, wird oft jahrelang notdürftig geflickt.“ Feuchte Keller, undichte Kanäle und Löcher in der Bausubstanz zögen die Tiere an.