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Ferienaktion„Jesus wohnt im Schokoladenhafen“ –Grundschulkinder erkunden Köln vom Wasser aus

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann mit Mikrofon in der Hand und ein Mann mit Akkordeon stehen sich gegenüber. Im Hintergrund sind Kinder zu sehen, die an Tischen sitzen.

Dan O'Clock und Wolfgang Jaegers spielen auf der Panoramafahrt für Grundschulkinder kölsche Lieder.

Die „Akademie för uns kölsche Sproch“ lädt 300 Kinder dazu ein, ihre eigene Stadt als Touristen zu entdecken.

Ferienzeit ist Reisezeit ist Entdeckerzeit. Doch nicht alle Kinder verreisen in den Ferien. Warum also nicht einfach mal als Tourist die eigene Stadt erkunden? 300 Kinder verschiedener Kölner Grundschulen tun am Gründonnerstag genau das: Auf einer Schiffstour erleben sie Köln vom Wasser aus und erfahren viel über die Geschichte der Stadt.

Mit dem Schiff geht es die Kölner Altstadt entlang

Für die Ferienaktion hat die „Akademie för uns kölsche Sproch“ der SK Stiftung Kultur ein Schiff gemietet und veranstaltet drei je einstündige Panoramafahrten von der Hohenzollernbrücke bis Rodenkirchen. „Es sind Kinder aus verschiedensten Nationen dabei“, sagt Akademie-Mitarbeiterin Priska Höflich. „Köln verbindet sie alle miteinander und sorgt für ein Heimatgefühl. Hier fängt Integration an.“

Kinder betrachten die sogenannten Liebesschlösser auf der Kölner Hohenzollernbrücke.

Die Kinder bringen eigene Liebesschlösser am Geländer der Hohenzollernbrücke an.

Als weiterer Punkt neben der Bootsfahrt steht die Hohenzollernbrücke auf dem Reiseplan. Jede der Grundschulen erhält von der Akademie ein „Liebesschloss“ mit eigener Gravur entsprechend ihres Veedels: „Pänz us Porz“ oder „Pänz us Nippes“ ist darauf etwa zu lesen. Auf der Mitte der Hohenzollernbrücke befestigen die Schüler ihr Schloss am Geländer. „So könnt ihr eure Heimatliebe zeigen“, sagt Priska Höflich. Auf dem Weg dorthin erfahren die Kinder, wer auf den Reiterstandbildern an den Brückenenden zu sehen ist (die preußischen Kaiser und Könige), was es mit den Liebesschlössern auf sich hat oder wie lang die Eisenbahnbrücke ist (400 Meter).

Immer wieder beziehen die Köln-Expertinnen und -Experten der Akademie die Kinder mit ein. „Wie heißt der Hafen dort?“, fragt Höflich. Ein Junge benennt den Rheinauhafen kurzerhand in „Schokoladenhafen“ um, ein anderer hält die Statue von St. Nikolaus für Jesus. Jesus wohnt damit also im Schokoladenhafen. Wer der berühmte Poldi ist, der in einem der Kranhäuser wohnt, wissen dafür die meisten Kinder – und winken beim Vorbeifahren eifrig. „Vielleicht ist er ja zu Hause und guckt grad aus dem Fenster“, sagt ein Mädchen.

Ein Ausfluggschiff fährt auf dem Rhein.

Auf diesem Schiff fanden die Bootstouren statt.

Die Kinder erfahren, dass einer der historischen Kräne sogar den dicken Pitter, die schwerste Glocke des Kölner Doms, heben konnte. Benannt ist dieser Kran „nach einem sehr, sehr starken Mann. Wie könnte der heißen?“ – „Papa“, lautet einer der Vorschläge. Die richtige Antwort, Herkules, geht im Gelächter unter.

An Bord des Schiffes sorgen der Akkordeonspieler Wolfgang Jaegers und der Sänger Dan O’Clock für kölsche Musik. Viele Kinder schunkeln und singen bei bekannten Liedern wie der FC-Hymne laut mit. Der siebenjährige Poyraz wird nachher berichten, dass ihm die Musik am besten an der Tour gefallen hat.

Die neunjährige Sarah aus Porz genießt den „schönen Ausblick“ auf Köln: „Ich finde es toll, dass wir auf der Fahrt so viel erklärt bekommen.“ Etwa, dass der Rhein die Autobahn des Mittelalters war und die Menschen früher mit Booten auf die Schäl Sick fahren mussten, als es noch keine Brücken gab.

Der Kölner Autor Bernd Imgrund, der in Rodenkirchen zur Schule gegangen ist, erzählt, dass der Stadtteil damals noch gar nicht zu Köln gehörte: „Irgendwann wurde es von Köln aufgefressen. Köln hat nur deshalb mehr als eine Million Einwohner, weil es Rodenkirchen, Porz und Mülheim aufgefressen hat.“ Die Kinder lachen. Am Ende der Tour gehen alle gut gelaunt von Bord. Die achtjährige Nana findet: „Das war wie ein Urlaubstag.“


Pünktlich zum Osterwochenende starten die Kölner Schifffahrts-Unternehmen in die Saison: Die Schiffe von Kölntourist bieten ihre Touren bereits seit Gründonnerstag wieder an. Bei der Dampfschifffahrt Colonia (DSC) geht es Karfreitag, 29. März, los. Die Köln-Düsseldorfer (KD) nehmen am Karsamstag, 30. März, ihren Betrieb wieder auf.